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…und der ganz Kurze: Safety-Rifle von Waffen-Pfeifer

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Die Safety Rifle der Firma Pfeifer-Waffen aus Feldkirch in Österreich ist nur 70 Zentimeter lang.

Von Roland Zeitler

Safety-Rifle
Die Safety-Rifle von Waffen-Pfeifer ist nur 70 cm lang. Das Zielfernrohr wurde auf den 66 cm langen Lauf montiert. Auffällig: der Lochschaft.

Sichere Schützen – auf die setzt Büchsenmachermeister Pfeifer. Denn: Seine neue Safety-Rifle ist ein Einzellader. Das Nachladen funktioniert im Vergleich zu Repetierern oder Kipplaufbüchsen recht umständlich. Doch dafür hat die neue Pfeifer-Büchse (Testwaffe in .30-06 Springfield) mit ihren 70 Zentimetern einen Super-Kurz-Auftritt. Dabei beträgt die Lauflänge satte 66 Zentimeter.

Das ist bei anderen Bullpup-Büchsen nicht der Fall. Sie sind entweder länger, oder der Lauf ist viel kürzer. Im weitesten Sinne handelt es sich bei der Safety-Rifle um eine Bullpup-Büchse, bei der das System in den Hinterschaft verlegt wurde. Nur mit dem Unterschied, dass es ein herkömmliches System bei der Pfeifer-Büchse gar nicht gibt. Durch den Hinterschaft führen nur Lauf sowie Abzugs- und Schlagstückgestänge.

Vor der Gummi-Schaftkappe der Einzelladerbüchse liegen massive Stahlstücke. Mit dem seitlichen Schwenkhebel wird die Schaftkappe mit Stahlgehäuse zum Laden hochgeklappt.

Verriegelt wird mit einem Drehzapfen in einem Gegenlager. Der Drehzapfen wird über den Schwenkhebel bewegt. Das aufklappbare Gehäuse bildet den Stoßboden und nimmt den Schlagbolzen auf.

Eine federbelastete Kralle springt beim Schließen in die Patronenrille und zieht beim Öffnen der Verschlusskappe die Hülse ein Stück aus dem Patronenlager. Hülse oder Patrone können dann gut entnommen werden. Die Schlagstange trifft auf eine Umleitungsstange auf, die die Kraft auf den fliegend gelagerten, sehr leichten und angeblich unzerbrechlichen Schlagbolzen (ohne Feder) überträgt. Er steckt in einem O-Ring.

Die Waffe kann entspannt gefahrlos geführt werden. Weder durch Fall noch Stoß kann eine Schussauslösung erfolgen. Es gibt weder eine Federvorspannung, noch reicht die Eigenbewegung des Schlagbolzens zur Zündung aus. Beim Schuss oder nach dem Entspannen wird das Schlaggestänge in einer Sicherheitsraste gehalten: eine sichere Sache. Vor dem aufklappbaren Gehäuse (24 Millimeter dick ohne und rund 37 Millimeter mit Schaftkappe) liegt eine weitere Stahlplatte (19 Millimeter stark).

Diese Platte lagert auf einer Kunststoffbettung, so dass eventuell geringer Schaftverzug wenig Einfluss auf ihre Lage nehmen kann. Sie dient dem Verschluss – in ihr wurde der Lauf verschraubt – und außerdem als Schaftmagazin für zwei Patronen. Die Ersatzpatronen werden federbelastet gelagert und stehen nach Öffnung der Klappe etwas über die Platte hinaus, so dass sie man sie gut greifen kann. Sie fallen nicht von selbst heraus.

Geladen wird die Waffe einfach durch Hineinstecken einer Patrone ins Patronenlager und Schließen der Klappe. Nur im vollkommen geschlossenen und verriegelten Zustand kann eine Schussauslösung erfolgen.

