Vorstehhunde sind bei Drückjagden auf Schalenwild umstritten. Hohe Läufe schnelle Hunde und fehlender Fährtenlaut sind die üblichen Vorurteile. 14 Kleine Münsterländer zeigten in der Eifel, ob an diesen Vorwürfen was dran ist.
Pünktlich zum Treffen um 9 Uhr öffnete der Himmel alle Schleusen. Und daran hat sich bis zum Ende des Jagdtages nichts geändert: Sauwetter in der Eifel. Vier kleine Treiben sind geplant.
Der Jagdherr, Erzherzog Sigismund von Habsburg-Lothringen, ermöglichte diese Testjagd in seinem Arenbergischen Forstamt mit rund 3 000 Hektar Fläche. Da aber nur rund 10 Schützen geladen waren, wurde dementsprechend kleinräumig gejagt. Höchstens eine Stunde Treiben, dann war Hahn in Ruh und Zeit für den Standortwechsel.
Braunweiß und Braunschimmel waren neben dem Grau am Himmel dominant. 14 Kleine Münsterländer kamen zum Einsatz. Das sind eigentlich Vorstehhunde, die aber oft als Allrounder eingesetzt werden. An diesem Tag konnten sich die vierläufigen Jagdhelfer für die DJZ und DJZ-TV präsentieren. Und das taten sie von ihrer besten Seite.
Aufbruch zum ersten Treiben: Kleine Münsterländer in allen Variationen |
Los gehts
Erstes Treiben. Schon nach fünf Minuten Standlaut: Sauen stecken. Zuerst macht sich die Bache von dannen und zieht einige Hunde hinter sich her. Aber nicht alle, denn die Frischlinge werden von den verbleibenden Hunden gejagt. Genau auf den Kamerastand flüchten die Frischlinge zu, verhoffen, und der Förster erlegt einen. Nur wenige Meter von der Linse des DJZ-Filmemachers Ralf Bonnekessen entfernt.
Damit ist das erste Treiben beendet. Durch die wenigen Schützen sind die Flächen klein und schnell durchgedrückt. Keine zehn Minuten dauert es, bis die Hunde wieder da sind. Und das, nachdem sie gerade an Sauen gejagt haben. Da zeigt sich der Vorteil des Führerbezugs bei Vorstehhunden. Stöberhundeführer kennen das auch anders.
Kurze Totsuche nach dem zweiten Treiben: Der Überläufer ist gefunden |
Über die Schneise
Das Wetter ist noch immer alles andere als angenehm. Regen satt, und es will nicht aufhören. Aber besser als zu warm, dann wären die Hunde schnell müde. Bei den Temperaturen können sie zeigen, was in ihnen steckt. Das Wasser von oben stört sie nicht. Der Gruß aus dem Himmel ärgert eher die Schützen mit Waffen und Zielfernrohren, die ständig um klare Sicht kämpfen.
Eine große Fichtenkultur wird im zweiten Trieb bejagt. Die Hunde sind geschnallt. Stille. Auf einmal werden einige heftig laut. Eine Sau überfällt die Schneise. Kurz dahinter erst zwei, dann weitere drei Kleine Münsterländer. Energisch wird die Sau mit aggressivem Laut vorangetrieben, bis ein Schuss bricht und noch einer. Dann wieder Ruhe. Wahrscheinlich liegt die Sau, sonst würden die Hunde sie weiter verbellen.
Endlich raus aus dem nassen Busch, winkt ein Schütze die Hundeführer zu sich. Er hat die Sau beschossen. Sie zeichnete deutlich, ist aber im Bestand verschwunden. Ein erfahrener Hund von Paul Dingels, dem zuständigen Revierförster, soll kontrollieren. Bereits am Anschuss, einem Graben direkt neben dem Waldweg, ist viel Schweiß zu finden. Lungenschweiß. Die Sau dürfte nicht mehr weit gekommen sein.
Diese Vermutung bestätigt sich, denn nach rund 40 Metern liegt der Überläufer. Durch den Druck der Hunde hatte er wahrscheinlich so viel Adrenalin im Blut, dass er trotz gutem Schuss einfach weitermarschierte.
Schnell umgestellt
Im dritten Treiben kommt Rehwild vor. Ein Kitz wird ganz am Ende erlegt. Der letzte Trieb steht an. Er startet in einem Birkenbruch. Es dauert keine zwei Minuten, da haben Hunde Rotalttier und Kalb aufgestöbert und verfolgen sie mit sicherem Fährtenlaut. Sie kommen keinem Schützen passend und flüchten aus dem Treiben. Schon nach ein paar Minuten sind die Hunde zurück und suchen rund um die Hundeführer weiter.
Plötzlich ein Krachen: Ein Hirsch kommt hochflüchtig über den Waldweg in gut zwei Metern Höhe geflogen. Bis die zwei Hunde, die ihn verfolgen, den Weg überqueren, dauert es. Dieser Schmalspießer kam dem Jagdherrn, der ihn erlegte.
Ein Hirsch, zwei Sauen und ein Reh war die Strecke des Tages nicht übermäßig viel, aber es wurde auch nur mit wenigen Schützen gejagt. Das Wild hatte viele Möglichkeiten, zu entkommen. Eines wurde deutlich: Ein Vorstehhund, der fest verankerten Spur- und Fährtenlaut besitzt, ist für Drückjagden auf Schalenwild bestens geeignet. Kein Stück wurde von den Hunden gefangen! Besonders die Führerbindung ist nicht nur bei kleinräumigen Treiben von großem Vorteil.
Armin Liese