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Mountain Rifles: Das Bergrennen

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Leichte, führige Repetierer – Mountain Rifles – sind eine Domäne der US-Hersteller. Gegen die typischen Vertreter wie Winchester und Savage schickt jetzt die deutsche Firma Kessler ihren Superleicht-Repetierer ins Rennen.

Von Roland Zeitler

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Mountain-Rifles
Von oben: Winchester 70 Featherweight, Savage 110 FM Sierra und Kessler Superleicht

Standardrepetierer, egal welcher Herkunft, sind selten leicht und führig. Die Lauflänge beträgt meist 60 Zentimeter, und zu dünn darf die Laufkontur nun auch wieder nicht sein, sonst hapert es mit der Präzision. Klobige Schäfte tun ein übriges, und viele Hersteller verwenden auch für Kurzpatronen der .308 Winchester-Klasse normale Standardsysteme. Gewichte zwischen 3,3 und 3,8 Kilogramm kommen da schnell zusammen.

In den USA hat jeder größere Hersteller Mountain Rifles im Programm. Sie aber nur als abgespeckte Varianten zu bezeichnen, wäre zu einfach. Das weltweit sehr beliebte und mehr als fünf Millionen Mal gebaute Mauser 98er Standardsystem hat in diesem Zusammenhang ein entscheidendes Handicap: Es ist schwer, wenig führig und braucht Platz. Schon wegen der Abzugsgröße ließen sich schnittige Schäfte bisher nicht verwirklichen.

Anders bei dem auf der IWA 2000 präsentierten Repetierer „Superleicht“ (SL), der von Roland Kessler in Deggendorf für die Firma Alberts in Wiehl gebaut wird. Er hat nichts gemeinsam mit den groben Repetierern auf Basis des 98er Militärsystems. Für den Test standen bereit: Savage 110 FM „Sierra“

Mountain Rifle aus Germany

Der Repetierer basiert auf einem von den „Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken Berlin“ (DWM) gefertigten nummerngleichen Mauser 98er Standardsystem. Bekannt ist es durch den langen, nichtrotierenden Auszieher. Das System ist schmutzunempfindlich. Große Gasfreiräume in der Kammer und das Gasschild am Schlößchen sorgen für Schützensicherheit. Die Kammer wird mit zwei Warzen im Hülsenkopf verriegelt. Eine dritte Warze im Hülsenbrückenbereich dient der zusätzlichen Sicherheit.

Der seitliche Kammerhalter dient gleichzeitig als manueller Auswerfer, der über die geschlitzte linke Warze in den Stoßboden greift. Seine Zuverlässigkeit ist nicht zu überbieten, erfordert aber ein Zurückziehen der Kammer bis zum Anschlag. Der Vorsprung am Kammerhalter wurde abgefräst, trotzdem läßt sich die Kammer bequem entriegeln.

Am Schlößchen sitzt eine Zwei-Stellungs-Sicherung. Sie arbeitet im 60-Grad-Winkel und läßt sich geräuschlos bedienen. In gesicherter Stellung wird die Kammer blockiert und der Schlagbolzen direkt festgelegt. Auf Wunsch kann ein anderes, flaches Schlößchen mit horizontaler Drei-Stellungs-Sicherung nach Art Winchester 70 gewählt werden.

Der Magazinkasten wurde gekürzt und zur Gewichtsersparnis mit Löchern skelettiert. Die Kammer läßt sich auch ohne Niederdrücken des Zubringers schließen. Das drei Patronen fassende Magazin wird über den Klappdeckel (Öffner im Abzugsbügel) entladen.

Die starke Hülse wurde durch Abtragen von Material im Hülsenkopf verjüngt. Anstatt üblicher 35,8 Millimeter Durchmesser mißt der Hülsenkopf nur 32,6 Millimeter. Auch an der seitlichen Hülsenwandung wurde Material abgefräst. Um den schlanken Schaft zu ermöglichen, mußte Kessler ein völlig neues Abzugssystem konstruieren. Ein Teil des patentierten Abzugs wurde dazu am Abzugsblech montiert. Es handelt sich um den federbelasteten Abzug mit Züngel, der oben mit V-förmigem Rastgriff ausgearbeitet wurde. Der Weg wird mit Stiften begrenzt.

