Noch ein Tier des Jahres: Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) hat zusammen mit ihren Mitgliedsverbänden und einigen zoologischen Gärten das Krokodil zum Zootier des Jahres ausgerufen.
Krokodile teilten sich ihren Lebensraum bereits mit den Dinosauriern. Seit mehr als 200 Millionen Jahren bevölkern die perfekten Jäger nahezu unverändert unseren Planeten – bis der Mensch auftauchte, Konkurrent und neues Beutetier. Die ZGAP: „Krokodile haben wie viele andere Beutegreifer auch leider ein Imageproblem: sie werden oft als menschenfressende „Monster“ angesehen, und nicht als die Nützlinge, die eine äußerst wichtige Aufgabe für ihre Umwelt übernehmen.“
Die wachsende kommerzielle Nachfrage nach ihrer Haut für Handtaschen und Gürtel und weitere Ursachen hätten die Krokodile an den „Rand der Ausrottung“ gebracht. Nun stehen die Nützlinge mit dem Imageproblem nach Ansicht der Gesellschaft kurz vor dem Untergang. Deshalb müsse man jetzt für die Krokodile spenden.
FOCUS griff das Thema einer diskriminierten Tierart auf und forderte mit einem Augenzwinkern: „Alle Krokodile haben ein Recht auf Liebe.“ Entsetzt hätten Krokodilforscher und Preisjury feststellen müssen, dass Laien es einem Krokodil übel anrechnen, wenn es sie auffrisst. Dabei würden die Krokodile doch „dringend gebraucht, um aus tropischen Flüssen alte oder schwächliche Beutetiere sowie überflüssige Touristen zu entfernen“.
Büro einer Jagdgenossenschaft in Tansania: Tafel mit dem Verzeichnis der in drei Jahren von Krokodilen getöteten und verletzten Personen (Quelle: Rolf D. Baldus)
Um das kontroverse Thema „Krokodil und Mensch“ drückt sich der e.V. der Krokodilfreunde jedoch herum. Dabei werden jedes Jahr um die 1.000 Personen, so lauten die „guestimates“, von Krokodilen getötet und meist auch aufgefressen. Gruselige Filme dazu gibt es im Internet zuhauf. Verantwortlich ist dafür in erster Linie das Nilkrokodil. Diese Art ist auch überhaupt nicht gefährdet.
Vor einem halben Jahrhundert war Crocodylus niloticus als Folge der unkontrollierten kommerziellen Nachstellungen tatsächlich in Gefahr. Die ZGAP greift deshalb in ihrer Analyse im Wesentlichen den Schnee von gestern auf. Die meisten Krokodilarten sind ein gutes Beispiel, wie eine Kombination von Schutz und nachhaltiger Nutzung eine Tierart wieder stabilisieren kann. Heute kontrolliert CITES den Handel, das wertvolle Leder kommt aus Krokodilfarmen und wer als Jäger ein kapitales Krokodil in Mosambik oder Tansania erlegt, der sollte eine Belobigung für praktischen Artenschutz durch nachhaltige Nutzung erhalten. Maßnahmen zum Erhalt der weiterhin gefährdeten Kuba-, Siam- und Philippinenkrokodile sind durchaus sinnvoll. Ohne eine Einbeziehung der lokalen Bevölkerung lassen auch sie sich aber nicht retten.
Die „Zootier des Jahres“ Kampagne wurde 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen, sich für gefährdete Tierarten einzusetzen, deren Bedrohung bisher nicht oder kaum im Fokus der Öffentlichkeit steht. So werden für den Titel „Zootier des Jahres“ Tierarten ausgewählt, die teils kurz vor der Ausrottung stehen, jedoch bisher keine oder nur sehr wenig Lobby haben und auch oft nicht von „großen Naturschutzorganisationen“ beachtet werden.
rdb