Männer gehen mit dem Kopf durch die Wand. Frauen öffnen die Tür. Männer fordern Kadavergehorsam. Frauen sehen im Hund einen Freund. Wie wirkt sich das bei Jagdhunden aus?
Von Armin Liese
Foto: Ruth Benger |
Sensibel und wissbegierig
Annette Schmeink aus Wintersdorf (RLP) war erfolgreich auf der Hegewald. Angefangen hat sie mit der Ausbildung von Behinderten-Begleithunden (Foto: Josef Weinand) |
Ein Familienmitglied mehr
Kathrin Schein aus Ehrang (RLP) startet mit DD Gerry voll durch: Jagdscheinkurs und Welpe in einem Aufwasch (Foto: Armin Liese) |
Bei uns gab es immer Hunde im Haus. Meine Eltern haben Neufundländer gezüchtet. Das hatte natürlich nichts mit Jagdhunden zu tun, und ich hatte auch kein großes Interesse an der Grünen Zunft. Dieses friedliche Leben mit Tieren beendete mein Freund. Er ist Förster und passionierter Jäger. Anfangs war ich nicht gerade begeistert über das Jagdhandwerk, den Schweiß und den Dreck. Für ihn war das aber normal, und nach und nach habe ich auch Interesse daran gefunden. Drückjagden mit der Geselligkeit und den vielen Hunden haben mir besonders gefallen. Häufig wurde ich gefragt, ob die Bracke an meiner Leine mir gehöre. Da ich dies immer verneinen musste, und mich auch jedesmal als nichtjagende Begleiterin meines Freundes offenbaren musste, entschloss ich mich Ende 2010 den Jagdschein zu machen. Da ich mir die Zeit zum Lernen nehme und viel im Revier bin, wurde bei uns der lang gehegte Wunsch eines zweiten Hundes aktuell. Zufällig hatte ein Hundekollege gerade einen Wurf Drahthaar. Schon beim ersten Besuch hatte ich mich in das schwarze Fellknäuel verliebt. Seitdem habe ich ein weiteres Familienmitglied zu erziehen.
Eintritt in die Jägerszene
Dorothee Eiden aus Schweich (RLP): Über die Hundeausbildung zum Jagdschein. Der Kurs zum Grünen Abitur beginnt in wenigen Wochen (Foto: Dorothee Eiden) |
Schleppwild und Schweißfährte waren vor zwei Jahren noch Fremdworte für mich. Im Sommer 2009 zog unsere Labradorhündin „Eila“ bei uns ein. Sie stammt aus einer jagdlichen Leistungszucht. Damit war schon einmal vorgegeben, dass aus diesem Hund kein reiner Familien- und Begleithund wird. Da die Züchterin eine passionierte Jägerin ist, weckte sie mein Interesse an der jagdlichen Hundearbeit. Im Laufe des vergangenen Jahres haben wir uns auf die Brauchbarkeitsprüfung und die JP/R vorbereitet und im Herbst die Prüfungen abgelegt. Ein toller Erfolg, denn wir wurden Suchensieger. Durch die Arbeit mit dem Hund entwickelte sich der zaghafte Gedanke, der dann immer mehr zu dem Entschluss reifte, den Jagdschein zu machen. Vor Jahren hätte ich dies für undenkbar gehalten. Im Frühjahr wird dieses Projekt dann auch in die Tat umgesetzt, angemeldet bin ich schon. Es ist für mich eine große Herausforderung, theoretisches Wissen und die praktischen Fähigkeiten zu erlernen und hoffentlich durch eine bestandene Prüfung zu bestätigen. Der erste Kontakt zur Jägerzunft liegt nunmehr ein Jahr zurück. Anfänglich war meinerseits eine gewisse Skepsis vorhanden. Fachjargon und eine gewisse Härte im Umgang mit Hunden wirkten auf mich zunächst einmal befremdlich. Durch die regelmäßigen Treffen, um für die Brauchbarkeitsprüfung zu üben, hat sich allmählich meine Einstellung geändert. Hinter den bevorzugt in grünen und braunen Farbtönen auftretenden Jägersleuten stecken meist durchaus umgängliche und sympathische Menschen. Durch die Bekanntschaft zur Züchterin wurde schnell klar, dass Labrador für mich die Hunderasse schlechthin ist. Die Entscheidung für unseren ersten Labbi haben wir nie bereut. Ein treuer Begleiter mit den typischen Charaktereigenschaften. Der Nachfolger sollte aus einer jagdlichen Zucht stammen, um durch artgerechte Arbeit die Beziehung zum Hund zu intensivieren. Dass dies zu solchen Konsequenzen, sprich Eintritt in die „Jägerszene“ führen würde, war vorher nicht abzusehen.
