06.08.2015
Die Großwildjagd hat das Interesse der (nicht)-jagenden Bevölkerung auf sich gezogen und die Medien reagieren darauf. Dass sie es bei der Artikel-Recherche dann aber nicht so genau nehmen und Quellen falsch zitieren, kritisiert der Deutsche Jagdverband und stellt einen Online-Beitrag richtig:
Screenshot Spiegel-Online (Quelle: DJV) |
Im Artikel Umstrittene Großwildjagd: Trophäen fürs Wohnzimmer beschäftigt sich Spiegel-Online mit der Auslandsjagd. Unter der reißerischen Zwischenüberschrift “Kontrollierter Artenschutz oder martialisches Gemetzel? Die wichtigsten Fakten” berichtet das Online-Magazin. Eine Frage: Wie passen Artenschutz und Großwildjagd zusammen? Als Antwort wird verkürzt und zusammenhanglos aus dem Positionspapier des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zitiert: Auslandsjagd sei “bestplatzierte Entwicklungshilfe” und “sanfter Naturtourismus”. Auf telefonische Nachfrage wurde auf den akuten Zeitmangel in der Redaktion hingewiesen, der eine Überprüfung der Zitierung derzeit nicht möglich mache. Ein Zitat wurde nach Twitter-Nachfrage zwischenzeitlich geändert.
Der DJV stellt richtig: Im gemeinsamen Positionspapier mit dem Internationalen Jagdrat zur Erhaltung des Wildes (CIC) ist “bestplatzierte Entwicklungshilfe”, wenn die Einnahmen größtenteils der örtlichen Bevölkerung direkt zukommen. Jagd wird gegenüber dem Massentourismus als eine Form des sanften Naturtourismus dargestellt.
Leider wird in dem Spiegel-Online-Artikel nicht darauf eingegangen, dass beispielsweise in Kenia das Jagdverbot von 1977 bis heute zu einem Verlust von 70 Prozent der Wildtiere geführt hat. Wilderei ist an der Tagesordnung und die arme Landbevölkerung greift zur Selbstjustiz, wenn Elefanten die überlebenswichtige Ernte bedrohen. Fazit: Nur wenn die lokale Bevölkerung einen direkten Nutzen von Wildtieren hat, werden diese auch geschützt. Vor mehreren Jahren formulierte die IUCN deshalb den Leitsatz: “Use it or lose it” , also “nutzen oder verlieren”.
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat sich ebenfalls zur nachhaltigen Nutzung von Wildtieren positioniert. Demnach gibt es “einige Programme zur nachhaltigen konsumtiven (Trophäen-)Nutzung von gefährdeten Wildtieren, die zur Folge gehabt haben, dass sowohl die Wilderei als auch die Ausweitung von landwirtschaftlich genutzten Flächen abgenommen hat. Verschiedene Beispiele aus aller Welt (Simbabwe, Pakistan, Südafrika) zeigen, dass durch diese Projekte Schutzgebiete ausgeweitet und miteinander vernetzt werden konnten.”
Simbabwe war bis zum Jahr 2000 ein Paradebeispiel für ein funktionierendes Wildtiermanagement – inklusive nachhaltiger Jagd. Unter der Regierung von Robert Mugabe verschlechterten Enteignung und Korruption die Situation für Landwirte und Wildtiere gleichermaßen drastisch. In Namibia hingegen wird die lokale Bevölkerung in die Artenschutzbestrebungen vorbildlich eingebunden, die Wildtierbestände sind stabil. Das Fleisch erlegter Wildtiere kommt der Bevölkerung zugute, die Devisen für Trophäen werden unter anderem für Wildhüter eingesetzt, die Wilderei verhindern sollen.
PM DJV/fh