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Flintenbremsen

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Kompensatoren bei Flinten? Ja, die gibt es: für einläufige Waffen. Zwei Modelle im DJZ-Test.

Von Norbert Klups

Flinten-Kompensatoren
Die beiden Flinten-Kompensatoren von shcumacher und Dr. Nigge (unten) haben vom Aussehen her wenig gemeinsam.

Ein Modell wurde von der Firma Schumacher OHG, Krefeld zur Verfügung gestellt und wird für die von Schumacher importierten Gazelle-Selbstladeflinten von der Firma Ali Kilic (MAK) produziert. Der andere Kompensator ist ein Prototyp des Kompensator-Experten Dr. Werner Nigge und wurde, auf eine Maverick Pumpflinte montiert, für den Test von Frankonia ins Rennen geschickt.

Die Bauart des Nigge-Kompensators ist mittlerweile durch ein Deutsches Bundespatent und ein US-Patent rechtlich geschützt, und Frankonia übernimmt den Vertrieb, sobald die Serienfertigung angelaufen ist.

Aufbau

Der Schumacher-Kompensator ist vom Aufbau her ein vergrößerter Büchsenkompensator: eine 93,5 Millimeter lange, runde, gelochte Röhre, die auf den Lauf geschraubt wird. Insgesamt sind 25 Bohrungen von acht Millimeter Durchmesser vorhanden. Die ersten beiden Reihen der Bohrungen sind stark nach vorn geneigt. Die vordere Durchschuss-Öffnung fällt mit einem Durchmesser von 20 Millimetern relativ groß aus, wenn man die Toleranzen von Büchsenkompensatoren zum Vergleich nimmt. Hier ist die Durchschuss-Öffnung nur einige Zehntel Millimeter größer als das Geschoss. Der Kompensator besteht aus Aluminium und ist daher trotz 31 Millimeter Außendurchmesser federleicht.

Der Nigge-Kompensator ist völlig anders konstruiert. Hier handelt es sich um ein aus Stahlblechen geschweißtes, oben offenes viereckiges Kästchen (LxBxH: 62/30/43,5mm). Im vorderen Teil des Kastenbodens sind zwei 34 Millimeter lange und fünf Millimeter breite Schlitze eingefräst. Die vordere Durchschussöffnung ist auch hier mit 22 Millimeter Durchmesser relativ groß.

Anscheinend kann bei einem Flintenkompensator nicht mit so engen Toleranzen bei der Durchschuss-Öffnung gearbeitet werden wie bei einem Kompensator für eine Büchse.

Testschießen

Den Wirkungsgrad eines Kompensators zu messen, ist nicht einfach, der Vergleich zweier Modelle noch viel schwieriger. Unterschieden werden muss die Reduzierung des Rück- und Hochschlages. Beides sind Faktoren, die dem Schützen lästig sind und zum anderen eine schnelle Schussfolge verhindern. Je ruhiger die Waffe im Schuss liegt, je schneller kann geschossen werden.

Beide Waffen wurden mit Schrotpatronen und Flintenlaufgeschossen getestet. Für die erste Testrunde auf den Kipphasen wurde die kräftige Schwarze Waidmannsheil (36 g, 3 mm) von RWS gewählt. Ohne Kompensatoren produzierten die relativ leichten und kurzläufigen Flinten einen herzhaften Rückstoß, und die Läufe wurden sichtlich nach oben geschlagen.

Mit aufgesetzten Kompensatoren sah das etwas anders aus. Der runde Kompensator von Schumacher auf der Gazelle reduzierte Rück- und Hochschlag spürbar, aber nicht gerade „dramatisch“. Im Vergleich zu einem guten Büchsenkompensator fällt der Effekt hier viel geringer aus. Mehr als 15 bis 20 Prozent Verringerung von Rück- und Hochschlag waren nicht zu beobachten. Beide Waffen wurden von mehreren Testern geschossen: Die Meinung war einstimmig.

Der Nigge-Kompensator ist hier wesentlich effektiver. Der Hochschlag wird drastisch verringert, und der Rückschlag vermindert sich ebenfalls spürbar – wenn auch hier nicht eine Reduzierung um 50 Prozent wie bei einem Büchsenkompensator erzielt wird. Die Flinte bleibt aber sehr ruhig im Schuss, und der zweite Schuss fällt deutlich schneller als ohne Kompensator.

Interessant: Die Wirkung beider Kompensatoren fällt besser aus, wenn statt Schrotpatronen Flintenlaufgeschosse (im Test: Fiocchi und RWS) benutzt werden. Besonders der Nigge-Kompensator reagierte hier mit einer nochmaligen Verminderung des Hochschlages. Auf die Präzision hatten beide Kompensatoren keinen Einfluss.

Resümee

Kompensatoren für Flinten sind Neuland. Die Auswahl ist noch sehr klein. Sollte sich das praktische Flintenschießen weiter verbreiten, wird sicher noch manches neue Modell auftauchen, denn eine Reduzierung des Rück- und Hochschlages bringt im Wettkampf deutlich Vorteile. Der Jäger wird dann von dieser Entwicklung profitieren.

Der Nigge-Kompensator ist deutlich effektiver als das in herkömmlicher Bauweise gefertigte Schumacher-Modell, auch wenn das Aussehen „stark gewöhnungsbedürftig“ ist. Design und Effektivität dürften sich noch verbessern lassen.

Eines ist klar geworden: einen Büchsenkompensator einfach maßstabsgetreu auf Flintenkaliber zu vergrößern, bringt nicht sehr viel. Die dicken, glatten Rohre haben ihre eigenen Gesetze. Wer mit dem Rückstoß seiner Flinte Probleme hat, findet aber in einem Kompensator eine gute Medizin gegen blaue Flecken an der Schulter. Voraussetzung ist aber, dass die Flinte nur einen Lauf hat.

Aber: Ein Gasdrucklader bringt noch mehr, weil hier der Rückstoß durch die abgezapften Pulvergase von vornherein etwas geringer ausfällt. Mit einem Kompensator schießt sich eine solche Flinte noch weicher.Foto: Norbert Klups

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ohne Kompensator
Soll ohne Kompensator geschossen werden, kommt eine Schutzmutter auf das Gewinde. Das vermeidet Beschädigungen.
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