Mossberg ATR 100 – Sparbüchse für 499 Euro

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Mossberg ATR 100_550
 

Heft 07/2011

Einen neuen Maßstab in Sachen preiswert setzt Frankonia: Den handlichen Repetierer Mossberg ATR 100 gibt es für 499 Euro. Noch 800 drauf für ein Leupold VX-R-Zielfernrohr, fertig ist die Revierwaffe.

Von Norbert Klups

 

Mossberg ATR 100 Leupold VX-R-Zielfernrohr Munition_550
Mit im Test: ein Leupold VX-R 3-9 x 50. Den schlechtesten, aber immer noch sehr guten Streukreis erzielte mit 3,1 Zentimeter die DWM Laborierung. (Foto: Norbert Klups)
Einen neuen Maßstab in Sachen preiswert setzt Frankonia: Den handlichen Repetierer Mossberg ATR 100 gibt es für 499 Euro. Noch 800 drauf für ein Leupold VX-R-Zielfernrohr, fertig ist die Revierwaffe.
 
Wer Mossberg hört, denkt erst einmal an Pumpflinten, mit denen sich der amerikanische Hersteller einen Namen gemacht hat. Die Angebotspalette zu erweitern, ist heute aber zwingend notwendig, um sich am Markt zu behaupten. Mossberg führt bei der neuen ATR, das Kürzel steht für All-Terrain-Rifle, die Firmenpolitik konsequent fort und bietet einen robusten und sehr preiswerten Repetierer an.
 
Wo wurde gespart?
 
Um eine Büchse für unter 500 Euro auf den Markt zu bringen, muss sich ein Hersteller schon eine Menge einfallen lassen, besonders wenn er noch weit entfernt sitzt und Transportkosten und Einfuhrzölle zahlen muss. Es hilft natürlich erheblich, wenn man vornehmlich den riesigen US-Markt bedient und Stückzahlen produziert, von denen europäische Waffenfirmen nur träumen können. Trotzdem muss hier bei der Fertigung mit jedem Cent gerechnet werden, um zu solch einem Verkaufspreis produzieren zu können.
 
Die ATR ist natürlich eine echte Low-Budget-Büchse, die nach dem Minimalprinzip konstruiert wurde. Dass man sich dabei auch kräftig an bewährten Konstruktionsmerkmalen anderer Hersteller orientiert hat, ist verständlich.
 

 

Mossberg ATR 100 Schloss_550
Kammerkopf: aufgesetzt und mit einem Bolzen gesichert. (Foto: Norbert Klups)
Beim Verschluss lehnt sich Mossberg stark an den Mauser 98er an und verriegelt über zwei am Verschlusskopf angefräste Warzen. Hierbei handelt es sich um eine zweiteilige Konstruktion mit aufgesetztem und durch einen Bolzen gesicherten Verschlusskopf. Diese Lösung findet sich auch bei den günstigen Büchsen von Savage und Marlin.
 
Die Kammer lässt sich leicht und weich öffnen. Der Öffnungswinkel fällt flach aus und erlaubt eine tiefe Zielfernrohrmontage. Der Kammerfang ist an der linken Seite der hinteren Hülsenbrücke angebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite sitzt die Schiebesicherung. Im gesicherten Zustand ist der Abzug blockiert, nicht aber die Kammer. Das kennt man von der Remington 700. Auch hier wird eine  Zweistellungssicherung verwendet, die im gesicherten Zustand das Laden und Entladen erlaubt. Der Sicherungsschieber verlangt zwar etwas Kraft, arbeitet aber bei nicht zu ruckartiger Betätigung lautlos.
 
Die Hülsenbrücken verfügen über Gewindebohrungen für eine Zielfernrohrmontage. Bei der Testwaffe wurden hier zwei Weaverbasen aufgeschraubt, die eine preisgünstige Aufkippmontage ermöglichen.
 

 

Mossberg ATR 100 Abzug_550
Das Sicherheitszüngel am Abzug muss zunächst gedrückt werden. (Foto: Norbert Klups)
Die Mossberg verfügt über einen einstellbaren Flintenabzug, der zusätzlich ein kleines Züngel im Drücker hat. Eine weitere Sicherung, die eine unbeabsichtigte Schussabgabe verhindern soll. Dieses Züngel wirkt auf den Abzugsstollen und lässt eine Schussabgabe nur bei völlig durchgezogenem Abzug zu. Mossberg nennt  diese Konstruktion LBA-Trigger, was für „Lightning Bolt Action“ steht. Bekannt wurde dies durch die Glock-Pistolen. Auch Marlin und Savage setzen ein ähnliches System ein.
 
