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Königswürde

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Sintfeld bei Paderborn in Westfalen. Schützen und Treiber stapfen über einen verschneiten Acker. Plötzlich schießt ein Mümmelmann aus seiner Sasse. Ein Jungjäger wirft dem flüchtigen Hasen eine Schrotgarbe hinterher und trifft – wie bei Schüssen spitz von hinten leider nicht ungewöhnlich – die Keulen. Meister Lampe flüchtet auf einen Flügelschützen der Streife zu. Dieser lässt den Hasen sauber über Kopf gehen.
Szenenwechsel: Aus einem Buchenrauschen am Rande des nordhessischen Werratals wechselt ein Überläufer. Sein Bewegungsablauf ist unrund. Der Schwarzkittel erhält die Kugel eines Standschützen und verendet nach kurzer Flucht. Nach dem Abblasen stellt sich heraus, dass der Überläufer schon beim Einwechseln in die Verjüngung eine Kugel im unteren Bereich des rechten Oberschenkels erhalten hatte.
Mümmelmann und Sau kamen dem jeweiligen Erleger bereits krank an. Beide Fangschüsse saßen. Dennoch werden sie unterschiedlich bewertet. Denn es gilt in Jägerkreisen: erste Kugel, letztes Schrot. Will sagen, demjenigen, der den ersten tödlichen Treffer beim Schalenwild bzw. den letzten beim Niederwild (außer Rehen) anbringt, wird das Stück zugesprochen bzw. angerechnet.
Warum das so gehandhabt wird, ist in Vergessenheit geraten. Aber es ist fester Jägerbrauch. Und der dient unter anderem dazu, dass der Jagdherr oder -leiter ermitteln kann, wem die Würde des Jagdkönigs zusteht. Und das sollte meiner Meinung nach nicht unbedingt ein Vielschießer sein. Es kann, muss aber nicht nach der Quantität der Strecke gehen. Besser ist es, die Qualität eines Schützen zu würdigen.
Jagdkönig sollte jemand werden, der sich durch rücksichtsvolles sowie umsichtiges, kurzum sauberes Schießen hervorgetan oder sich sonstwie durch vorbildliches Verhalten ausgezeichnet hat. Ich habe beispielsweise Folgendes erlebt: Nach einer exzellenten Schalenwildjagd im niedersächsischen Wendland erhielt nicht derjenige die Königswürde, der 5 Sauen gestreckt hatte, sondern ein fröhlicher Rheinländer mit nur einem Kugelfuchs. Warum eigentlich nicht?
„Erfrischend anders sein und schreiben“ wird auch 2016 das Motto Ihrer DJZ-Redaktion sein. Wir freuen uns, wenn Sie uns gewogen bleiben. Besten Dank dafür und ein kräftiges Weidmannsheil
 
Ihr
Dr. Rolf Roosen
Chefredakteur
 
 
 


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