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Der rote Punkt

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Editorial 3/2016
 

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Blattzeit 1985 in einem Hochwald der Eifel, angrenzend Buchenrauschen sowie eine Fichtendickung. Ich hocke auf dem Sitzstock neben einer knorrigen Eiche. 2 Knopfböcke springen auf mein Fiepen. Am Stamm angestrichen, visiere ich den einen an, er fällt im Knall. Der zweite ist so liebestoll, dass er nicht abspringt.
Es wäre leicht gewesen, auch ihm eine Kugel anzutragen. Doch ich schoss damals nicht. Denn: Ein Trophäenträger pro Tag ist genug, hatte mir mein Vater eingeschärft. Das sehe ich nicht mehr so; heute würde ich auch den zweiten Knopfer strecken.
Aber an etwas anderes, was mich mein Vater als junger Jäger lehrte – ob richtig oder falsch –, halte ich mich noch heute. Mein Altvorderer vertrat die Auffassung, dass ein sachgemäß durchgeführter Wahlabschuss beim Rehwild die Qualität des Bestandes verbessere. Natürlich war er sich als Forstmann darüber im Klaren, dass einem der Bestand keinesfalls über den Kopf wachsen darf. Für die Praxis bedeutet dies, dass wir scharf in die Jugendklasse eingreifen müssen. Die gültigen Bejagungsrichtlinien lassen uns dazu allen Spielraum.
Persönlich bin ich gegen einen Rehwildabschuss nach der Öko-Devise „Zahl vor Wahl”. Vielmehr plädiere ich dafür, bei den Hegeschauen wieder den grünen bzw. roten Punkt einzuführen. Und dies nicht, um den Erleger bloßzustellen, sondern vielmehr, um der gegenwärtig grassierenden Totschießmentalität entgegenzuwirken. Denn der grüne bzw. rote Punkt schützt nicht vor Ansprechfehlern, die – zugegeben – beim Rehwild sehr leicht geschehen.
Mit anderen Worten: Es kann und darf doch nicht sein, dass wir Jäger uns beim Rot- und Dam-, beim Gams- und Sikawild größte Mühe geben, sorgfältig anzusprechen, bevor wir Funken reißen, diese gute fachliche Praxis aber beim Rehwild über Bord werfen. Außerdem ist es doch deutlich reizvoller, gelegentlich mal einen wirklich alten und heimlichen Bock zu strecken, als jeden Trophäenträger auf die Decke zu legen, der in Anblick kommt.
Kurzum: Ich plädiere nicht dafür, Rehe zaghaft zu bejagen, sondern dafür, dieses mit derselben Sorgfalt zu tun, wie es auch bei den übrigen Schalenwildarten geschieht.
 
Mit Weidmannsheil
Ihr
Dr. Rolf Roosen
Chefredakteur
 
 


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