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Flächen für „Wilde Äcker”

1947


Walter Schlöffel, Koordinator der Stiftung Lebensraum Thüringen, gibt Praxistips.

DJZ: Herr Schlöffel, was muss der Jäger tun, bevor er einen Wildacker anlegen kann?

Walter Schlöffel: Wenn der Jäger wirklich etwas Sinnvolles erreichen will, braucht er Partner – in erster Linie die Landwirte und die Jagdgenossen – sie stellen die Flächen bereit. Entweder sind das Flächen, die dauerhaft aus der Bewirtschaftung ausgegliedert werden und die unter keinen Schutzstatus der sogenannten „Besonders geschützten Biotope“ fallen oder es werden Stilllegungsflächen bereitgestellt.

Die Bereitschaft ist meist nicht mit immer gleichermaßen gutem Willen ausgeprägt. Aber es gibt übereinstimmende Interessen. Die muss der Jäger besonders hervorheben. In den Umweltförderprogrammen der Länder finden sich genügend Möglichkeiten, um die Interessen in Übereinstimmung zu bringen. Der Landwirt muss stilllegen, das schreibt die EU vor, ein Teil dieser Flächen kann in ihrer ökologischen Wirksamkeit aufgewertet werden, das wird sogar noch gefördert.

DJZ: Welche Wildäcker sind ökologisch besonders wertvoll?

Walter Schlöffel: Eigentlich alle, die die Artenvielfalt im Revier erhöhen. Wichtig ist nur, dass es sich nicht nur um eine einzige große Fläche, sondern um viele kleine Flächen, gut im Revier verteilt, handelt. So mosaikartig im gesamten Revier verteilte Ackerrandstreifen, Zwischenstrukturen, Saumstreifen entlang von Bächen, Gräben oder an Windschutzstreifen und Hecken, bringen die besten ökologischen Effekte. Sie bedeuten mehr Äsung, artenreichere Vielfalt und mehr Deckung für das Wild und viele geschützte Arten.

DJZ: Was verstehen sie unter geeigneten Aussaatmischungen?

Walter Schlöffel: Für Thüringen haben wir sieben verschiedene Saatmischungen zusammengestellt und in der Praxis erprobt. Das sind nicht nur Kräuter-Gräser-Mischungen für unterschiedliche Standorte, sie sind auch entsprechend der Verwaltungsvorschriften durch die Behörde geprüft und zur Begrünung von Stilllegungsflächen zugelassen.

DJZ: Worin liegen die weiteren Unterschiede bei den Äsungsmischungen?

Walter Schlöffel: Eine Mischung ist speziell für Niederwild, sehr kräuterreich und blühfreudig. Eine andere ist als „Schwarzwildablenkung“ konzipiert. Die kommt abseits der Felder, an Wegrändern, Hochspannungsleitungstrassen, auf Mieten- und Holzrückeplätzen und auf Waldwildäckern zum Einsatz. Dort soll das Schwarzwild gebunden werden. Eine andere Mischung verbessert das Äsungsangebot im Spätherbst und Winter, in der äsungsarmen Zeit.

Besonders bewährt haben sich die fünf bis 25 Meter breiten Zwischenstreifen zwischen großen Getreideschlägen. In diesen Blühstreifen können sich auch Wildkräuter entwickeln, die sonst keinen Lebensraum im Großschlag mehr finden. Auch diese Streifen werden durch das KULAP gefördert.

Das Interview führte Hans Joachim Steinbach

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