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Welpen: Sitz, Leine und Zwinger (Hund und Bindung, Teil 2)

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Wie bringt der Rüdemann dem Welpen das „Sitz!“ bei? Wie das An-der-Leine-gehen? Und ist es besser, den Junghund im Zwinger oder in der Stube zu halten?

Von Werner Stief

In der Übergangsphase (um die 3. Woche der Welpen) entwickeln sich Sehfähigkeit, Gehör und die Nase. Ab jetzt ist die Nase das wichtigste Organ des Hundes. Was wir Menschen mit den Augen erkunden, erforscht der Hund mit der Nase. Ihr entgeht nichts, der Rüdemann muss seinem Hund nur zeigen, was er suchen soll.

Der Hund ist auf Lernen und Sammeln von Erfahrungen ausgerichtet. Das angeborene Können tritt in den Hintergrund. Früher war man der Meinung, dass das Wesen eines Hundes angeboren ist. Heute weiß man, dass angeborene Wesensanteile ungefähr 50 Prozent ausmachen. Die andere Hälfte formt der Mensch durch gezieltes Gewöhnen und Prägen: Er erzieht seinen Hund so, dass er ihn bestmöglich nutzen kann.

Der oberste Grundsatz bei allem, was der Rüdemann mit seinem Hund unternimmt, ist, jegliche Überforderung zu vermeiden. Eine intensive Prägung auf alles Wichtige für sein späteres Leben als Jagdhund muss Hauptaugenmerk sein. Man gewöhnt den kleinen Begleiter sofort an Halsband und Leine. Immer wenn der Rüdemann mit ihm etwas unternimmt, egal ob Spazierengehen oder Mitnahme im Auto, legt er ihm ein kleines Lederhalsband mit kurzer Leine an.

Tagsüber im Zwinger, der Abhärtung wegen, und abends im Haus, so hält es der Autor (Fotos: Werner Stief)

Nun ist es auch so weit, ihm das „Sitz“ beizubringen! Der Hundeführer lockt den Welpen zu sich, drückt ihn auf die Kruppe und sagt: „Sitz!“ Dann werden Halsband sowie Leine angelegt. Zur Belohnung bekommt der Welpe anfangs immer ein kleines Leckerchen. Schon ist der Schlüsselreiz aufgebaut, indem man Halsband sowie Leine nimmt, den Hund herbeiruft und ihn dafür belohnt. Dieser Ablauf wird zum Ritual. Der Welpe wird nach einigen Wiederholungen verknüpfen: Halsband und Leine kündigen Aktivitäten mit seiner neuen Bezugsperson an. Egal was der Rüdemann unternimmt, diese Handlung leitet alles ein. Schnell wird er das Kommando „Sitz!“ erlernen, quasi ganz nebenbei!

Zwingerhaltung – ja oder nein?

Ich bevorzuge eine kombinierte Haltung, also tagsüber im Zwinger und abends im Haus. Nachts schlafen alle meine Hunde in ihren jeweiligen Transportboxen.

Die zeitweise Zwingerhaltung hat den Vorteil, dass eine gewisse Abhärtung der Hunde erfolgt. Denn der aktive Jagdhund wird bei jedem Wetter eingesetzt. Egal, ob als Stöber- oder Schweißhund! Sollte man sich für eine Zwingerhaltung entscheiden, gewöhnt Herrchen seinen Welpen sukzessive an den Aufenthalt im Zwinger.

Anfangs wird er höchstwahrscheinlich jammern oder bellen. Dann darf man ihn keinesfalls herausholen. Andernfalls würde der Welpe schnell lernen: Wenn er sich meldet, kommt jemand und erlöst ihn vom Alleinsein.

Genau das wäre falsch! Erst wenn er ruhig ist, geht der Rüdemann an den Zwinger und holt ihn raus. Jetzt ist freudige Begrüßung und Spielen angesagt. Denn so lernt der Welpe: Mein Rudelführer holt mich nach einer gewissen Zeit wieder ab.

Auf diese Weise kann man seinem Welpen auch das Allein sein in der Wohnung bzw. im Haus beibringen. Dazu benutzt der Rüdemann die Transportbox, die der Welpe mittlerweile liebgewonnen hat (siehe Hund und Bindung Teil 1). Nun kann man die Phasen des Alleinseins beliebig steigern. Nach einer kurzen Eingewöhnung klappt das prima.

Leinenführigkeit

Von Anfang an lässt man den Hund während des Spazierganges in Etappen an der Leine gehen. Er wird sich zunächst sträuben und das Einschränken seines Bewegungsfreiraumes als unangenehm empfinden. Bleibt er sitzen und will anfänglich nicht mitgehen, hockt sich der Rüdemann hin und ruft bzw. lockt ihn. Und schon wird er wieder einige Schritte folgen.

Schnell begreift der Welpe, dass es interessant ist, mit Herrchen zu gehen. Hierbei lernt er Autos kennen, ganz schrecklich sind Lastkraftwagen oder Busse. Alle diese unbekannten Dinge muss man seinem Welpen näherbringen, damit er sich an unterschiedlichste Gerüche, Geräusche und auch Lärm gewöhnt.

Man wird mit seinem Hund die nähere Umgebung mit allen Dingen erkunden, die dazu gehören. Das stärkt die Bindung zwischen Hundeführer und Welpen.

Beim Menschen sind die Augen das wichtigste Organ, beim Jagdhund ist es die Nase

Für den Fall, dass man mehrere Hunde führt, muss man peinlichst darauf achten, dass der Welpe sich nicht selbst überlassen bleibt und infolge dessen mehr an seine neuen Hundekumpels bindet als an Herrchen.

Das erwartet Sie in Hund und Bindung, Teil 3:

  • die ersten Schleppen
  • der 1. Kontakt mit dem Fährtenschuh
  • der 1. Kontakt mit der Schwebe-Pendel-Sau
  • Wildkontakt bei Jagd: ja oder nein?
  • Totsuchen im Junghundealter: ja oder nein?
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