Der Wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik (WBW) hat das Gutachten „Die Anpassung von Wäldern und Waldwirtschaft an den Klimawandel“ veröffentlicht.
DJV fordert Überarbeitung des WBW-Gutachtens. Es fehlt die Expertise zum Wildtiermanagement (Foto: WildMedia / AdobeStock)
Der Deutsche Jagdverband (DJV) fordert eindringlich eine grundlegende Überarbeitung des Kapitels „Wirbeltiere im Waldschutz“. Insbesondere die Handlungsempfehlungen für Wildschäden seien kritisch zu sehen. Das Gutachten lasse leider vernünftige Konzepte vermissen und bediene sich stattdessen alter „Wald-vor-Wild“-Lösungsansätze. Es werde nicht berücksichtigt, dass Wildschäden von vielen Faktoren beeinflusst werden und der Versuch, diese allein durch die Reduzierung des Schalenwildes vermeiden zu wollen, sei nicht zielführend. Das Gutachten lasse damit eine bedauerliche Parallele zum WBW-Gutachten zur Waldstrategie 2050 erkennen, denn es fehlt die Fachexpertise zum Wildtiermanagement.
Waldumbau und Wildtiermanagement
Der wissenschaftliche Beirat skizziere ein Zwei-Klassen-Jagdrecht. Waldbesitzern, die das Jagdrecht selbst ausüben würden, schlage der Beirat vor, sich bei der Bejagung des Schalenwildes an der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest zu orientieren. Schalenwild werde de facto zum seuchenhaft auftretenden Schädling degradiert. Es werde völlig die Populationsbiologie rudelbildender Arten wie Rot- und Damwild vernachlässigt. Nicht umsonst würden diese Arten auf der Ebene von Hegegemeinschaften und im Rahmen gemeinsamer Abschusspläne großräumig bewirtschaftet.
Die Entstehung von Wildschäden sowie deren Verhütung werde entscheidend vom Lebensraum beeinflusst. Die Vermeidung von Wildschäden könne daher maßgeblich mit fachgerechtem Waldbau erreicht werden. Die DJV-Waldbroschüre und der „Praxisratgeber Waldumbau und Jagd“ würden Handlungsempfehlungen geben, die den komplexen Zusammenhängen – sowohl bei der Entstehung wie auch der Lösung von Wildschäden – gerecht werden.
Waldumbau nur mit der Büchse habe bislang nicht funktioniert und werde auch zukünftig nicht funktionieren. Der wünschenswerte Umbau von Nadelholz dominierten Altersklassenwälder, die zudem im Winter von ausgeräumten Feldfluren umgeben seien und somit einem Fehlen geeigneter Äsung, sei alleine durch die Reduktion von Schalenwild nicht erreichbar.
Biotopverbundplanung
Die im Gutachten empfohlene systematische Biotopverbundplanung sollte nicht nur unter dem Aspekt Klimawandel gesehen werden. Im Sinne der Lebensraumverbesserung auch für Wildwiederkäuer, sei dies ebenfalls ein Lösungsansatz zur Schadensprävention.
GAK Mittel sollten auch zur Wildschadensprävention eingesetzt werden. Der Gestaltung von Waldinnen- und Waldaussenrändern komme eine besondere Bedeutung zu. Flankierende Maßnahmen, wie alternatives Äsungsangebot und die Ausweisung von Ruhezonen würden helfen, Wildschäden zu reduzieren. Damit junge Bäume auch für den Waldumbau aufwachsen können, müssen Konzepte erarbeitet werden, die waldbauliche und jagdliche Maßnahmen standortangepasst sinnvoll kombinieren würden.
Es sei bedauerlich, dass das Gutachten des wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik gerade mit Blick auf die im Gutachten hervorgehobene Raumplanung, den innovativen Ansatz der wildökologischen Raumplanung vermissen lasse.
PM DJV/fh