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Browning BAR II: Weltneuheit mit kleinen Macken

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Erstmals gibt es mit der Browning BAR II eine Selbstladebüchse mit Handspannung. Zusammen mit dem ebenfalls brandneuen Schmidt & Bender Zenith 1,1-4×24 eine Kombination für Drückjagd und Pirsch.

Roland Zeitler

Browning modifizierte seine Selbstladebüchse BAR (Browning Automatic Rifle) Generation II mit einem Handspannerschloss. Damit kann die Waffe geladen und entspannt gefahrlos geführt werden.  Zudem wurde das vorliegende Drückjagdmodell Light Evolve durch einen gravierten und hellgrau gebeizten  Kasten sowie einen ansprechenden Ölschaft aufgewertet.
 
Dank des kurzen, nur 51  Zentimeter langen Laufes ist die Büchse mit einer Gesamtlänge von 105,7 Zentimeter auch sehr führig. Sie ist mit 3,39 kg kein Leichtgewicht, aber auch für die Pirsch nicht zu schwer. Die Selbstladebüchse liegt sehr ausgewogen und ruhig im Anschlag und schwingt beim flüchtigen Schießen sehr gut  mit. Sie lässt sich selbst im Kaliber 9,3×62 der Testwaffe sehr angenehm schießen. Es kommt zu keinem nennenswerten Hochschlag.
 
Der Hinterschaft ohne Backe hat einen leichten Schweinsrücken und recht steilen Pistolengriff. Er kann noch gut gegriffen werden. Für meinen Geschmack fiel er aber etwas zu steil aus, was für ein schnelles In-Anschlag-Gehen und schnelles Schießen nicht optimal ist. Die meisten Jäger kommen aber mit einem steileren Pistolengriff zurecht.
 
Der schlanke Vorderschaft mit Griffmulden verjüngt sich nach oben und vorne. Er ist sehr griffig und schließt mit einer tulpenförmigen Tropfnase ab. Der Vorderschaft wird mit einer Schraube am Gasregulierungssystem am Lauf festgeschraubt. Die Schraube dient gleichzeitig als Riemenbügelöse für abnehmbare Riemenbügel.
 
An Vorderschaft und Pistolengriff ist eine grobe, aber saubere schottische Fischhaut mit Rauten geschnitten. Der Schaft wurde sehr glatt geschliffen und einwandfrei geölt.
 

Das System

Der grau gebeizte Aluminiumkasten hat einen guten Korrosionsschutz. Der 51 Zentimeter lange Jagdlauf wird in den Kasten geschraubt. Er misst an der vernickelten Mündung 16,55 Millimeter. Die Drückjagdvisierung ist brauchbar: Auf dem Kornsattel sitzt ein roter, Licht sammelnder Fiberglasstab. Er ist zwar bruchempfindlich, ergibt aber auch in der Dämmerung einen hellen, sehr gut wahrnehmbaren Kontrast.

 
Die Visierschiene mit weißen Längsstrichen ist  neun  Millimeter breit. In ihr steckt eine sehr niedrige Kimme mit weitem V-Ausschnitt. Ein gutes Visier für den schnellen Schuss auf kurze Entfernungen.
 
Der Drehwarzen-Verschluss mit  sieben Warzen in drei Reihen verriegelt direkt im Lauf. Im geschlossenen Zustand legt sich vor dem Verschlusskörper eine Kunststoffabdeckung im Auswurffenster, die Schmutz abhalten soll. Vorne rechts am Kasten sitzt der griffige Verschlussentriegelungshebel. Der Verschluss-Spannhebel kann sehr gut gegriffen werden.
 
Die Magazinklappe wird mit einem Drücker vor dem Abzugsbügel geöffnet. Auf der am Scharnier hängenden Klappe sitzt das zwei Patronen fassende Magazin aus Stahlblech. Es kann dort gut geladen werden. Nach Überwinden eines Federdrucks kann es auch von der Klappe abgenommen werden. Der rote Kunststoff-Zubringer bildet sehr guten Kontrast zu Patronen, so dass man leicht den Ladezustand erkennt.
 
Hinten am Magazinbügel liegt eine Druckknopfsicherung, die den Abzug blockiert. Der Abzug hat einen geringen Vorzug, ehe er trocken steht. Er löst im Mittel bei  2370 Gramm Widerstand aus (Schwankungsbreite über 300 Gramm).
 

Handspannerschloss

Als erste Selbstladebüchse stattete Browning die Waffe mit einem Handspannerschloss aus – eine Weltneuheit. Der griffige Spannschieber liegt auf dem Schafthals (Scheibe). Das Schloss lässt sich geräuscharm, schnell und bequem spannen. Man kann es beim In-Anschlag-Gehen spannen.

