Editorial DJZ 6/2015
Landesjägertag irgendwo, irgendwann. Gezeter hier, Gezeter da. Gruppenbildung, Zank und Mobbing in der Lobby. Einem Delegierten reicht es. Er verlässt den Pulk: Herrgott, wie wollen wir nach außen stark sein, wenn wir uns untereinander permanent anfeinden?, murmelt er in seinen Bart.
Recht hat er. Keine Gruppierung dieser Welt hat ihre Ziele erreicht, wenn nicht in den eigenen Reihen Einigkeit herrschte. Keine Fußballmannschaft spielt oben mit, wenn nicht alle Kicker auf ein Tor spielen. Kein Betrieb schreibt schwarze Zahlen, wenn die Abteilungen nicht zusammenarbeiten.
Und wir Jäger? Warum lassen ausgerechnet Grünröcke diesen Korpsgeist häufig vermissen? Sind wir besonders kritisch? Mehr noch: Sind wir besonders kritisch mit unserem jagenden Umfeld, dem Reviernachbarn, den Mitpächtern und Verbänden? Suchen wir bewusst oder ohne Bedacht gerade in unseren Reihen gierig nach Verfehlungen? Treibt uns am Ende ein geheimes Unbehagen oder gar Streitsucht auf diese Suche?
Keine Ahnung. Fakt aber ist, dass es häufig an Jägerstammtischen, in Kreisgruppensitzungen oder Jagdhütten gewaltig raucht. Das ist vielleicht sogar artgerecht. Es gibt gerade mal eine psychologische Studie über den Jäger. Vermutlich schon deshalb, weil es den Jäger gar nicht gibt. Aber sicherlich gehören viele Kopfhunde dazu. Sicher ebenso Draufgänger. Und noch sicherer sind viele Weidmänner im höchsten Grade selbstbewusst und alles andere als konfliktscheu. Am Ende sogar intolerant? Ein Werte-Gebräu, das nicht viel von Deeskalation hält, viel mehr den offenen Kampf sucht.
Das muss ja nicht grundsätzlich falsch sein. Im Gegenteil: In die richtigen Bahnen gelenkt, ist das sogar ein gewaltiges Potenzial. In Düsseldorf als 15.000 Jäger einig auftraten haben wir nachhaltig gezeigt: Mit uns ist nicht zu spaßen! Wir sind keine Hampelmänner! Daumen hoch! Genauso geht es. Im Großen wie im Kleinen.
Gegen zielführende Diskussionen, auch der schärferen Art, ist nichts einzuwenden, zeigt es doch den grünen Willen nach Problemlösungen. Aber mangelhafte Streitkultur, die fehlende Bereitschaft, Kompromisse einzugehen, übertriebene Mannschärfe innerhalb der Jägerschaft weichen unsere Reihen auf, machen uns schwach. Und das beginnt leider häufig im eigenen Revier, wie Sie gleich lesen werden.
Weidmannsheil Ihr
Hans Jörg Nagel
Chef vom Dienst
Hans Jörg Nagel
Chef vom Dienst