Auf die Karosserie bezogen ist der Volvo XC 90 eines der sichersten, wenn nicht das sicherste Fahrzeug seiner Klasse.
Von Peter Brade
Alter Schwede: Beim Anblick des wuchtig-eckigen Volvo XC 90 gerät so mancher Ur-Volvofan ins Schwärmen. |
Als SUV (Sport Utility Vehicle) hat er bei Crashtests absolute Spitzen- und Rekord-Werte erreicht. SUVs sind keine harten Geländewagen, sondern Autos, die durch ihre vielseitigeren (sportlicheren) Einsatzmöglichkeiten über den Normal-Pkw hinaus verwendbar sind. Dieser Definition entspricht der Volvo.
Der XC 90 ist das perfekte Fahrzeug für schlechte Feldwege. Das weiche Fahrwerk lässt Schläge kaum durch und dank 220 Millimeter Bodenfreiheit und Auffahrschutz dürfen diese Wege auch ausgefahren sein. Variabler Allradantrieb und Bremseingriffe helfen bei Schlupf, eine ausreichende Traktion zu erhalten.
Der Kofferraum ist groß und auf Wunsch wird der XC 90 mit zwei zusätzlich eingebauten Klappsitzen geliefert. Praktisch ist das separat zu öffnende Heckfenster. Die darunter befindliche Klappe wird wie bei der Ladefläche eines Pick-ups nach hinten geklappt. Die Spiegel sind elektrisch anlegbar.
Vom Gesamteindruck her besinnt sich der XC 90 auf Volvo-Tradition: wuchtig, etwas ungefällig, robust und stark motorisiert. So lassen sich mit dem XC 90 durch Rundungen des V 70 und des V 40 verprellte Kunden vielleicht zurückgewinnen, sofern diese nicht durch den Preis von fast 40000 Euro aufwärts abgeschreckt werden.
Neben stabilem Blech bietet der Volvo eine Fahrdynamikregelung mit Kreiselsensor, die über alle möglichen Eingriffe auf Räder und Motor das Fahrzeug auf Kurs halten und vor allem einen Überschlag verhindern soll.
Solche Systeme sind im Hochpreis-Segment verbreitet und nichts wirklich Neues. Der XC 90 hat eine solche Steuerung besonders nötig. “Die technischen Möglichkeiten … erlauben es, Grenzen zu überschreiten.” So heißt es in Werbetexten zum Volvo XC 90. Auf die reine Straßenlage bezogen, sollte man diesen Slogan nicht zu wörtlich nehmen. Eher hilft die Elektronik, überhaupt Grenzen zu erreichen.
In scharfen Kurven bergab neigt der XC 90 ganz massiv zum Untersteuern und geht über die Vorderräder. Insgesamt lässt das schwammige Fahrwerk einiges zu wünschen übrig. Der Vergleich zum über die Bordsteinkante wackelnden Ami-Schlitten der 60er Jahre geht vielleicht ein bisschen weit, aber was die gepanzerte Karrosserie an Gewinn bringt, fehlt dem Fahrwerk an Straffheit.
Fürs Grobe ist der XC 90 nicht nur zu schade, es mangelt an Verschränkung, Untersetzung und richtiger Bereifung. Letztere kann man zwar ändern, aber ein XC 90 mit Schlammreifen ist Stilbruch. Für denjenigen der gemächlich auf der kurvigen Landstraße, auf der Autobahn zügige Etappen und im Revier nur Feldwege fährt, ist der XC 90 ein sehr repräsentatives Auto.
Vergleichbar sind der VW Touareg und eventuell der Audi Allrad. Beide verfügen zusätzlich über die Möglichkeit, die Bodenfreiheit zu verändern und so das hochbeinige Gewackel zu vermindern und eine bessere Kurvenlage zu erzielen. Der Touareg hat eine Luftfederung, der Zwilling Porsche Cayenne nur superstarke Maschinen (beispielsweise mit 450 PS).
Foto: Peter Brade
Volvo XC 90 D 5