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Russische Arbeitsflinte: Baikal „Tundra“

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Die Baikal-Bockflinte „Tundra“ ist mit außergewöhnlichen technischen Raffinessen wie abschaltbare Ejektoren ausgerüstet. Eine robuste Gebrauchsflinte für den Revieralltag.

Von Roland Zeitler

Baikal Tundra
Baikal Tundra im Kaliber 12/76.

Die Baikal-Bockflinte sieht schlicht aus, teils etwas kantig. Der Nussbaum-Schaft aus gutem Holz wurde glatt geschliffen und anstandslos geölt. Der 36,5 Zentimeter lange, leicht geschränkte Hinterschaft mit griffigem Pistolengriff schließt mit dunkelroter Kunststoffkappe ab. Der abnehmbare Vorderschaft hat beidseitig durchgehende Fingermulden. Er lässt sich sehr gut greifen. Eine grobe Fischhaut ist auf Vorderschaft und Pistolengriff aufgebracht.

Die starke Basküle wurde hartverchromt. Zur Verzierung dienen ein paar große Arabesken. Das einfache, aber solide Blitzschloss wurde sauber gearbeitet.

Die Schlag-Energie stammt von Schraubenfedern auf Führungsstangen. Die Schlagstücke sind rückspringend konstruiert, so dass die federbelasteten Schlagbolzen zurückgleiten können. Eine vorteilhafte Hebelwirkung ergibt sich aufgrund der oben liegenden Abzugsstangen.

Die Schiebesicherung liegt auf der Scheibe und wirkt auf den Abzug. Der gut erreichbare Abzug bricht bei Widerständen von 2,5 und 2,6 Kilogramm (25 und 26 N). Er kriecht deutlich, ehe die Auslösung erfolgt. Die Rast-Eingriffe fielen zu tief aus, und das hat zu hohe Widerstände zur Folge.

Laufwahl-Schalter im Abzug

Der Abzug birgt eine Besonderheit in sich. Mit ihm lässt sich die Laufwahl für den ersten Schuss bestimmen. Drückt man ihn wie einen Rückstecher etwas nach vorn, bis es klickt, dann wird zuerst der obere Lauf abgefeuert.

Die Einstellung kann man mit dem Öffnungshebel rückgängig machen. Drückt man ihn etwas zur Seite, dann hat man wieder die normale Lauffolge unten / oben. Dabei wird aber automatisch gesichert (über den Öffnungshebel). Die Schloss-Umschaltung erfolgt nach dem ersten Schuss mechanisch.

Abschaltbare Ejektoren

Das 72,5 Zentimeter lange Laufbündel wurde klassisch mit Schienen verlötet. Sie weisen keine Kehlung auf, so dass sich beim Betrachter ein Gefühl von nüchterner Technik einstellt. Die grob guillochierte Laufschiene ist sieben Millimeter breit und ventiliert. Auf ihr sitzt ein kleines Korn.

Die Läufe wurden im Monoblock gefasst und werden mit einem konischen Keil im breiten Laufhaken verriegelt. Die Aufhängung erfolgt an der durchgehenden Scharnierwelle.

Die starken Ejektoren arbeiteten zuverlässig. Mittels zweier Schrauben an der Basküle lassen sich die Ejektoren mit einer Umdrehung abschalten (Steuerung wird deaktiviert). Das ist mehr als ungewöhnlich, bringt aber sicherlich Vorteile für Situationen, in denen der Schütze laute Ejektor-Geräusche beim Öffnen vermeiden will.

Schussleistung und Handhabung

Die 3,45 Kilogramm schwere und 116 Zentimeter lange Baikal-Bockflinte ist sicherlich kein Leichtgewicht. Die Lauflänge von 72,5 cm dagegen ist ideal. Durch sie ergibt sich eine sehr gute Balance und ein gutes Schwingungsverhalten. Mittelgroßen Jägern liegt die Flinte gut.

Die Verarbeitung ist grob. Bei den Holz-/Metallübergängen klafft das Holz „dick drüber“. Das Laufbündel könnte besser poliert sein. Man sollte es immer sorgfältig ölen, um Korrosion vorzubeugen. An den kriechenden Abzug muss man sich erst gewöhnen. Sicherlich trägt er nicht zum sauberen Schießen bei.

Die Technik mit schneller Lauf-Umschaltung über dem Abzug und abschaltbaren Ejektoren ist außergewöhnlich. An eine automatische Sicherung muss man sich ebenfalls gewöhnen, was aber kein Problem darstellen sollte.

Die innen hartverchromten Läufe im Kaliber 12/76 sind mit mündungsbündigen Wechselchokes ausgestattet. Die Schussleistung wurde mit Rottweil Waidmannsheil 12/70 (2,7 mm) und Rottweil Magnum 52 12/76 (3,0 mm) auf 35 Meter auf die 16-Felder-Scheibe ermittelt. Beide Läufe schossen korrekt bei etwas Hochschuss zusammen. Die Schussleistung war gleichmäßig und die Deckung gut.

Bei den verwendeten 1/2- und 1/1-Chokes wurden Treffer-Prozente von 63 und 72 sowie 65 und 74 Prozent ermittelt. Die Leistung entspricht damit den Vorgaben. Mit den verwendeten Patronen schoss sie eher „eng“ als weit.

Fazit: eine solide Gebrauchsflinte mit robustem Schloss und konventioneller Verriegelung, die auch eine raue Behandlung verträgt.

In derselben Preisklasse „spielen“ beispielsweise die Flinten Frankonia Scirocco, Luger oder Hubertus Brasil mit. Sie verfügen aber nicht über die technischen Raffinessen einer Baikal.Foto: Roland Zeitler

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Basküle
Die Basküle wurde hartverchromt.
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Bilder

Rastgriffe Vorderschaft

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