02.06.2015
Thüringens Umweltministerium hat ein erstes Wolfsgebiet ausgewiesen. Das teilte Umweltministerin Anja Siegesmund gestern mit.
Mit dem ausgewiesenen Wolfsgebiet verstärken wir die Hilfe für Schafhalter, die ihre Tiere vor dem Wolf schützen wollen, sagte die Ministerin. Eine entsprechende neue Förderrichtlinie ermögliche ab sofort den Tierhaltern die finanzielle Förderung von Schutzzäunen und Hütehunden.
Im Wolfsgebiet könnten Präventionsmaßnahmen von Tierhaltern zu 75 Prozent gefördert werden. Förderfähig seien unter anderem Netzzäune mit Weidezaungeräten, ein Untergrabungsschutz bestehender Zäune, Breitbandlitzen an den Zäunen sowie die Anschaffung und Ausbildung von Herdenschutzhunden. Reiße ein Wolf trotz Schutz ein Tier, so bekomme der Besitzer den Wert zu 100 Prozent erstattet.
Das erste Thüringer Wolfsgebiet umfasse eine Fläche von rund 2.800 Quadratkilometern und erstrecke sich in einem 30-Kilometer-Radius um das Zentrum des ehemaligen Standortübungsplatzes Ohrdruf, in dem seit Mai 2014 wiederholt eine Wölfin gesichtet worden sei. Die Förderung von Präventionsmaßnahmen gegen Wolfsübergriffe könne nur im ausgewiesenen Wolfsgebiet erfolgen. Voraussetzung für die Ausweisung eines Wolfgebiets sei die mindestens über ein halbes bis ein ganzes Jahr belegte Präsenz eines Einzeltiers oder eines Wolfspaars. Als Wolfsgebiet werde üblicherweise der Siedlungsraum mit einem 30 km breiten Umkreis bezeichnet.
Dass der Wolf in Deutschland und Thüringen wieder heimisch werde, sei ein Erfolg für den Artenschutz. Gleichzeitig warb Siegesmund für Akzeptanz des Wolfes und bekräftigte den Willen der Landesregierung, die betroffenen Schäfer finanziell zu unterstützen.
Hintergrund
Noch vor Sichtung des ersten Wolfs Ende 2013 in der Nähe von Jena habe Thüringen einen Managementplan Wolf erarbeitet. Bereits seit 2010 gebe es einen Titel im Landeshaushalt, der Verluste durch gerissene Tiere finanziell ausgleiche. Dieser Titel habe bisher, auch nach Ankunft des Wolfs, noch nie in Anspruch genommen werden müssen.
Am Pfingstwochenende 2015 seien in der Nähe des Standortübungsplatzes Ohrdruf erstmals fünf Schafe gerissen worden. Die Wolfsexperten der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie würden davon ausgehen, dass es sich um Risse durch einen Wolf handle. Die genetische Untersuchung dazu laufe derzeit noch.
PM/fh