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Rotwild im Sparmodus

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Eine neue Studie zeigt, welchen Effekt das Nahrungsangebot auf den verringerten Stoffwechsel des Rotwilds im Winter hat.

 

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Egal, ob Nahrungsmangel oder Überfluss herrschen – im Winter schaltet das Rotwild auf Sparflamme. Foto: Jürgen Weber
Allgemein verringern große Säugetiere unserer Breiten im Winter ihre Stoffwechselleistung. Dass sie ihren Energieaufwand damit senken, hat evolutionsbiologische Vorteile. Dieser Spartrick ist mit den Vorgängen des echten Winterschlafs verwandt – das wies das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna nach. Ungeklärt war bisher die Frage, ob der Sparmodus, bei dem unter anderem die Körpertemperatur gesenkt wird, eine Folge des im Winter knappen Futterangebotes oder hiervon unabhängig ist. Schließlich könnten auch Lichtmangel oder Kältereiz als Steuerelemente infrage kommen. Das überraschende Ergebnis: Ob üppiges Futterangebot oder Nahrungsmangel herrscht, ist für die Umschaltung auf den Sparmodus unerheblich.
 
Das fanden Christopher Turbill, Walter Arnold und Kollegen durch eine experimentelle Arbeit an Rothirschen heraus. Die Tiere leben im Wildgehege des Forschungsinstituts unter naturnahen Bedingungen. Die Forscher gaben 15 Rothirschkühen Miniatursender, die durch Abschlucken in die Netzmägen gelangten. Dort zeichneten sie die Herzschlagrate als Maß der Stoffwechselintensität und die Temperatur der Tiere im Körperinneren 18 Monate lang auf. Vier Wochen lang bekam jedes Tier bestes Futter. Anschließend folgte vier Wochen lang eine reduzierte Futtergabe, die den winterlichen Nahrungsengpass simulierte.
 
Das Experiment zeigte, dass die Verringerung der Herzschlagrate durch Futterreduktion deutlich geringer ausfiel als die durch die kalte Jahreszeit ausgelösten Veränderungen. Der energiesparende Effekt kommt durch zwei Mechanismen zustande. Zum einen senken Rothirsche ihre Körperkerntemperatur im Zehntelgradbereich. Zum anderen verringern sie die Durchblutung in den Gliedmaßen und schaffen dadurch eine Art Isolationsschicht. Große Tiere wie Rothirsche oder Steinböcke können den Temperaturgradienten aufrecht erhalten – kleine Tiere wie Igel oder Siebenschläfer kühlen jedoch komplett aus. Bei ihnen senkt sich die Körperkerntemperatur bis fast auf den Gefrierpunkt. Sie fallen dadurch in eine Starre, den „echten“ Winterschlaf. 
sd
 


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