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Laikameute im Einsatz – Stumme „Wölfe“ im Maismeer

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14 Laiki und 3 Hundeführer sollen heute 30 Hektar Mais sauenfrei drücken. Wie Schmirgelpapier schrubben die scharfkantigen Blätter unter der erbarmungslos brennenden Sonne an Hund und Mensch. Die DJZ hat sich mit den Rüdemännern durch die große Sauna gezwängt.

 

Laika
Laikameute im Einsatz
Erschöpft liegen die Hunde im Anhänger, alle Türen weit geöffnet. Sie haben alles gegeben. Resultat: zwei Bachen und ein Frischling, noch gestreift. Das Erhoffte deutlich unterschritten, genießen Zwei und Vierläufer den Schatten an der Grillhütte mit kühlen Getränken und Rindswurst vom Bauernhof. Geselligkeit ist bei solch einer Jagd schließlich mindestens genauso wichtig, wie die Strecke. Hauptsache alle sind gesund und munter zurück, heißt es ja meist bei der Ansprache nach der Jagd.
 
Sicherheit geht vor
 
Keine Sau ist das Leben eines Hundes oder eines Menschen wert! Schützen gehören an den Mais und dürfen nur nach außen schießen. Leider war es heute nicht so: Eine Maisseite grenzt an einen frisch bestellten, schmalen Acker. Dahinter ist Wald. Die Schützen stehen direkt an den Bäumen. Wenn hier jemand schießt, ist Mais dahinter. Das ist  für Hunde und Hundeführer lebensgefährlich. Auch kupiertes Gelände ist keine Sicherheitsgarantie. Stehen die Schützen 30 Meter vom Mais weg, schaut jeder dorthin, sobald die Post abgeht. Sie brauchen dann verdammt gute Nerven, um sich zu beherrschen. Sicher ist es nur, wenn alle am Mais stehen, mit dem Rücken zum Treiben.
 
Und dort sollten die Standschützen,  wie der Name schon sagt, auch stehenbleiben. Während des Treibens herumlaufen, um einen Fangschuss anzutragen oder Wechsel des beschossenen Wildes zu verbrechen, muss verboten sein. Wer in der Ansprache den Standschützen kleine Wanderungen erlaubt, um Fangschüsse auf gestelltes Wild anzutragen, geht ein immens hohes Risiko ein.
 

 

Laika
Nur zwei Hunde tragen Schutzwesten
Klingelingeling
 
Glockenläuten erinnert mich an den Grund meiner Reise: Heute geht es um Hunde, genauer gesagt Westsibirische Laiki. 14 Vertreter dieser Rasse sollen die Schwarzkittel aus ihren Wohn- und Esszimmern vertreiben. Die Aufregung ist unüberhörbar. Lautes Bellen vor Eifer und Passion ertönt aus dem Anhänger von Heinz Fahrer. „Bei solchen Temperaturen ist Wasser das Wichtigste“, erklärt der Meuteführer, während er einige Eimer damit befüllt. „Falls Hunde früher zurückkommen sollten, brauchen die was zu trinken.“
 
Aber jetzt muss die buschige Bande erst einmal für die Jagd vorbereitet werden. „Westen brauche ich keine, die Hunde sind nicht so unvernünftig. Außerdem wäre mir das Risiko bei den Temperaturen zu groß, dass mir einer umkippt“, erklärt der Rüdemann. Nur sein Kollege, der zwei Hunde dabei hat, packt seine Jagdhelfer in Schutzwesten.
 
Nach 5 Minuten kommt der lang ersehnte Anruf des Jagdleiters. Wir dürfen starten. Alle 8 Klappen öffnet der Meuteführer nacheinander. Überall kommt ein Hund derselben Rasse raus – keiner gleicht einem anderen. Von schwarz über braun bis weiß ist alles dabei. Nur Größe und Ringelrute sind einheitlich. Alle sind friedlich. Kein Knurren.
 
Jeder Hund trägt einen Sender und mindestens eine Glocke an der Halsung. Das Gebimmel von 15 Glöckchen ist unüberhörbar. Gepaart mit dem Laut klingt das nach mächtig Hundestärke. Die brauchen wir auch, denn der erste Schlag, ungezäunte 17 Hektar Mais, liegt vor uns. Aber nicht einfach Mais: Kuschelige 30 Zentimeter misst der Abstand zwischen den Reihen. Durchlaufen? Fehlanzeige – das ist Durchzwängen!
 