Der neue Abzug hat mit 2,47 Zentimetern Bauhöhe über dem Abzugsblech eine insgesamt niedrige Gesamthöhe. Er ist simpel, aber man muß eben erstmal darauf kommen. Im Test lag der Widerstand bei trocken stehenden 800 Gramm. Laut Kessler wären sogar 400 oder 600 Gramm realisierbar. Wegen der sehr guten Charakteristik sind aber niedrigere Widerstände nicht nötig.

In den Hülsenkopf wurde ein kaltgehämmerter, 55 Zentimeter langer Stufenlauf von Heym eingeschraubt. Der Lauf verjüngt sich bis zur Mündung auf 16,2 Millimeter. Hier ging Kessler den sicheren Weg und wählte wegen Schußleistung und Wärmeempfindlichkeit eine etwas stärkere Laufkontur.

Die offene Visierung besteht aus einem nach vorn geneigten, quergeriffelten Kimmenblatt mit Rundausschnitt. Es ist im Schwalbenschwanz des Sattels seitlich verschiebbar. Als Kimme wurde ein 2,5 Millimeter breites, orangenfarbiges Balkenkorn gewählt. Es sammelt Licht und bildet einen ausgezeichneten Kontrast. Dank weitem Kimmenausschnitt ist das Visier auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut verwendbar. Es wurde auf 50 Meter Fleck eingeschossen.

Vorbildlich auch die Systembettung mittels Kunstharz. Dabei wurde der Lauf bis kurz nach der zweiten Stufe mitgebettet. Hinten ist eine Pillarbettung angebracht. Bei der vorderen Systemschraube eher unnötig, weil praktisch der Gewindestollen auf dem Abzugsblech lagert. Der Schaft ist hier extrem schlank. Die Bettung wurde so gut ausgeführt, daß es nach Herausnahme des Systems keine Setzschüsse gab.

Die gute und konstante Schußleistung ist wohl nur mit solch einer exakten Bettung zu erreichen. Da der Abzugsmechanismus zweigeteilt ist, ist die hintere Pillarbettung unbedingt erforderlich, weil die Rastgriffe exakt sitzen müssen und dies durch Zusammenführen von Hülse und Abzugsblech geschieht. Keinesfalls darf sich die Systemschraube lockern, weil sich sonst das Schloß nicht mehr spannen läßt beziehungsweise es auslöst. Mein Tip wären zusätzliche Sicherungsschrauben.

Insgesamt ist die Kessler wirklich hervorragend verarbeitet, die Metall-/Holzpassungen wurden sehr penibel ausgeführt. Alle Metallteile sind glatt poliert und tiefschwarz brüniert. Auch die Verschlußbahnen sind so bearbeitet, daß die Kammer gut gleitet. Unschön aber die 60-Grad-Sicherung, die fast am Okularkonus des Zielfernrohrs anliegt. Man sollte bei niedrig montiertem Zielfernrohr immer die horizontale Drei-Stellungs-Sicherung wählen.

Sehr formschön – der große Abzugsbügel – weit entfernt vom militärischen Stil. Nicht überzeugen konnte der gerade Kammerstengel, der trotz großer Kugel zu nahe am Schaft anliegt. Das sieht zwar schick aus, ist aber einem schnellen, festen Griff abträglich.

Der Ölschaft aus gut gemasertem Nußbaumholz ist sehr schlank. Sein Hinterschaft mit leichtem Schweinsrücken hat eine Bayerische Backe mit zwei Falzen und schließt mit einer Gummikappe im Old English Style ab. Der Pistolengriff mit Edelholzkäppchen hat rechts eine leichte Aufbauschung, die den Handhohlraum ausfüllt. Er ist nicht zu steil, und mein mittellanger Abzugsfinger kann das Züngel gut erreichen.

