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Impfen von Jagdhunden

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Glasfläschchen und Impfnadel auf aufgeschlagenem Impfpass

Tut Impfen not? Ohne zu überlegen wird geimpft, denn viel hilft viel. Muss das wirklich sein? Wie wirken die Mittelchen, und welchen Schutz bieten die Abwehrwaffen wirklich?

Von Armin Liese

Jedes Jahr gibt es einen Pflichtbesuch beim Tierarzt: die Schutzimpfung. Beinahe alle Hundebesitzer halten sich an diesen Termin, bei dem der Vierläufer 1 bis 2 Spritzen unter die Haut geschoben bekommt. Danach gibt es den Eintrag im Impfpass, und alles wird gut.

Diese Schutzimpfung beruhigt das Gewissen des Halters, denn so wird der Hund bestimmt nicht ernsthaft krank. Was Impfungen mdem Hund bringen, und ob sie wirklich jedes Jahr notwendig sind, steht auf einem anderen Blatt.

So funktioniert’s

Impfungen haben grundsätzlich das Ziel, Ausbrüche von Erkrankungen zu verhindern. Außerdem sollen keine infektiösen Erreger ausgeschieden werden, an denen sich Artgenossen anstecken könnten. Das funktioniert, wenn sich die meisten an die Impfempfehlung halten. Um diesen Schutz zu ermöglichen, wird dem Vierläufer ein Fremdkörper gespritzt. Darauf reagiert der Organismus mit der Bildung von Antikörpern. Ist die Anzahl von Antikörpern im Hund groß genug, kann der Erreger den Organismus bei einer Infektion nicht erobern. So einfach ist das Prinzip der Aktiv-Immunisierung.

Alternativ dazu gibt es die Passiv-Immunisierung. Hier werden fertige Abwehrstoffe (Antikörper) in den Hund gespritzt, die in anderen Organismen gezüchtet wurden. Sie bilden das Schutzschild, ähnlich wie nach einer überstandenen Infektion ein Organismus Antikörper speichert.

Was muss sein?

Grundsätzlich gilt: Der Hund muss am Impftermin gesund und frei von Parasiten sein. Dafür sorgt der Hundehalter im Vorfeld. Ist alles in Ordnung, beginnt die Grundimmunisierung. Dieser Begriff beschreibt in der Regel 4-maliges Impfen, das als dringend notwendig eingestuft wird.

Dabei handelt es sich laut „Ständiger Impfkommission Veterinär“ (StIKo Vet) um folgende Schutzimpfungen: HCC (Hepatitis contagiosa canis), Leptospirose, Parvovirose (Hundeseuche), Staupe und Tollwut. HCC, Parvovirose und Staupe müssen alle 3 Jahre aufgefrischt werden. Dies ist zumindest der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis. Ebenfalls ein 3-jähriger Auffrischungsrhythmus reicht bei einigen Präparaten laut Hersteller gegen Tollwut. Nur die Leptospirose-Impfung muss jährlich aufgefrischt werden.

Augen auf bei der Impfberatung: Nicht jede Empfehlung hat die erwünschte Schutzwirkung beim Hund (Fotos: Armin Liese)

Keine Garantie

Wer denkt, dass die Schutzimpfung immer schützt, liegt falsch: Das jährlich verabreichte Serum gegen Leptospirose schützt in der mRegel nicht gegen die Erreger, so die StIKo Vet. „Bei einigen zugelassenen Impfstoffen beruht der Impfschutz ausschließlich auf einer Reduktion klinischer Symptome (…), nicht auf einem Schutz vor Krankheit und Infektion“, so die Impfleitlinie für Kleintiere des Gremiums. Ähnlich verhält es sich mit den zusätzlichen Impfangeboten der Tierärzte: Bei der Borreliose-Schutzimpfung schreibt die Impfleitlinie: „Der verfügbare Impfstoff enthält einen in Europa isolierten Stamm von Borrelia burgdorferi sensu stricto.

In Deutschland gibt es jedoch vorwiegend andere Borrelien-Spezies, gegen die keine ausreichend schützende Kreuzimmunität induziert werden kann. Eine optimale Zeckenprophylaxe ist unerlässlich.“ Wenn das kein Hinweis auf überflüssiges Impfen ist. Eine Tetanus-Impfung, selbstverständlich für Menschen, wird auch für Hunde angeboten. Dabei ist diese absolut überflüssig. Die Fachleute der Impfkommission schreiben hierzu: „Es ist ein Toxoid-Impfstoff für den Hund zugelassen. Aufgrund der Seltenheit einer klinischen Erkrankung wird eine Impfung nicht empfohlen.“

Schwarze Schafe

Unser System der Schutzimpfung funktioniert. Das liegt daran, dass die meisten Hundebesitzer sich an die Empfehlungen der Tierärzte halten. So lange rund 2/3 der Vierläufer einen Impfschutz besitzen, haben Erreger für Epidemien und Seuchen schlechte Karten. Hundehalter müssen Geld in die Schutzimpfung investieren, um das Allgemeinrisiko niedrig zu halten. Das betrifft aber nur die notwendigen Impfungen, die einen wirklichen Schutz für den Vierläufer bieten. Einige Angebote sind vollkommen überflüssig, oder das Risiko ist höher als der Nutzen.

