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Mehr Freiheit(en)!

1928


 

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Viele Köche verderben den Brei, weiß der Volksmund. Und er hat Recht. Ein Beispiel für föderalen Unsinn ist die Schonzeitgesetzgebung der einzelnen Bundesländer. Jedes Fachministerium glaubt, den Stein der Weisen zu besitzen und reguliert munter drauflos.
Beim Feldhasen führt dies beispielsweise dazu, dass Mümmelmann in vielen Landstrichen Deutschlands eine Jagdzeit vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember hat (z. B. in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz oder Thüringen). Andernorts darf er erst ab dem 16. Oktober (in Bayern) oder aber bis zum 15. Januar (u.a. in Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt) bejagt werden. Und im Stadtstaat Berlin „genießt” der Hase eine Vollschonung.
Die Bundesjagdzeitenverordnung räumt den Gesetzgebern der Länder die Spanne vom 1. Oktober bis zum 15. Januar ein. Und in der Vergangenheit, also Mitte des 20. Jahrhunderts, galt eine Schusszeit bis zum 31. Januar. Und genau dafür mache ich mich stark. Warum? Wir Jäger sind verantwortungsbewusst, wir hegen das uns anvertraute Wild. Wir übernutzen die Besätze nicht. Insbesondere beim Hasen ist es gängige Praxis, dass mindestens ein Dritttel des Revieres während der jährlichen Treibjagden geschont wird, um den Besatz zu stabilisieren bzw. zu fördern.
 
Mancherorts finden großangelegte Hasenjagden gar nicht mehr statt, es wird nur noch gestokelt. Was aber spricht dagegen, am 28. Januar mit seinem Hund und einem guten Freund ein paar Ecken im Revier abzuklappern, bis jeder seinen Küchenhasen hat? Nichts, meine ich. Und sicher ist, dass der Feldhase deswegen nicht ausstirbt.
 
Es ärgert mich maßlos, dass der bzw. die Gesetzgeber unsere Freiheiten unnötig einschränken (siehe zu diesem Thema auch Seite 12 dieser DJZ). Das darf nicht sein, meine ich. Anders formuliert: Zu viel Staat ist grundsätzlich negativ. Denn statt Vertrauen herrscht Misstrauen, statt Freiheit gibt es Verbote.
Wir Jäger leben tagtäglich Eigenverantwortung und -initiative im Revier. Der Staat täte deutlich besser daran, uns nicht zu Befehlsempfängern verkommen zu lassen, sondern auf unser wissensbasiertes Handeln zu setzen. Verantwortungsbewusstes Handeln ist für das Gemeinwohl deutlich förderlicher als unnötige Verbote.
 
Mit Horrido
Ihr
Dr. Rolf Roosen
Chefredakteur
 
 
 


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