Der schlanke Vorderschaft verjüngt sich nach vorn deutlich. Er ist weder breit noch hoch und schließt mit elegantem Edelholz und Tropfnase ab.

Die scharfe, mittelfeine Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft wurde sehr sauber geschnitten. Eine Querbolzenverschraubung im Rückstoßstollenbereich soll Schaftbruch vorbeugen.

Elegant wurde der Übergang vom sehr schlanken Pistolengriff in den Systembereich gelöst. Nach Auslaufen des Pistolengriffs verdickt sich der Schaft mit Backen im Bereich der Hülse. Wichtig dabei ist, daß nur längsgemasertes Holz verwendet wird – das minimiert das Schaftbruchrisiko. Vermißt habe ich abnehmbare Riemenbügel; sie lassen sich durch Nachbohren der Riemenbügelösen befestigen.

Die inneren Werte zählen

Die Savage Sierra ist ein schmuckloses Gewehr und mit einem Preis von rund 1300 Mark auch entsprechend preiswert. Sie ist robust und führig. Mit 101,5 Zentimeter Länge fällt auch das Gewicht von 2,9 Kilogramm nicht zu hoch aus. Savage verwendet für die Patronen der .308er-Klasse, zu der auch die .243 Winchester der Testwaffe zählt, ein spezielles Kurzsystem.

Die Hülse hat ein ausreichend großes Ladefenster. Rechts an der Hülsenbrücke sitzt ein großer Druckknopf, der zur Kammerentnahme dient. Er muß gleichzeitig mit dem Abzug gedrückt werden, um die Kammer entnehmen zu können. Das erfordert etwas Übung, klappt aber nach einigen Versuchen ganz gut. Das Kastenmagazin ohne Magazindeckel läßt sich nur durch Herausrepetieren leeren.

Das aus mehreren Teilen bestehende Schloß wird kostengünstig gefertigt. Der Kammerkopf hat vier Warzen in zwei hintereinander liegenden Ebenen. Die beiden vorderen, feststehenden Warzen drehen sich beim Schließen mit dem Zylinder und verriegeln die Kammer. Der hintere Warzenkranz ist drehbar am Zylinder und bleibt beim Schließen stehen. Während die beiden Verschlußwarzen bei verriegelter Kammer senkrecht stehen, liegen die hinteren waagerecht im Hülsenkopf. Das ergibt eine fast vollflächige Abdichtung und dient als Gasschutz.

In der vorderen Warze sitzt auch eine Gasentlastungbohrung. Das Schlößchen wurde ferner mit einer Art Gasschild ausgestattet. Für die Schützensicherheit hat Savage hier einiges getan. Die Kammer wurde sehr glatt geschliffen und im Gegensatz zu den anderen Teilen bestens brüniert. Dahingegen sind die Metallteile wie Hülse und Lauf nicht besonders gut poliert. Bei genauem Hinsehen sieht man noch die Werkzeugspuren. Mangels guter Polierung und nur mäßiger Brünierung ist mit Rost zu rechnen. Die Metallteile sollten deshalb stets gut eingeölt werden.

Der Kammerstop ist die eigentliche Abzugsstange. Sie reicht im Winkel auf die Abzugsgabel und sitzt dort in einer groben Rast. Man kann sich gut vorstellen, daß bei derartigen Übertragungen und groben Rastflächen ein guter Abzug kaum möglich ist. Der in Grenzen justierbare Abzug stand zwar trocken, brach aber bei viel zu hohen zwei Kilogramm.

Der 51 Zentimeter lange Lauf hat an der Mündung immer noch einen Durchmesser von 14 Millimetern. Er wird im Knopfdruckverfahren hergestellt. Eine aufwendige Methode, die aber sehr präzise Läufe hervorbringt. Viele „Benchrestläufe“ werden so hergestellt.

