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Kommentar: Raum für alle(s)?

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In unserem dicht besiedelten Land wird es in vielen Jagdrevieren eng, und zwar sowohl für das Wild, als auch für die Jäger.

Freilaufende Hunde, Pilzsucher, Jogger, Reiter, Mountainbiker, Skater oder einfach nur Spaziergänger in den Dämmerungsstunden – wer in Revieren in oder in der Nähe von Ballungsräumen jagt, kennt diese Störungen zu genüge und hat schon so manchen Ansitz verärgert abgebrochen.

Dazu kommen weitere Interessen-Konflikte mit Landnutzern wie der Land- und Forstwirtschaft – Stichwort Wildschäden. Wenn dann noch ein Großteil des Abschussplans durch den Straßenverkehr „erledigt“ wird, kann einem glatt die Lust am Jagen vergehen.

Aber sind das alles unlösbare Probleme? Bei einer solchen Menge an möglichen Konfliktfeldern ist jedenfalls eine umfassende Betrachtung erforderlich. Ein Lebensraum-Gutachten ist dazu ein sehr geeigneter Ansatz.

Das Gutachten an sich ist aber nur graue Theorie, und Erfolg oder Scheitern in der Praxis hängen von der Bereitschaft zur Zusammenarbeit sämtlicher Betroffenen ab. Da ist zunächst die wichtige Verantwortung der Grundeigentümer. Hier muss eine weitgehende Übereinstimmung bei den Nutzungsinteressen erlangt werden. Ferner müssen gerade die kleinflächigen Reviere in der Hegegemeinschaft ihre Jagdaktivitäten miteinander absprechen und koordinieren. Beispiele hierfür sind Intervalljagd und revierübergreifende Bewegungsjagden.

Auch die nicht-jagende Bevölkerung muss ihren Teil beitragen. Erholungssuchende dürfen nicht egoistisch auf ihr Betretungsrecht pochen, sondern müssen vielmehr akzeptieren, dass Wege zu Wildschutz-Zwecken zeitweilig gesperrt werden können. Solch geschaffene Ruhezonen werden aber in der Regel von den Waldbesuchern respektiert, wenn anderen Orts das Wild, zum Beispiel durch Beobachtungsstände, wieder sichtbar gemacht wird.

Sicherlich kann ein Lebensraumgutachten nicht alle Interessenkonflikte in einem Zug schlichten, aber es liefert einen roten Faden für konstruktive Diskussionen und Entscheidungshilfen für die Umsetzung eines Gesamtkonzepts. Insofern ist die Initiative der Hegegemeinschaft Damwildring Kottenforst von überregionaler Bedeutung. Es bleibt zu hoffen, dass diese kein Einzelfall bleibt und dass die Realisation solcher Projekte nicht am Egoismus Einzelner scheitert. -Malte Dörter-

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