Wir sind ein super Team
Silvia Vielhauer aus Bergisch Gladbach (NRW): Frauchen und Hund sind ein eingespieltes Team. Auf der Jagd gibt es sie nur im Doppelpack (Foto: Ruth Benger) |
Nun begleitet er mich auf all meinen jagdlichen Ausflügen. Sogar auf den Hochsitz schleppe ich den Hund mit. Auf der Taubenjagd ist er der König. Er merkt sich jede Taube, die erlegt wird. Geht die Flinte in die Luft, wird er schon aufmerksam. Ein toller Hund. Sein größtes Ziel ist, mir zu gefallen. Das macht unsere Zusammenarbeit so harmonisch.
Ohne Zwang und Druck
„Für mich gehören Jagd und Hund unzertrennlich zusammen.“ Birgitt Hüls aus Hetzerath (RLP) züchtet Labrador aus dem Zwinger Huels’ Hunters (Foto: Birgit Hüls) |
Für mich gehören Jagd und Hund zusammen. Vor 18 Jahren zog unser erster Jagdhund, eine Deutsche Jagdterrierhündin, bei uns ein. Als Erstlingsführer kam ich mit dieser sehr selbstständig arbeitenden Hunderasse oft an meine erzieherischen Grenzen. Die Ausbildungsmethoden waren von Parforcedressur, Zwang und Druck geprägt. Dies führte aber nicht dazu, dass mein Terrier seine Aufgaben schneller erlernte als durch Belohnung, eher im Gegenteil.
Die Jagdeignungsprüfung wurde zur Tortur, Zuchtzulassung war unmöglich. Bei der jagdlichen Arbeit zeigte die Hündin unermüdlichen Einsatz und bereitete mir bis auf die Tatsache, dass sie nach Drückjagden nie dort war, wo ich mich befand, viel Freude. Die Trauer war groß, als sie bei einem Beutezug durchs Dorf überfahren wurde. Jagen ohne Hund machte mir keinen Spaß. Für mich war es selbstverständlich, dass mich ein Hund in den Wald und zur Jagd begleitet, nicht wie bei so vielen Artgenossen, die ein tristes Dasein im Zwinger führen. So haben wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Jagdhunderasse begeben. Den Entschluss, einen Labrador aus einer jagdlichen Leistungszucht zu nehmen, habe ich bis heute nie bereut. Im Gegenteil: Die Labradore haben mich sowohl bei ihrer Arbeit auf Schweiß, beim Apportieren von erlegtem Wild oder bei der Stöberarbeit so begeistert, dass ich seit 2006 im Zwinger „Huels‘ Hunters“ sechs Würfe gezogen habe. Nicht nur das gemeinsame Jagen, sondern auch die Ausbildung der Hunde bereitet mir unendlich viel Freude. Heute weiß ich auch, dass Zwang und Druck bei der Ausbildung eines Hundes eher das Gegenteil bewirken. Positive Bestärkung, Lob und eine gute Mensch-Hund-Bindung sind Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Arbeiten und Jagen mit dem Vierläufer. Das gebe ich auch den zukünftigen Hundeführern mit auf den Weg. Schon viele Welpenkäufer haben wir mit dem Hund-Jagd-Virus infiziert.
