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Klingenpflege – Aufschärfen leicht gemacht

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Scharfe Klingen gibt es seit der Steinzeit. Beinahe ebenso lange müssen sie geschärft werden. Einige vertrauen dabei auf Großvaters Überlieferung, andere auf moderne Technik. Egal wie, es ist kein Hexenwerk!

 

Klingenpflege
Das Lansky-System ist zwar zeitaufwendig, dafür aber absolut sicher: Der Winkel ist immer gleich
Ein scharfes Messer ist für Jäger genauso wichtig wie eine zuverlässige Waffe. Es bleibt daher nicht aus, dass von Zeit zu Zeit nachgeschärft werden muss. Bei unendlich vielen Methoden geht es immer nur um eins: Materialabtrag!
 
Beim Schärfen eines Messers fallen immer wieder einige Begriffe: Schleifen, Abziehen, Polieren und Wetzen. Sie sind nicht miteinander zu verwechseln. Schleifen bedeutet, dass beidseitig der Klinge Material abgetragen wird, um eine dünnere Schneide zu erhalten. Abziehen meint, den durch das Schleifen verursachten Grat (Materialabtrag) zu entfernen. Ähnlich dem Abziehen ist das Polieren, bei dem ebenfalls der Grat, aber auch die feinen Werkzeugspuren entfernt werden. Wetzen hingegen ist das „Wiederaufrichten“ der verbogenen Klinge, um sie 1. wieder scharf zu machen und sie 2. vor Macken zu schützen. Nach jedem Aufbrechen oder aus der Decke schlagen sollte gewetzt werden. Metzger wetzen sogar häufiger: schon nach wenigen Schnitten. Schleifen und Abziehen ist bei regelmäßigem Wetzen seltener nötig. Es richtet sich nach der Beanspruchung.
 
Wann schleifen?
 
Ob geschliffen werden muss, erkennt der routinierte Jäger rasch, wenn das Aufbrechen nicht mehr ganz so leicht von der Hand geht. Ein einfacher Trick, sich über die Schärfe eines Messers klar zu werden, funktioniert mit einem Kugelschreiber aus Kunststoff:
 
Diesen etwas schräg auf eine Unterlage stellen und das Messer mit der Schneide senkrecht mittig aufliegen lassen. Ein scharfes Messer wird sich in den Kunststoff einkerben, ein stumpfes hingegen wird abrutschen – ein eindeutiges Indiz dafür, dass nachgeschärft werden muss. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Haare des Unterarms zu rasieren.
 
 

 

Klingenpflege
Abstandhalter (schwarz) sorgen dafür, dass der richtige Winkel auf dem Schleifstein eingehalten wird
Wie schleifen?
 
Je härter der Stahl, desto höher die Schnitthaltigkeit, desto schwerer aber auch das Schleifen. Extrem harte Stähle sollte man dem Profi oder Hersteller überlassen. Die meisten Jagdmesser sind aber problemlos zu schärfen.
Entscheidend beim Schleifen ist der Schleifwinkel. Wie viel Grad dieser hat, hängt von der Klinge ab (je dünner und biegsamer, desto spitzer). Aber auch Klingengeometrie (unterschiedliche Schleifwinkel in der Klinge) und persönlicher Geschmack sind entscheidend. Es gilt: Je spitzer der Winkel, desto schärfer, aber auch sensibler die Klinge!
 
Viel wichtiger als der Winkel selbst, ist seine konstante Einhaltung während des Schleifvorgangs. Ganz grob sollte er zwischen 15 und 30 Grad betragen. Um den Winkel einzuhalten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Abstandhalter aus Baumarkt oder Bürobedarf, Schablonen oder Vorrichtungen aus dem Fachhandel, wie das Lansky-System.
 
Als Schleifmaterial eignen sich Schleifsteine und Bandschleifer. Die Vorteile des Bandschleifers liegen in Schnelligkeit und einfach einzuhaltenem Winkel, da sich das Schleifmedium selbst bewegt. Gerade beim Schleifstein ist es wichtig, dass die Klinge in einem durchgezogenen, gleichmäßigen Zug (oder Schub) über den Stein gleitet. Ob gegen oder mit dem Stein, ist weder beim Schleifen noch beim Wetzen entscheidend.
 
Geschliffen wird zunächst nur von einer Seite, bis sich auf der Klinge ein Grat gebildet hat. Der Grat ist der Materialabtrag, der sich auf der Konterseite der geschliffenen Seite bildet. Wenn er sichtbar ist, bringt zusätzlicher Materialabtrag keine weitere Schärfe mehr. Nun das Messer wenden, und die Prozedur auf der anderen Klingenseite fortsetzen. Fürs Abziehen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bandschleifer und Schleifstein können mit entsprechend feiner Körnung (mindestens 400er) dafür genutzt werden. Auch möglich: Schwabbelscheibe und Lederriemen. Beide zuvor mit Polierwachs versehen. Die Schwabbelscheibe wird an eine feststehende Bohrmaschine angeschlossen: Polierwachs kurz an die rotierende Scheibe halten, danach das Messer mit der Schneide in Rotationsrichtung gleichmäßig auf und ab bewegen. Der Vorgang wird auf beiden Seiten wiederholt.
 
Konstante Pflege
 
Dass ein teures Messer länger scharf bleibt, stimmt nur bedingt. Es gibt deutliche Qualitätsunterschiede, die sich auch im Preis bemerkbar machen. Aber selbst ein hochwertiges Messer bedarf bei regelmäßigem Gebrauch  einer stetigen Pflege. Das A und O ist dabei, wie beschrieben, das Wetzen. Je öfter, desto seltener muss geschliffen werden, desto neidischer die Mitjäger-Blicke beim mühelosen Aufbrechen!
 
 
Peter Diekmann
 

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