Handspannersystem

Auch bei Abzug und Handspannersystem geht Pfeifer eigene Wege. Im großen Abzugsbügel befindet sich ein umgedrehtes Züngel aus Stainless-Stahl. Das ist aber nicht der Abzug, sondern der Spannhebel des Handspannersystems. Mit kräftigem Druck wird er nach vorne geschoben und rastet dort ein. Man drückt das Züngel mit dem Daumen nach vorne. Das geht leichter als bei vielen Spannschiebern auf den Scheiben anderer Waffen. Leise Federgeräusche begleiten diese Aktion. Wild, außer der bis kurz vor den Hochsitz heranschnürende Fuchs, wird davon nicht gestört.

Beim Schuss schnellt das Züngel in seine Mittelstellung zurück. Dabei springt das Schlagstück automatisch in die Sicherheitsraste. Der Abzug wird von einem knopfartigen Bolzen gebildet, der aus dem hinteren Gehäuse des Abzugsbügels heraustritt. Der Abzug kommt ohne Raste aus und beinhaltet eine gehärtete Stahlkugel. Er stand trocken und löste nach 280 Gramm Widerstand aus: ein stecherartiger Abzug, mit dem jeder Jäger sehr gut zurechtkommen sollte. Er eignet sich besonders für den präzisen Schuss.

Im Schaft sind Spann- und Abzugssystem untergebracht. Durch den Hinterschaft verläuft die federbelastete Schlagstange, die beim Auslösen auf das Übertragungsstück für den Schlagbolzen im aufklappbaren Verschlussgehäuseteil auftrifft.

Der Bullpup-Schaft ist ein 67 Zentimeter langer Lochschaft. Er schließt vorne drei Zentimeter vor der Mündung ab, ist unten flach gehalten und gut zu greifen. Im Bereich des Abzugbügels ist er ausgekehlt. Der steile Pistolengriff trägt eine Art Griffstückkäppchen aus Holz. Der Hinterschaft mit nahezu geradem Schaftrücken ist schlank und hat keine Backe. Er eigent sich sowohl für Rechts- als auch Linksschützen.

Im oberen Bereich führt der Lauf durch den Hinterschaft. Der gehämmerte Stufenlauf von Heym liegt frei und hat an der Mündung noch einen Durchmesser von 17 Millimetern. Der Lauf mit Platte ist in den Schaft gesteckt und die Platte am Schaft mit langen Holzschrauben befestigt. In Vorderschaftsmitte greift von unten eine Inbusschraube in den Lauf, und auf diese ist wiederum eine große Schraube aufgeschraubt. So legte man den Lauf 20 Zentimeter vor der Mündung fest.

Die dünne Inbusschraube verbiegt sich leicht bei warmem Lauf, wenn dieser sich ausdehnt. Der Lauf liegt im Bereich dieser Schraube auf einer Kunststoff-Gleitplatte.

Nach dem Zusammenbau schraubte Pfeifer auf den Lauf ein 20 Zentimeter langes Leichtmetall-Teilstück, das der Zielfernrohr-Montage dient. Auch hier wurde die Technik mit Inbusschrauben für den Lauf und darüberliegenden Schrauben verwendet. Zusätzlich wurde dieses Teil mit dem Lauf verklebt: ein großer Nachteil für die Waffe, weil sie nicht mehr zur Reinigung zerlegt werden kann. Eine Trennung von Lauf und Schaft ist nicht möglich. So kommt man auch an das System nicht heran.

Sicher abzuschließen

Ein Schmankerl besitzt die Waffe noch zusätzlich. Pfeifer installierte an der Schaftunterseite ein Schloss, mit dem der Spannmechanismus blockiert wird. Mit einem Schlüssel kann die Waffe gesperrt werden. Ein roter Punkt zeigt die funktionsfähige Schlossstellung an. Seitlich an der Abschlussplatte zeigt ein kleiner, fühlbarer Signalstift, ob sich eine Patrone im Patronenlager befindet.

Auf der Basis wurden die Montagebasen einer EAW-Schwenkmontage geschraubt und verklebt. Montiert wurde ein Swarovski-Habicht 1,5-6×42.