Ins kalte Wasser geschmissen
Panja Jungermann aus Hattingen (NRW) über ihre erste Drückjagd: „Es war toll! Hirsche von links, Sauen von rechts, und ich versteckte mich ständig hinter Bäumen.“ (Foto: Björn Köhne) |
Mit der Jagd hatte ich früher nichts zu tun. Im Gegenteil. Ich habe nicht verstanden, wie man auf ein Tier schießen kann. Mein Labrador-Rüde war ein toller Pferdestallbegleithund, bis ich meinen Freund kennenlernte. Er besaß einen quirligen Deutschen Jagdterrier und war von Kindesbeinen an mit der Jagd vertraut. So wurde ich ins kalte Wasser geschmissen, und es kam meine erste Drückjagd. „Es war toll!“ Hirsche von links, Sauen von rechts, und ich versteckte mich ständig hinter Bäumen. Ein Stück Schwarzwild musste nachgesucht werden. Danach wollte ich meinen Labrador auf Schweiß führen. Nach langem Üben mit Höhen und Tiefen kam die Prüfung. Ohne Jagdschein durfte ich nicht führen – nur zuschauen. Er hat bestanden, und ich wusste, das passiert mir nicht noch einmal! Jetzt bin ich seit vier Jahren Jagdschein-Inhaberin. Mittlerweile sind wir stolze Besitzer von einem Labrador, drei Deutschen Jagdterriern und einem Usage Epagniol de Saint. Alle halten wir im Haus. Darauf lege ich besonders großen Wert. Wir sind ab Herbst ständig auf Drückjagden und gehen immer mit den Hunden durch. Es macht Spaß, die Hunde bei der Arbeit zu sehen.
„Glück gehabt“ – eben nicht!
Verbandsrichterin Claudia Kroitzsch aus Plauen (SN) führt Deutsch Kurzhaar auf internationalen Prüfungen (Foto: Claudia Kroitzsch) |
Ich bin in einer Jägerfamilie mit einem Deutsch Kurzhaar Namens „Jaro vom Töpferhof“ aufgewachsen. Oft begleitete ich meinen Vater auf Enten- oder Fasananjagd und auch auf Nachsuchen. Dabei wuchs das Interesse für die Jagd immer mehr, und ich meldete mich im Jahr 2000 zum Jägerlehrgang an. Im Mai 2001 war es dann soweit: Ich hatte das Grüne Abitur bestanden. Im Laufe der Zeit hatte ich viele Jagdhunderassen bei der Arbeit beobachtet und viele Rasseportraits gelesen und kam zu dem Entschluss, dass ein Weimaraner mein perfekter Jagdgebrauchshund werden sollte. Ein toller Zwinger mit isolierter Hundehütte und großem Auslauf wurde gebaut. Hier sollte mein erster eigener Jagdhund, „Anne Sedy Rebel“, einziehen. Ein toller Hund: leichtführig und intelligent. Wir haben uns blind verstanden und mit viel Fleiß und Konsequenz auf die Prüfungen vorbereitet. Trotz meiner Aufregung, die ich bis heute noch habe, meisterte die Hündin alle Aufgaben mit Bravour. Ich führte Anne zur VJP und bei der HZP sogar zum Suchensieger. Dies war von einigen Weidgenossen gar nicht gern gesehen, dass eine Erstlingsführerin ihnen den Rang abläuft. „Glück gehabt“, war ein häufiger Kommentar. Danach folgte die VGP im 1. Preis, die VSwP im 2. Preis und die Bringtreue. Deutsch-Kurzhaar Züchter Dietmar Günnel machte mir Appetit zur Teilnahme an internationalen Prüfungen. Schon bald führte ich die DK-Hündin „Meike vom Thüringer Zipfel“ erfolgreich im 1. Preis zur Internationalen Kurzhaarprüfung in Österreich. Weitere Deutsch Kurzhaar brachte ich zur Eintragung ins Stammbuch. Parallel dazu wurde ich 2007 Verbandsrichterin mit Erweiterung zur Schweißrichterin und Anwartschaft zur Baurichterin. Während meiner Richtertätigkeit habe ich viele Gespanne gesehen. Es gibt Menschen, die können mit Hunden und andere nicht. Auf jeden Fall geht ohne Konsequenz und Fleiß nichts. Man muss einen Hund lesen, Schwächen und Stärken erkennen und gezielt bei der Abrichtung einsetzen. Geduld ist dringend notwendig: Genau hier sind Frauen etwas stärker.
Fazit
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