Der Abzug der Testwaffe löste bei 1 350 Gramm aus und stand erstaunlich trocken: für eine 500-Euro-Büchse ein sehr guter Abzug. Das Abzugsgewicht kann vom Schützen selbst über eine Madenschraube eingestellt werden. Dazu muss die Waffe aber ausgeschäftet werden.
 
Laufmontage
 
Der Lauf ist in die Systemhülse geschraubt und wird dann mit einer großen Überwurfmutter gekontert. Das spart Kosten beim Einstellen des Verschlussabstandes. Zwischen Hülsenkopf und Kontermutter lässt sich außerdem sehr einfach die Rückstoßplatte einsetzen.
 
Der Lauf ist 56 cm lang und hat einen Mündungsdurchmesser von 15,5 mm. Die Mündung ist sauber hinterdreht und so gut vor Beschädigungen geschützt. Schon fast ein Luxus in dieser Preisklasse ist die offene Visierung. Die meisten Low-Budget-Büchsen verzichten sogar ganz auf Kimme und Korn. Mossberg verwendet hier ein in Höhe und Seite verstellbares Visier von Williams mit einer U-Kimme und rotem Leuchtkorn. Eine ordentliche, kontrastreiche Fluchtvisierung.
 

Sparmagazin

 

Mossberg ATR 100 Sicherung_550
Die Sicherung liegt rechts am System und hat zwei Stellungen. Die Kammer ist im gesicherten Zustand nicht gesperrt. (Foto: Norbert Klups)
Dreht man den Repetierer auf den Kopf, fällt der Blick auf massives Plastik. Ein Magazindeckel fehlt. Die 4 Patronen müssen von oben geladen und auch wieder einzeln herausrepetiert werden. Nicht gerade komfortabel, dafür aber handhabungssicher. Der Zubringer ist aus Plastik.
Der mattschwarze, nicht reflektierende Kunststoffschaft hat einen geraden Schaftrücken und eine langgezogene Backe. Er schließt mit einer schwarzen Gummi schaftkappe ab. An Pistolengriff und Vorderschaft ist eine Fischhaut eingearbeitet, die für einen Kunststoffschaft sogar erstaunlich griffig ist. Im Vorder- und Hinterschaft sind die Ösen für die Riemenbügel direkt mit angegossen. Eine kostengünstige Lösung. Die vordere Base sitzt aber etwas zu weit hinten, und die Büchse wird, wenn sie mittels Riemen auf der Schulter getragen wird, leicht kopflastig. Das System ist direkt in den Schaft eingesetzt. Eine zusätzliche Bettung, etwa eingesetzte Alublöcke, findet sich nicht.
Die Testwaffe wurde mittels einer Ringmontage von EAW mit Schnelllösehebeln mit einem Leupold VX-R Zielfernrohr mit 3–9-facher Vergrößerung und 50-mm-Objektivdurchmesser ausgestattet. Das Glas hatte das Absehen 4 und Leuchtpunkt. Die EAW-Montage zeigte sich für eine Weavermontage sehr wiederkehrgenau.
 

Auf dem Schießstand

 

Mossberg ATR 100_Visierung_550
Die Mündung ist sauber hinterdreht. Das rote Leuchtkorn bietet einen guten Kontrast. (Foto: Norbert Klups)
Die Testwaffe im Kaliber .308 Winchester wurde auf 100 Meter aus dem  Schießgestell geschossen. Als Munition standen neben anderen die neuen  Laborierungen von Nosler, DWM und die Hornady GMX zur Verfügung.
Den besten Streukreis gab’s mit der Geco (11,0 g, TMR). Hier lagen fünf Schüsse auf 2,6 cm zusammen. Hornady (10,7 g, GMX) kam auf 2,9 cm, die DWM (10g KSD) auf 3,1 cm, ebenso wie die Nosler Trophy Grade (10,5 g, Partition). Die leichte und munitionsverträgliche Büchse mit dünnem Lauf erzielt damit ein sehr gutes Ergebnis.
 
Resümee
 
Die ohne Glas nur 2,9 Kilogramm schwere und mit 105,5 Zentimetern Länge sehr handliche Büchse ist ein robustes Werkzeug für den ständigen Reviereinsatz. Mit 499 Euro ein echter Kampfpreis! Das neue Leupold VX-R kostet drei Hunderter mehr, bietet für 799 Euro eine Menge. Die Optik ist sehr gut und die flache Leuchteinheit formschön. Die Ausstattung mit Schnellverstellung am Okularende wird auch europäischen Jägern gerecht, und sogar die Beschriftung der  Absehenverstellung erfolgt in Zentimetern. 3-fach Zoom ist heute zwar nicht mehr Stand der Dinge, dennoch ein gutes Zielfernrohr.
 

 

Mossberg ATR 100 Leupold VX-R-Zielfernrohr_550
Zielfernrohr Leupold VX-R 3-9×50 (Foto: Norbert Klups)
 
 
 
 
 
 


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