Die Büchse ist mit 3,41 Kilogramm alles andere als ein Leichtgewicht. Stahlgehäuse am Schaftende und langer Lauf sowie der Schaft machen die Waffe schwer. Die Waffe ist subjektiv hinterlastig, aber der Schwerpunkt liegt im Bereich des Pistolengriffs. Der schnelle Anschlag stimmt korrekt, wie der Blick durchs Zielfernrohr beweist. Die Büchse liegt sowohl im freihändigen als auch angestrichenen und vorne aufgelegten Anschlag sehr ruhig.

Der kurze Vorderschaft machte beim Anstreichen keine Probleme. Aber Achtung: Die Finger müssen am Schaft bleiben. Denn vor der Mündung wird’s gefährlich. Bei der Kürze kann man schnell mal zu weit nach vorne greifen.

Nur beim liegend-aufgelegten Schießen muss man sich etwas umstellen, weil der Lochschaft im Pistolengriffbereich tief nach unten reicht und der Vorderschaft kurz ist. Bei niedriger Vorderschaft-Auflage stößt man mit dem Hinterschaft unten an. Ich hatte mich aber an diese Besonderheiten schnell gewöhnt und bin gut damit zurechtgekommen.

Beim Tragen reicht die Mündung kaum über die Schulter hinaus. Die Waffe lässt sich gut im Rucksack verstauen. Sie ist mit abnehmbaren Riemenbügeln ausgestattet.

Sie bewährte sich sowohl bei der Pirsch als auch beim Ansitz. Dank ihrer Kürze ist sie extrem führig. Angenehm ist das besonders in engen Kanzeln. Das Waffengewicht dagegen ist nicht rekordverdächtig.

Die Schussleistung ist trotz Laufverschraubung hervorragend, das Warmschuss-Verhalten war exzellent. Fünf Schuss hintereinander erbrachten mit RWS-Patronen (10,7 Gramm DK-Geschoss) einen Streukreis von sagenhaften zwei Zentimetern. Weitere Schussbilder bestätigten die hervorragende Leistung.

Umständliches Nachladen

Man sollte auch mit dem ersten Schuss treffen, denn das Nachladen ist umständlich und zeitraubend: Waffe von der Schulter nehmen, Klappe öffnen, Hülse per Hand herausziehen, neue Patrone ins Lager stecken, Verschluss wieder schließen. Dabei verliert man gewiss den Blickkontakt zum Wild, wenn das überhaupt so lange verhoffen sollte.

Die Büchse ist ideal für Jagden in schwierigem Gelände wie dem Hochgebirge. Da kommen die Vorteile der kurzen Bauweise voll zum Tragen. Dabei kann die Waffe geladen absolut sicher geführt werden und ist dank Handspannersystem auch sehr schnell schussbereit.

Das Spannen funktioniert einfach und schnell, im Gegensatz zum Entspannen, weil ein Entspannhebel fehlt. Man muss den Spannhebel halten und ihn nach Abzugsbetätigung langsam zurückgleiten lassen. Keinesfalls darf er dabei im Anfangsstadium auskommen, weil dann der Schuss bricht. Man kann vorher natürlich die Ladeklappe öffnen. Sie ist dann leicht abgeklappt und eine Schussauslösung nicht mehr möglich. Beim Entspannen ist erhöhte Vorsicht und sorgfältige Handhabung geboten.

Angenehm ist das Schussverhalten. Die Waffe liegt wie ein Brett und hat keinen nennenswerten Hochschlag. Sie ist damit besonders für schussempfindliche Schützen sehr gut geeignet. Und die Schussleistung steht bei Verwendung einer geeigneten Laborierung außer Frage.

Die einzigartige Safety-Rifle kostet etwa 3 850 Mark.Foto: Roland Zeitler

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Der Lauf
Der Lauf (oben) ist in der Abschluss-Platte verschraubt. Unten ragt aus dem Schaft das Schlagstück heraus.
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Bilder

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