Los geht’s. Endlich dürfen die Hunde arbeiten. Sofort wird es still, nur noch die Glöckchen sind zu hören. Die Hunde verteilen sich und suchen weit gefächert. Dann schlüpfe auch ich in das Maismeer. Drei Meter hoch steht hier das Energiefutter. Ein Milchbauer drillt jedes Jahr das Schweineparadies auf die Felder rund um Talling im Hunsrück.
 
Jetzt höre ich nur noch das Schruppen der Maisblätter an meiner Warnweste. Das Schmirgeln an meinen Unterarmen verläuft lautlos, aber dafür mit viel Gefühl. Hin und wieder ertönt ein Glöckchen. Kommt der Hund näher als 3 Meter, kann ich ihn sehen. Die Sichtweite in Augenhöhe schätze ich auf einen guten Meter, auf allen Vieren können es auch mal 4 Schritte sein.
 

 

Laika
Meuteführer und Hunde marschieren durch das „Esszimmer“ der Sauen.
„Sauen nach unten“
 
Das monotone Schruppen wird durch einen Schrei erschüttert: „Sauen nach unten!“ Der erste „Feindkontakt“. Von den Hunden hatte ich bis dahin nichts gehört. Anscheinend ist eine Sau zufällig an einem Rüdemann vorbeigeprescht. Ein glücklicher Zufall, sonst wüssten wir nichts von der Anwesenheit der Schwarzkittel.
 
Danach ist es wieder still. Ob die Hunde die Sauen verfolgen? Keine Ahnung, denn sie „sprechen“ nicht. Nur Standlaut gibt es bei den Laiki, darüber habe ich mich schon im Vorfeld erkundigt. Das ist so eine Sache im Mais. Ob die Sauen in die Ecke flüchten, in der wir das Treiben begonnen haben, oder vor uns her marschieren, kann der Rüdemann nur durch den Hundelaut im Maismeer erfahren – von Laiki leider nicht.
 
Wir ziehen weiter durch den Dschungel. Zwei große „Esszimmer“ überqueren wir. Beide mindestens 400 Quadratmeter, Tendenz steigend. „Sauen nach oben“, ruft einer von rechts. Ich bleibe stehen, kann aber außer dem Glöckchen eines weißen Hundes nichts hören.
 
Zwei Schüsse donnern von unten. Die Schützenreihe am Wald und auf den Leitern hat sich bemerkbar gemacht – in Richtung Mais. Das klingt wie neben das Ohr geschossen… Danach wieder Stille. Eine Sau wechselt aus dem Mais in den Wald. Überraschend. Kein Schuss fällt. Kurz darauf kommen 3 Hunde aus dem Mais hinterher. Stumm.
 
Gegen Ende des ersten Maisfeldes höre ich etwas. Es könnte Standlaut sein. Dann wieder Ruhe. Wenn die Hunde eine Sau gestellt haben, werden die Laika doch nicht direkt wieder die Schnauze halten. Dann doch noch einmal kurz Laut. Das war auch der letzte Laut, den ich auf dieser Jagd gehört habe.
 
 

 

Laika
Der scharfkantige Mais verletzt die Hunde
Endlich Wasser
 
Der Rückweg geht schneller als der Hinweg. Eigentlich will ich gar nicht mehr in den Mais, denn meine Arme schmerzen. Die Sonne knallt. Der morgendliche Tau ist längst verdunstet. Jetzt ist es im Mais wie in einem türkischen Dampfbad. Für die Hunde muss es die „grüne Hölle“ sein, wahrscheinlich noch schlimmer als für uns Menschen.
 
Am Anhänger angekommen, verkriechen sich die Hunde im spärlichen Schatten. Nach und nach trudeln sie ein. Es dauert keine 10 Minuten, da sind alle 14 Laiki wieder da. Hunde suchen ist für Fahrer bei seiner Meute die absolute Ausnahme.
 
Schnell zur Grillhütte in den Schatten. Ein Brunnen spendet kühles Nass, mit dem ich meinen Kopf abwasche. Ein etwas beleibterer Jäger wird neckisch mit „das ist Tauwetter für Dicke“ von seinem Jagdfreund empfangen – besser hätte man das Klima nicht beschreiben können.
 
Schon während der Jagd wurden die Sauen geborgen, aufgebrochen und ins Kühlhaus gefahren. Sinnvoll, denn nach wenigen Minuten sammeln sich die dicken Stubenfliegen am Aufbruch. Die Streckenerwartungen von 10 bis 15 Sauen haben wir nicht geschafft. Trotzdem ist die Schwarzwilddichte innerhalb des Maismeeres niedriger als am Morgen. Dieses Ziel haben wir, dank der Laikameute, immerhin erreicht.
 
Armin Liese
 

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