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Editorial

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Tod und Jäger

 

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Der Jäger bringt den Tod. Das klingt im ersten Moment brutal. Und das ist es auch. Aber: Biologisch betrachtet ist Leben ohne Tod unmöglich. Der Sturm wirft die alte Buche um und macht so Platz für eine neue Generation. Der Habicht schlägt das Karnickel auf dem Campingplatz, um seine Jungen im Horst zu ernähren. Man muss töten, um zu leben. Wir alle töten – direkt oder indirekt –, um unsere Familie und uns zu ernähren. Tag für Tag. Der Tod ist der Alltag der Natur.
 
Dennoch haben viele Menschen die Überzeugung oder mindestens das Gefühl, Töten sei etwas Unmoralisches. Bei denen, die das Putenschnitzel nur eingeschweißt aus der Tiefkühltruhe kennen und am Wochenende im Stadtpark spazieren gehen, ist dies nachvollziehbar. Sie sind der Natur entfremdet und haben den Tod weitgehend verdrängt. Aber wie schaut es bei uns Weidmännern aus? Auch an uns geht der Tod nicht spurlos vorüber. Gäbe es sonst die Totenwacht? Allerdings ist der Umgang mit ihm anders. Wenn ich mich nach schweißtreibender Pirsch neben den erlegten Gamsbock hocke, will ich mein Erlebnis genießen. Ich trauere nicht, ich freue mich am guten Schuss oder der prächtigen Trophäe. Geht es Ihnen anders? Einzige Einschränkung ist, wenn irgendetwas schrecklich schief gelaufen ist, beispielsweise das Alter der Gams völlig falsch angesprochen war.
 
Auch beim Verblasen der Strecke hat der Weidmann den Tod vor Auge. Und hier gibt es seit einigen Jahren eine interessante Neuheit: Es hat sich eingebürgert, zu Ehren des gestreckten Wildes während der Signale Jagd vorbei und Halali den Hut zu lüften. Früher genügten die Totsignale. Was ist korrekt? Der respektvolle Umgang mit erlegtem Wild ist selbstverständlich. Geht dies aber so weit, dass ich meine Mütze ziehen soll oder gar muss? Als Kinder lernten wir: Der Hut ist nur abzunehmen, wenn man jemanden anderen grüßt, am Grab oder beim Betreten einer Kirche. Anders formuliert, immer dann, wenn Mitmenschen oder der Herrgott im Spiel sind.
 
Wildtiere sind keine Menschen. Beide unterscheiden sich grundlegend. Diesen Unterschied gilt es meiner Meinung nach auch beim Streckelegen zu wahren. Die beiden Schlusssignale sind eindrücklich und feierlich genug. Freilich habe ich für jedermann Verständnis, der sich so verhält, wie es der Jagdleiter vormacht.
 
Weidmannsheil auf alles,
was der Jagdschein erlaubt,
Ihr
Dr. Rolf Roosen
Chefredakteur
 
 
 


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