Die Savage-Läufe sind für ihre Präzision bekannt. So waren auch die Laufinnenflächen in Ordnung und ausreichend glatt. Der Lauf wird in den Hülsenkopf eingeschraubt. Er hat ein darüber hinaus reichendes Gewinde. Der Verschlußabstand wird über eine große „Mutter“ vor dem Hülsenkopf korrigiert. Dazwischen wird der Rückstoßstollen eingeklemmt.

Der Schaft mit matter Oberfläche besteht aus schwarzgrauem Kunststoff. An Vorderschaft- und Pistolengriffseiten hat er eine griffige Fischhaut. Der Hinterschaft mit geradem Rücken und Pistolengriff schließt mit einer offen ventilierten Gummikappe ab. In der Ventilation sammelt sich allerdings gerne Schmutz. Kein Problem bei Kunststoff.

Der recht breite Vorderschaft (in der Mitte 4,3 Zentimeter) ist unten flach gehalten. Er verjüngt sich nur wenig. Am Schaft sitzen die Ösen für abnehmbare Riemenbügel.

Schon jetzt ein Klassiker

Während die Savage herkömmlichen, brünierten Kohlenstoffstahl verwendet, kommt die Winchester fast ganz in Stainless. Der Kontrast von braunem Nußbaumholz zu dem mattgrauen Stainless-Stahl ist übrigens sehr ansprechend. Die meisten Teile wie Lauf, Hülse, Auszieher, Schlößchen, Abzug, Sicherung und Kammerstengel sind aus dem rostträgen Stahl. Andere wie Bodenplatte einschließlich Magazinklappdeckel und Abzugsbügel bestehen aus Leichtmetall.

Nicht aus rostträgem Stahl sind die Federn (Magazin-, Schlagbolzen- und Abzugsfeder), der Schlagbolzen sowie die Kammer einschließlich Verriegelungswarzen. Sie wurden sandgestrahlt und hell belassen. Die Kammer erhielt einen Sonnenschliff. Verarbeitung und Finish sind erstklassig.

Das Winchester 70 Classic System ist eine Wiederauflebung des legendären 70er Systems in der Ausführung pre-64. Auch die kräftige Winchester Hülse hat ein großes Ladefenster. Verriegelt wird die Kammer mit zwei kräftigen Warzen im Hülsenkopf. Der Kammerstengel fungiert als „dritte Sicherungswarze“.

Hinter der linken Warze sitzt am Auszieherring ein Gasabdichtungsteil, das nach unten die Hülse abdichtet. Oben wird sie mittels dem Zylinder abgedichtet. Im Hülsenkopf ist rechts eine Gasentlastungsbohrung. Meines Erachtens reicht das bei Zündhütchendurchbläsern für die Schützensicherheit aus. Sowohl bei Savage als auch beim Mauser 98 wurde hier aber etwas mehr getan.

Der lange, nichtrotierende Auszieher sorgt für kontrollierte Patronenführung. Er ist schmutzunempfindlich und arbeitet auch bei „festgefressenen“ Hülsen gut. Ein manueller Auswerfer sorgt für stets zuverlässigen Hülsenauswurf. Er greift von schräg unten in den Stoßboden ein und dient gleichzeitig als Kammerstopper.

Das Schlößchen ist weitgehend geschlossen. Gut fühl- und sichtbar auch das Spannstück, das hinten heraustritt. Rechts am Schlößchen sitzt eine horizontale Drei-Stellungs-Sicherung. Sie wirkt direkt auf den Schlagbolzen und sperrt die Kammer. In der Mittelstellung kann gefahrlos entladen werden. Die Kammer läßt sich über den Hebel links hinter der Hülsenbrücke bequem zur Entnahme entriegeln.

Winchesters Abzug ist einfach aufgebaut, deshalb auch robust und unempfindlich. Er besteht aus Abzug, Abzugsstollen und Feder. Einjustiert stand er trocken bei rund einem Kilogramm Widerstand. Das fünf Patronen fassende Magazin kann dank des Klappdeckels bequem entladen werden. Die Druckknopfarretierung an der Vorderseite des Abzugsbügels ging sehr schwer. Ein unbeabsichtigtes Öffnen erscheint so ausgeschlossen.

