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„Runder Tisch“

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Ein Novum in Brandenburg: Erstmals setzen sich Ende September in der Forstschule Finkenkrug Jäger, Landwirte, Forstleute und Waldbesitzer an einen Tisch, um Wildbestandsproblematik und die daraus resultierenden Wildschadensprobleme zu erörtern. Dazu hatte Brandenburgs Agrar- und Forstminister Dietmar Woidke (SPD) den Landesjagdverband, den Brandenburgischen Forstverein, Waldbesitzer sowie betroffene Nutzer eingeladen.

Peter Brade

Es ging darum, Maßnahmen zur Wildbewirtschaftung und zur Reduzierung von Wildschäden zu erörtern und das Problem gemeinsam anzugehen. Insbesondere wurde die Problematik der teilweise überhöhten Schalenwildbestände mit der Frage einer effektiveren Bewirtschaftung diskutiert.
 
Woidke strebt an, durch nachhaltige Hege einen artenreichen und gesunden, landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten Wildbestand zu sichern. Schäden für Land- und Forstwirtschaft sollten auf ein tragbares Maß begrenzt werden. Die gesetzlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen für eine Reduzierung überhöhter Wildbestände seien ausreichend, meint der Minister. Sie müssten von allen Betroffenen konsequent umgesetzt werden. Woidke will künftig ein flächendeckendes Wildschadens–Monitoring mit dem Ziel, überhöhte Schäden festzustellen, um schnell mit Ausnahmeregelungen der Behörden reagieren zu können. Beklagt wurden zu hohe Wildbestände, hohe Verluste durch Schäden und Schutzmaßnahmen. Dr. Jörg Thiatmer, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes bedauerte, das ein naturnaher Waldbau durch Verbiss-, Schäl- und Fegeschäden nur eingeschränkt, zum Teil überhaupt nicht möglich sei.
 
Thiatmer fordert hier die Jagd, der eine besondere Verpflichtung für Erhaltung und Wiederherstellung naturnaher Wälder zukomme. „Nichterfüllung oder zu geringe Festsetzung der Abschusspläne hat entscheidend zur Erhöhung der Wilddichten beigetragen.“ Darüber hinaus klagten die Waldbesitzer über geringe Kenntnisse über Wildschäden im Wald und deren wirtschaftlichen Folgen. Hinzu käme ein geringes Interesse der Waldbesitzer an Beratung und Aufklärung über ihre Rechte und Pflichten, an der Ausschöpfung der gesetzlichen Möglichkeiten zur Verhütung und Regelung von Wildschäden in den Pachtverträgen und eine zurückhaltende Geltendmachung von Wildschäden. Sie baten den Minister um eine Informationskampagne, die Jäger, Grundeigentümer und Jagdgenossen für die Wildschadensproblematik im Wald sensibilisieren soll. Dr. Wolfgang Bethe, Präsident des Landesjagdverband Brandenburg, gestand teilweise überhöhte Bestände bei Rot-, Dam- Schwarz- und Rehwild ein. Zwar gäbe es moderne wildbiologische Grundlagen und passende rechtliche Voraussetzungen zur Wildreduzierung, doch leider Defizite in der Umsetzung. Das läge aber nicht an fehlenden Vorschriften. Für Bethe erleichtert die seit 2002 geltende „Gemeinsame Richtlinie für die Hege und Bejagung des Schalenwildes der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern“ wesentlich die vereinfachte Abschussplanung in den Jagdbehörden und Hegegemeinschaften. Auch der Mindestabschussplan in Waldumbaugebiete erleichtere die Jagdpraxis. Der LJV-Präsident, der die Richtlinien als bundesweit vorbildlich preist, bat den Minister, aus ihr eine Verordnung zu machen. Dann wäre die Umsetzung verbindlich. Diskutiert wurde auch die Schwarzwildproblematik. Einig war man sich, dass es als Folge der Veränderungen in der Landwirtschaft und der Klimaveränderung zu hohen und tendenziell noch ansteigenden Beständen kommen wird. Durch großflächige Intensivlandwirtschaft mit Mais, Raps und Getreide werde eine Bejagung immer schwieriger. eb
Peter Brade

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