 
Zum Entspannen muss ein Druckknopf zur Entriegelung des Spannschiebers gedrückt werden. Hält man beim Entspannen dagegen, funktioniert das recht geräuscharm. Bei entspannter Feder besteht keinerlei Gefahr einer Patronenzündung. Die entspannte Büchse ist gefahrlos zu führen.
 
Eine Besonderheit kann allerdings auftreten: Betätigt man bei entspannter Waffe aus Versehen den Abzug, dann lässt sich in aller Regel das Schloss nicht mehr spannen. Der Spannschieber läuft „leer“ nach vorne, ohne dass die Schlagfeder gespannt wird. Es gibt dann folgende Möglichkeiten, von denen aber nur die erste sinnvoll ist:
  • Man kann den Spannschieber mit Schwung zurückziehen.
  • Bei Spannschieber in hinterster Stellung (entspannt) die Waffe auf der Schaftkappe aufstauchen (nicht empfehlenswert).
  • Den Verschluss betätigen und vorschnellen lassen (nicht empfehlenswert).Während der Jagd sollte man nie den Abzug bei entspanntem Schloss betätigen. Ansonsten geht die schnelle Schussbereitschaft verloren. Zudem sind die aufgezeigten Möglichkeiten mit Geräuschen verbunden, die den Jagderfolg schmälern.
Auf der Selbstladebüchse wurde mittels MAK-Montage (Rapid 2000) das neue Schmidt & Bender Zenith 1,1-4×24 mit Leuchtabsehen montiert. Auf dem Kasten ist eine 12 Millimter breite Schiene aufgeschraubt. Mit zwei seitlichen Klemmhebeln wird eine Klemmschiene am Oberteil mit den Ringen an der Schiene festgezogen. Ein Stollen am Oberteil greift in eine Ausfräsung der Schiene. Eine sehr solide Montage, die nach Ab- und Aufsetzen des Zielfernrohrs gleichbleibende Treffpunktlage garantiert.
 

Fazit

Die Browning BAR II wurde auf 100 Meter geschossen. Sie verdaute zahlreiche Laborierungen ohne Probleme. Zu Funktionsstörungen kam es nicht. Das Schussverhalten war angenehm. Mit Romey-Patronen mit Starkmantelgeschoss wurde auf 100 Meter mit fünf Schuss aus warmem Lauf ein Streukreis von 28 Millimetern erzielt. Mit RWS-Patronen mit 16 Gramm KS waren es 38 Millimeter und mit Norma Vulkan  45.

 
Die Selbstladebüchse schießt also hervorragend. Selbst aus warmem Lauf erbringt sie eine Präzision, die der aus Repetierern nicht nachsteht.
Die Bedienung ist problemlos. Jedoch sollte man unbedingt eine Abzugsbetätigung bei entspanntem Schloss während der Jagd vermeiden.
 
Der hohe Abzugswiderstand von 2.370 Gramm erfordert Gewöhnung und viel Übung. Tests haben ergeben, dass bei Abzugswiderständen ab 1.200 Gramm beim Flüchtig-Schießen sehr oft zu tief getroffen wird. Die Waffe wird beim Abziehen nach unten „gerissen“. Wer sonst mit Stecher oder Feinabzug schießt, sollte vor der Drückjagdsaison viel mit der BAR II üben und sich so auf den Abzug einstellen.
 
Völlig überflüssig ist die zusätzliche Druckknopf-Abzugssicherung. Sie ist nicht praxisgerecht. Die Waffe kann schnell beim In-Anschlag-Gehen gespannt werden. Ungespannt ist sie sicher. Eine manuelle Sicherung führt nur zur Fehlbedienung. Hat man sie eingelegt, wird sie vergessen. Ich kenne das von meinem Unterhebel-Repetierer von Marlin. Die manuelle Sicherung sollte man nicht beachten.
 
Die Browning BAR II mit Handspannung ist eine innovative, sichere Waffe, die ideal zur Drückjagd-, Pirsch- und Ansitzjagd einsetzbar ist. Die Handspannung ermöglicht das frühzeitige Laden der Waffe. Sicherlich ist sie eine Alternative zu Repetierer und Doppelbüchse (beide haben aber bessere Abzüge). Hervorzuheben die hohe Präzision der Browning Selbstladebüchse und deren Führigkeit.
 
 
Weitere Informationen:
 
Roland Zeitler

Visierschiene Magazinklappe wird mit Drücker geöffnet. Schussbild Browning BAR II technische Daten

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