Der nach hinten abgewinkelte, weit genug abstehende Kammerstengel mit griffiger Kugel (mit Fischhautkranz) ist praxisgerecht und bestens greifbar. Aber auch der der Savage fällt sehr griffig aus.

Der 56 Zentimeter lange Stainlesslauf an der Winchester mißt an der Mündung noch 14,5 Millimeter. Bei beiden Büchsen liegen die Läufe frei. Das Winchester System wurde korrekt im Schaft eingeschäftet. Die vordere flache Unterseite sowie der Rückstoßstollen sind in Kunstharz gebettet.

Bei Savage beschritten die Ingenieure einen anderen Weg, indem sie die sogenannte Pillarbettung vornahmen. Das System liegt im Bereich der Systemschrauben auf breiten Distanzröhrchen auf, durch die die Systemschrauben verlaufen. Auch das ergibt eine sehr korrekte Systemlage.

Ganz anders fällt der Schaft der Winchester aus. Eine perfekte Ausführung für ein leichtes Gewehr, eben elegant, schlank und sehr ansprechend. Er ist aus gut gemasertem, amerikanischen Walnußholz, das sehr glatt geschliffen und matt lackiert wurde. Im Aussehen gleicht es einem matten Ölschaft, jedoch bietet die Lackschicht sehr guten Nässeschutz – sofern sie unbeschädigt bleibt.

Der backenlose Hinterschaft mit Pistolengriff und geradem Rücken wurde schlank gehalten. Er schließt mit einer roten Gummikappe ab. Im Bereich des Auswurffensters wurde er klassisch leicht abgeschrägt. Die griffige Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft weist eine geschwungene Ornamentform auf. Damit weicht sie von den sonst üblichen Formen ab und vermittelt Hochwertigkeit.

Auffallend die gute Längsmaserung des Holzes. Für Bruchsicherheit sorgt auch die Querbolzenverschraubung im Hülsenbrückenbereich. Sie wurde mit dunklem Edelholzkäppchen abgedeckt. Am Schaft sitzen die Stainless-Stahlösen für die abnehmbaren Riemenbügel.

Handling und Schußleistung

Die Savage – sehr führig, aber keine Schönheit – ist eben eine preiswerte Gebrauchswaffe. Das spiegelt sich auch im Oberflächenfinish wider. Wen ein paar Rostflecken stören, muß sorgfältige Vorbeugung mit Ölkonservierung betreiben. Ihr Manko ist der nur mäßige Abzug. An ihn muß man sich gewöhnen. Die Kammer läuft in den Führungsbahnen der Hülse sehr gut und die Patronenzufuhr klappte perfekt. Der etwas klapprige Verschluß darf hier nicht stören.

Die Winchester ist mit 109 Zentimetern und 3,1 Kilogramm deutlich schwerer und sehr viel länger, im Vergleich zu Standardwaffen aber immer noch führig und leicht. Sie ist gut verarbeitet und bietet auch etwas fürs Auge. Die Verwendung von Stainless macht sie korrosionsbeständig, der Pflegeaufwand ist minimal.

Der Schaft ist gut gegen Nässe geschützt, aber als Holzschaft eben kratz- und bruchempfindlicher. Die Kammer läuft wie es eine alte Opel Omega Werbung verspricht – wie auf Schienen. Das System ist sehr robust und zuverlässig. Die Patronenzufuhr und der Hülsenauszug wie gewohnt ohne Probleme. Von Vorteil die Schlagbolzensicherung und der praxisgerechte Abzug.