 

So erkennen Sie die Krankheiten

 

Parvovirose

Bei der Parvovirose handelt es sich um eine der am schwersten verlaufenden Viruserkrankungen im Darm. Es kommt zu heftigen Durchfällen und rascher Austrocknung des Körpers. Aber nur etwa 10% der infizierten Hunde erkranken an der Seuche. Die übrigen 90% bilden symptomlos eine Immunabwehr. Welpen und alte Hunde sind lebensbedrohlich gefährdet.

Staupe (Paramyxovirus)

Nach der Infektion mit dem Virus kommt es zu einer 2-gipfligen Fieberkurve. Der 1. Fieberschub dauert 8–48 Stunden und ist die Folge der Virusinfektion. Der 2. Fieberschub tritt bei der darauffolgenden Infektion mit Bakterien auf. Klinische Symptome sind weiterhin eine stark eitrige Nasen- und Augenentzündung, Mandelentzündung, Schluck- und Atembeschwerden, Durchfall, Erbrechen und Hautausschlag.

Nach scheinbarer Genesung können nervöse Erscheinungen, wie Krämpfe und Lähmungen, auftreten. Da es bei dieser Virusinfektion zu einer sehr hohen Sterberate (über 50%) kommt, ist eine Impfung sehr wichtig. Sie bildet eine fast 100-prozentige Immunität aus.

Hepatitis contagiosa canis

Diese Viruserkrankung des Hundes ist sehr gefährlich. Ein Großteil der ungeimpften Vierläufer bildet nach der Infektion Antikörper, ohne zu erkranken. Stark betroffen sind allerdings Jungtiere, die binnen weniger Stunden an Sepsis (Blutvergiftung) mit Spontanblutungen sterben. Es gibt auch einen weniger heftigen Verlauf, der sich durch Durchfall, Erbrechen, Fieber, Vergrößerung der Leber und Milz, Ödeme, Schleimhautblutungen und einer Bauchwassersucht kennzeichnet.

Selbst der mildeste subakute Verlauf geht mit Durchfall, Erbrechen, Fieber und einer Entzündung des Auges (Hornhaut/Regenbogenhaut) einher und birgt die Gefahr einer chronischen Nieren- und Leberentzündung. Deshalb sollte dagegen geimpft werden.

Borreliose (Borrelia burgdorferi)

Bakterielle Erkrankung, die durch Zeckenbisse übertragen wird. Vermutlich verlaufen die meisten Infektionen symptomlos, denn bei Tests wurden in vielen gesunden Hunden Antikörper nachgewiesen. Treten Probleme auf, sind Fieber, Lahmheit und Schwellung der Gelenke sowie Wirbelsäule typisch.

Leptospirose (Stuttgarter Hundeseuche)

Es handelt sich um eine bakterielle Infektion, wobei viele unterschiedliche Gattungen der bakteriellen Erreger die Ursache sein können. Gegen lediglich 2 von ihnen kann geimpft werden. Durch jahrelange Impf-Prophylaxe hat sich die Krankheit verändert: Die häufigsten Erreger sind nun diejenigen, gegen die nicht geimpft werden kann. Sie verursachen den heftigsten Krankheitsverlauf. Dabei kommt es zu schweren Allgemeinstörungen, Durchfall, Erbrechen und Blutgefäßschädigungen. Seltener entstehen Lähmungen, Herzbeutelentzündungen, Lichtscheue, Sehstörungen und Lungenentzündungen.

Bei einem chronischen nVerlauf bleiben Nieren und Leber noft dauerhaft geschädigt.

Tollwut (Rhabdovirus)

Tollwut ist eine fast immer tödlich verlaufende Viruserkrankung mit Wesensveränderungen (Aggression, Drangwandern, Unruhe, Zerbeißen von Gegenständen). Typisch ist heftiger Speichelfluss. Diese Erkrankung ist auf den Menschen übertragbar, der Ausgang ist auch hier meist tödlich. Bei Verdacht auf eine Tollwuterkrankung eines Tieres darf bei nicht geimpften Tieren kein Behandlungsversuch unternommen werden. Der Verdacht muss dem Amt gemeldet und das ungeimpfte Tier getötet werden.

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