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Browning Dualis: Kräftig ziehen

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Browning hat auf Grundlage der bewährten Selbstladebüchse BAR seinen Vorderschaft-Repetierer Dualis entwickelt: vor allem für Bewegungsjagden.

Von Roland Zeitler

Browning Dualis
Browning Dualis Vorderschaft-Repetierbüchse.

Selbstladebüchsen sind auf Drückjagden nicht überall beliebt oder erwünscht, obwohl es mit die geeignetsten Waffen für Drückjagden sind. Außerdem gibt es für sie in einigen Ländern gesetzliche Restriktionen. Das brachte den internationalen „Player“ Browning auf die Idee, auf Basis seiner Selbstladebüchse BAR den Vorderschaftrepetierer Dualis zu entwickeln.

Ein Modell in .30-06 Springfield stand für den Praxistest zur Verfügung, ausgrüstet mit einem Aimpoint und Leupold-Zielfernrohr. Montiert wurde die Zieloptik mit der Leupold QR-Montage, die nach Ab- und Aufsetzen der Zieloptik gleichbleibende Treffpunktlage gewährleistete.

Der Kasten aus Leichtmetall nimmt den Verschluss, die darin verstiftete Abzugs- und Schlosseinheit sowie das Magazin auf. Der Verschluss verriegelt im Lauf mit sieben Warzen, die in drei Reihen angeordnet sind. Er wird durch eine Leichtmetallhaube im Bereich des Auswurffensters verdeckt. So besteht ein guter Schutz vor Verschmutzung.

Der eigentliche Drehwarzen-Verschlusskopf befindet sich in einem Verschlussträger. Beim Repetieren wird der Verschlusskopf angesteuert, er dreht sich, und die Warzen entriegeln. Das geschieht durch Zurückziehen des Vorderschaftes. Ein beidseitiges Gestänge ist mit dem Verschlussträger verbunden und bewegt ihn.

Beim Repetieren bewegt sich der Vorderschaft im leichten Winkel über das Magazin nach unten. Die Repetierbewegung erfordert durchaus ein kräftiges Ziehen nach hinten sowie Drücken nach vorn. Das funktioniert ergonomisch. Nach dem Schuss allerdings klappt das Repetieren keinesfalls so leicht und einfach wie bei vielen Vorderschaftrepetier-Flinten. Wer diese Flinten gewohnt ist, muss sich beim Dualis umstellen.

Nach einiger Übung kann aber sehr schnell repetiert werden. Dabei müssen die Hände nicht umgreifen. Man bleibt im Anschlag. Und wer etwas mehr trainiert, kommt dabei nur geringfügig aus der Schussrichtung. Man kann einen zweiten Schuss schnell und gut platzieren, allerdings nicht ganz so flüssig wie mit einer Doppel- oder Selbstladebüchse.

Der einfache Flintenabzug hat geringfügigen Vorzug, ehe er trocken steht und bei zu hohen 2,1 Kilogramm (21 N) Widerstand bricht.

Die Druckknopf-Sicherung im Abzugsbügel wirkt nur auf den Abzug. Das vier Patronen fassende Kastenmagazin mit rotem Zubringer kann bequem gewechselt werden. Man sieht gut bei geöffnetem Verschluss, ob sich eine Patrone im Magazin befindet.

Schlechte Visierung

Der Büchsenlauf der Browning ist nur 51 Zentimeter lang. Aufgeschraubt wurden eine Drückjagd-Visierschiene und der Kornsattel. Die „aufsteigende“ Drittelvisierschiene trägt zwei weiße Linien, die das „Auge“ schnell und zentriert zur Schmetterlingskimme führen sollen. Das „Rundkorn“ besteht aus einem lichtsammelnden und gut sichtbaren roten Fiberglasstab, der von zwei winzigen Ringen gehalten wird: eine gute Visierung, die man schnell erfassen kann. Das „leuchtende“ Korn hebt sich auch gut vom dunklen Wildkörper ab.

Leider war mit der eingestellten Visier-Justierung die Scheibe in 100 Meter Entfernung nicht zu treffen. Das Korn war nicht zentrisch montiert. Zum Glück sitzen Korn und Kimme aber in Schwalbenschwänzen und lassen sich justieren. Nach einigen Schuss gelang es, auch auf 50 Meter gut zu treffen.

Allerdings blieb das Kunststoffkorn nur kurze Zeit heil. Beim Anlehnen der Waffe an einen Baum brach es entzwei. Mit Sicherheit gibt es wesentlich praxisgerechtere offene Visierungen als diese.

Der Hinterschaft hat einen Schweinsrücken und griffigen Pistolengriff. Er schließt mit einer Kunststoffschaftkappe ab. Der volumige Vorderschaft ist bis zur Mitte sehr griffig. Nach vorne verjüngt er sich geschmackvoll und schließt mit einer Tropfnase ab. An Pistolengriff und Vorderschaft wurde eine Fischhaut geschnitten. Die Büchse wird mit abnehmbaren Riemenbügeln geliefert.

Handhabung und Schussleistung

Beim Ansitz hat der Dualis Nachteile. Auf dem Hochsitz oder in der Kanzel lassen sich herkömmliche Repetierer mit Drehzylinder- oder Geradezugverschluss bequemer und schneller handhaben. Liegend ist er ebenfalls sehr schlecht handhabbar. Dagegen bietet er Vorteile bei Drückjagden (hinsichtlich schneller Schussfolge) oder auf der Pirsch (angestrichen geschossen). Nach etwas Übung kann schnell repetiert werden, ohne dass die Waffe zu stark aus der Zielrichtung verdrückt wird. Vorteil: Die Handlage bleibt dabei gleich.

Zunächst ist der Bewegungsablauf allerdings ungewohnt. Es bedarf durchaus etwas Übung, um das Repetieren flüssig zu beherrschen. In geladenem Zustand ist der Vorderschaft verriegelt. Zum Entladen muss über eine Sperre entriegelt werden. Nach dem Schuss ist die Verriegelung selbstverständlich aufgehoben, damit unverzüglich repetiert werden kann.

Die 3,18 Kilogramm schwere Büchse ließ sich angenehm schießen. Vor allem beim flüchtigen Schießen muss man sich aber erst an den hohen Abzugswiderstand gewöhnen, ehe man sicher trifft. Deshalb sollte der Widerstand um gut 500 Gramm niedriger liegen.

Die Schussleistung war sehr konstant und hervorragend. Bei fünf Schuss auf 100 Meter wurden mit RWS-Patronen (10,7 Gramm DK) Streukreise von 26, 28 und 29 Millimetern erzielt (siehe Kasten). Die Waffe „verdaute“ viele Laborierungen auffallend gut. Eine Vergleichswaffe in .308 Win. erbrachte mit RWS-Matchpatronen (10,9 Gramm HP) einen Streukreis von drei Zentimetern (5 Schuss/100 Meter). Für einen Vorderschaft-Repetierer sind das also exzellente Ergebnisse. Traditionelle Repetierer liegen kaum besser.

Bei Drückjagden sowie Sauenjagden am Mais konnte sich der Dualis gut und erfolgreich schlagen. Bei Nachsuchen in Dickungen verschmutzt er allerdings recht schnell im Bereich des Vorderschafts. Dafür ist er also weniger geeignet.

Die Verarbeitung kann sich sehen lassen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr gut. Ich kenne nur noch Vorderschaftrepetier-Büchsen von Remington. Die erbrachten bei Tests allerdings eine wesentlich geringere Präzision.Foto: Roland Zeitler

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Auswurffenster
Das Auswurffenster wird durch eine „Haube“ verschlossen.
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