Beim Schießen der Kessler fiel das Springen der Waffe auf. Sie liegt im Schuß eben nicht wie eine Varmintbüchse. Ein gerader Schaftrücken wäre allerdings besser für den Schuß übers Zielfernrohr. Sicherlich könnte man noch ein paar Gramm Gewicht ein-sparen. Wer will, kann einen noch schlankeren und kürzeren Lauf wählen. Und auch mit einer Festmontage kann man Gewicht reduzieren. Doch mit einem Leergewicht von drei Kilo und 110 Zentimetern Länge liegt Kessler goldrichtig. Schließlich sind das rund 600 bis 800 Gramm weniger als andere Jagdrepetierer mit Mauser-System.

Die Schußleistung der beiden Amerikaner war hervorragend. Aber wie so oft zeigte sich auch bei ihnen die Vorliebe für die eine oder andere Laborierung. Die Savage erbrachte mit Federal ihre beste Leistung. Bei fünf Schuß auf 100 Meter streute die Savage nur 23 Millimeter.

Die Winchester hatte das Handicap das stärkeren Kalibers. Sie mochte die ansonsten meist sehr gut schießenden DK-Geschosse von RWS nicht. Mit Hornady erreichte sie mit 32 Millimeter ihre Bestleistung. Um auch eine Aussage über das Warmschußverhalten von dünnen Läufen treffen zu können, wurden mit jeder Waffe zehn Gruppen geschossen. Beide Läufe brillierten mit ausgezeichneten Ergebnissen.

Die Streukreise der Savage aus warmem Lauf waren nur unwesentlich schlechter – sie kam auf 28 Millimeter. Bei der Winchester lagen stets vier Schuß eng beisammen. Der fünfte Schuß vergrößerte dann etwa die Hälfte der Schußbilder um rund 1,5 bis zwei Zentimeter. Die beste Gruppe mit warmem Lauf – 36 Millimeter.

Auch die Kessler wurde mit verschiedenen Laborierungen Probe geschossen. Dabei fiel das erstklassige Warmschuß-verhalten auf. Eine Differenz zwischen Schußbildern aus kaltem und warmem Rohr war praktisch nicht feststellbar. Vier Gruppen mit je fünf Schuß derselben Laborierung erbrachten nur wenige Millimeter Differenz. Mit den meisten Laborierungen lagen die Streukreise bei knapp unter drei Zentimetern.

Als letzte Sorte griff ich zur RWS 11,7 Gramm TUG. Fünf Schuß hintereinander ergaben eine Fünfer-Gruppe von sagenhaften 1,9 Zentimetern. Zufall? Nein, das haben weitere Schußbilder bewiesen.

Handarbeit hat ihren Preis

Neben seriengefertigten Mountain Rifles gibt es in den USA zahlreiche Hersteller von Custom-Büchsen. Deren Preise liegen zwischen 8000 und 11 000 Mark. Die Mountain Rifles aus der Serie bieten zwar etwas weniger, sind dafür aber erheblich preiswerter und auch voll pra- xistauglich. Den billigsten Einstieg bietet die Savage – je nach Anbieter zwischen 1098 und 1299 Mark – die sicherlich keinen Schönheitspreis gewinnt, dafür aber eine excellente Schußleistung und einen fast unverwüstlichen Schaft mitbringt. Ein Mehr an Pflege muß man jedoch in Kauf nehmen.

Winchesters Modell 70 ist schon heute ein Klassiker und kann mit ausgereifter Technik sowie guter Schußleistung voll überzeugen. Besonders schön fällt für meinen Geschmack der farbliche Kontrast von Holz und Stainless aus.

Die Überraschung aber ist Kesslers Superleicht. Bei dem Repetierer wurde die Führigkeit verwirklicht, von der viele andere Hersteller nur sprechen. Die hat jedoch auch ihren Preis, und mit 4850 Mark gehört der Superleicht-Repetierer schon zu den „besseren“ Mountain Rifles. Aber immer noch weit entfernt von den teuren Spitzenmodellen aus Amerika. Dafür kommt die Kessler aber mit dem legendären Mauser-System, und darum werden einen viele Amis beneiden.Foto: Roland Zeitler

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