Schalldämpfer Wartung und Pflege

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Der „Gehörschutz an der Mündung“ setzt sich langsam durch. Mit Aufschrauben und Losschießen ist es aber nicht getan. Bei der Handhabung und Pflege muss einiges beachtet werden. Von Norbert Klups

Die richtige Handhabung fängt bereits beim Büchsenlauf an. Was der Grünrock sich bei aufgesetztem Schalldämpfer auf keinen Fall leisten sollte, ist ein „Ölschuss“. Haben die meisten Jäger schon von gehört, wird aber immer wieder in den Bereich der Mythen verwiesen oder nicht beachtet.

Ohne Schalldämpfer und bei moderaten Entfernungen sind geringe Veränderungen der Treffpunktlage — 5 oder 10 Zentimeter — möglich. Ursache des Ölschusses ist, dass das Geschoss beim Kontakt mit dem geölten Lauf eine völlig andere innenballistische Charakteristik bekommt. Das kann bis zur Instabilität des Projektils führen.

Nicht jeder Schalldämpfer lässt sich zum Reinigen zerlegen (Fotos: Norbert Klups)

Wenn dann vor dem Lauf ein Schalldämpfer sitzt, kann das Geschoss nach Verlassen der Laufmündung mit flatterndem Heck an den Lamellen oder der Endkappe des Dämpfers anecken, was Schäden am Dämpfer sowie größere Treffpunktlagen-Veränderungen verursachen kann. Daher ist es wichtig, dass der Waffenlauf frei von Ölrückständen ist, bevor ein Schuss mit Schalldämpfer abgegeben wird.

Nicht überhitzen

Zivile Jagdschalldämpfer sind wesentlich preiswerter als militärische. Der Hauptgrund dafür ist, dass Zivildämpfer nicht dauerfeuerfest sind. Militärs müssen mit aufgesetztem Dämpfer auch mal einen Feuerstoß abgeben können, ohne dass der Schalldämpfer darunter leidet. Jagdwaffen erlauben zwar nur Einzelfeuer, aber trotz¬dem ist Vorsicht dabei geboten, den Dämpfer nicht zu überhitzen und dadurch zu beschädigen.

Auf der Jagd passiert das zwar kaum, aber auf dem Schießstand oder im Schießkino ist diese Gefahr durchaus gegeben. Die maximale Arbeitstemperatur eines zivilen Jagdschalldämpfers liegt bei etwa 200 Grad. Die sind nach etwa 10 Schüssen mit einem Standardkaliber, wie .308 Win. oder .30-06, abgegeben in kurzen Abständen, erreicht. Der Dämpfer sollte dann auch besser nicht mehr angefasst werden!

Hitzebeständiges Hochleistungsfett wird als Schmiermittel fürs Gewinde eingesetzt

Mit Magnumkalibern geht das natürlich noch schneller. Hier ist es wichtig, Abkühlpausen einzulegen. Lässt sich der Dämpfer wieder anfassen, ohne dass es schmerzt, kann weiter geschossen werden.
In diesem Zusammenhang sind Schalldämpferhüllen aus Neopren oder anderem Material, wie sie gern verwendet werden, um Geräusche beim Anecken mit dem Dämpfer zu mindern, problematisch. Sie verhindern ein schnelles Abkühlen des Dämpfers und sollten auf dem Schießstand entfernt werden. Auch deshalb, weil sich durch die Gewichtsminderung des Dämpfers bei abgenommener Hülle die Treffpunktlage verändern kann. Mein eigener Dämpfer schießt ohne Neoprenhülle etwa 5 Zentimeter tiefer auf 100 Meter. Im Schießkino auf 25 Meter ist das zu vernachlässigen. Wer die Büchse aber auf 100 Meter einschießt, sollte die Hülle besser dran lassen und längere Pausen in Kauf nehmen.

Bei einem Stahlschalldämpfer ist es übrigens ratsam, eine Dämpferhülle abzunehmen, wenn die Flüstertüte gelagert wird, sonst kann sich darunter leicht Korrosion bilden.

Gewinde-Fragen

Der Schalldämpfer wird mit dem Lauf über ein Gewinde verbunden, und das sollte geschmiert werden. Dazu aber nicht einfach Waffenöl nehmen, sondern ein hitzebeständiges Hochleistungsfett, wie es etwa auch für Chokeeinsätze bei Schrotflinten verwendet wird. Normales Waffenöl würde bei einem heiß geschosse-nen Lauf und Dämpfer verdampfen. Das Abnehmen des Schalldämpfers wird dadurch zum Kraftakt.

Bremsenreiniger fürs Säubern, Waffenpflege gegen Korrosion und Hochleistungsfett fürs Gewinde

Reinigung

Ein Schalldämpfer ist erstaunlich pflegeleicht und bedarf nur sehr wenig Wartung. Bei einem Stahlschalldämpfer muss die äußere Hülle natürlich mit Waffenöl vor Korrosion geschützt werden, und auch innen schadet etwas Öl ab und an nicht.

Bei Dämpfergehäusen aus Aluminium, Titan oder Karbon kann der Jäger sich das sparen. Lässt sich der Dämpfer zerlegen, ist eine Reinigung recht einfach. Aber auch bei nicht zerlegbaren Flüstertüten ist sie nicht schwierig. Reinigen sollten Jäger eigentlich auch nur, wenn wirklich eine große Anzahl von Schüssen mit dem Dämpfer abgegeben wurde, er durch Regen völlig nass geworden oder durch eingedrungene Fremdkörper verdreckt ist.

Es reicht, ihn mit handwarmem Seifenwasser auszuspülen und anschließend mit Bremsenreiniger nachzuspülen. Dann trocknen lassen, am besten auf einem Heizkörper. Hat der Dämpfer Stahllamellen, muss er nach dem Trocknen mit etwas Öl zum Korrosionsschutz eingesprüht werden. Soll zwischendurch der Schalldämpfer von Verbrennungsrückständen befreit werden, ist ein Durchblasen mit Druckluft ideal. Wer das regelmäßig macht, muss nicht viel mehr tun.

Lagerung

Gesetzeskonform müssen wir den Dämpfer natürlich im Waffenschrank aufbewahren, aber bitte nicht auf dem Lauf der Jagdbüchse geschraubt. Durch das Schießen bildet sich im Dämpfergehäuse Kondensation. Wird die Büchse mit aufgeschraubtem Dämpfer in den Tresor gestellt, sickert die Feuchtigkeit in den Waffenlauf und verursacht dort mitunter Korrosion.
Der Dämpfer muss abgeschraubt werden und wird waagerecht gelagert, bis er innen wieder völlig trocken ist. Beschleunigen lässt sich das wie nach der Reinigung, wenn der Dämpfer auf dem Heizkörper liegt. Vor dem nächsten Jagdeinsatz aufschrauben und handfest anziehen. Es bringt nichts, den Dämpfer mit möglichst viel Kraft auf den Gewehrlauf zu schrauben. Das erschwert nur die Demontage.

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