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Zoli Corona: Ein Schloss mehr

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Italienische Bockbüchs-Flinten mit Handspannung hatten bisher nur ein Schloss. Jetzt hat Antonio Zoli als erster italienischer Hersteller ein Modell mit Zweischloss-Handspannersystem herausgebracht: die Corona.

Von Norbert Klups

Corona von Antonio Zoli
Die neue Corona ist wesenltich schlanker als das Vorgängermodell. Der massive Keilverschluss liegt tief im Kasten.

Ein Handspannersystem bietet ein großes Sicherheitsplus, denn die Waffe wird erst direkt vor dem Schuss gespannt und kann daher gefahrlos geladen geführt werden. Ist nur ein Schloss vorhanden, muss nach dem ersten Schuss der Spannschieber erneut betätigt werden. In bestimmten Situationen kann das problematisch werden, etwa wenn die Waffe mit einer Brenneke im Schrotlauf auch auf Drückjagden geführt wird oder wenn ein Einstecklauf in einem Rehwild-Kaliber im Schrotlauf eingelegt ist. Eine schnelle Dublette, Kitz und Ricke, wird dann schon schwieriger.

Hier sind Zweischloss-Systeme klar im Vorteil, denn der zweite Schuss kann unmittelbar und ohne Manipulationen abgegeben werden. Das haben endlich auch die Italiener gemerkt und der neuen Corona ein zweites Schloss spendiert.

Praxisgerechte Handspannung

Wer die Krieghoff-Handspannung kennt, wird sich bei der Corona wie zu Hause fühlen. Der Spannschieber auf dem Kolbenhals wird nach vorn gedrückt, rastet fast lautlos ein, und die Schlosse sind gespannt. Zum Entspannen muss der Schieber lediglich noch etwas weiter nach vorn gedrückt werden; er gleitet dann in seine Ausgangsstellung zurück. Beim Öffnen der Waffe entspannen Kugel- und Schrotschloss selbsttätig. Der Spannschieber hat ein gut geformtes Druckstück für den Daumen und läuft seidenweich.

Der Kraftaufwand für das Spannen der Schlosse ist erstaunlich gering. Zur zusätzlichen Sicherheit wurde eine Dopplersicherung eingebaut, die ein selbsttätiges Auslösen des zweiten Schlosses durch ein Fangstück verhindert. Diese Handspannung ist wirklich praxisgerecht und funktioniert hervorragend.

Der vordere Abzug hat einen Rückstecher und löste ungestochen mit 2,4 Kilogramm Abzugsgewicht aus. Der hintere Abzug stand 400 Gramm härter. Das Abzugsverhalten ist zwar trocken, doch wenn ein Einstecklauf in den Schrotlauf eingebaut ist, sind 2,8 Kilogramm Abzugsgewicht für einen präzisen Schuss auf kleine Ziele reichlich hoch.

Schlanker und eleganter

Kombinierte Waffen mit 12er Schrotlauf sind von Hause aus etwas klobig. Wegen der internationalen Verbreitung dieses Kalibers halten die Italiener aber an der 12/70 fest. Dafür wurde jetzt aber der Kasten abgespeckt. Gegenüber dem Vorgängermodel ist er zwölf Millimeter kürzer und 7,5 Millimeter niedriger geworden. Der Stahlsystemkasten wurde völlig neu entwickelt und ermöglichte auch ein niedrigeres Hakenstück.

Der stabile Keilverschluss bettet die Läufe sehr tief in den Kasten. Dadurch wird eine geringere Beanspruchung des Verschlusses erreicht, und die Rückstoßübertragung erfolgt sehr gradlinig. Der silbergraue Systemkasten mit Seitenbäckchen trägt eine ordentlich ausgeführte Arabeskengravur. Wählt man die Luxusversion, findet sich hier eine von Arabesken umrahmte Jagdgravur.

Integrierte Montageschiene

Das 60 Zentimeter lange Laufbündel ist auf herkömmliche Weise verlötet und mit einer durchgehenden Laufschiene versehen, die sich auf den letzten 18 Zentimetern zu einer Visierschiene erhöht. Hier ist ein Klappkorn mit U-Kimme eingeschoben und eine elf Millimeter Prismenschiene zur einfachen Zielfernrohrmontage angefräst.

In den mündungsseitig erhöhten Kornsockel wurde ein Messing-Perlkorn in Schwalbenschwanzführung von vorn eingeschoben. Die Mündungspartie ist mit Fischhaut verziert, ein Detail, das man heute nur noch selten findet. Der Schrotlauf ist innen hartverchromt und hat einen Vollchoke. Mit dem Chokemesser nachgemessen, zeigte die Testwaffe eine Mündungsverengung von 0,85 Millimetern.

Klassische Schäftung

Der Schaft besteht aus sehr gut gemasertem, dunklem Nussbaumholz und ist sorgfältig geschliffen und geölt. Der Hinterschaft hat eine bayerische Doppelfalzbacke mit leichtem Schweinsrücken. Ein Pistolengriffkäppchen ist nicht vorhanden.

Als Schaftabschluss ist eine schmale Kunststoffkappe montiert. Hier wäre eine Gummikappe wesentlich günstiger, zumal die Waffe damit auch rutschsicher abgestellt werden kann. Das sollte man ändern. Diese Vorteile scheinen auch dem Hersteller bekannt zu sein, denn bei der 500 Euro teureren Luxusausführung ist eine Gummikappe bereits montiert.

Der Vorderschaft endet in einem eleganten Schnabel und ist mit einem Patentschnäpper am Laufbündel befestigt. Die Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft ist sauber geschnitten und ausreichend scharf. Der Schaft ist für den Schuss über das Zielfernrohr geschäftet und von hinten mit dem Systemkasten verschraubt. Riemenbügel sind bereits angebracht. Der Abstand des vorderen Bügels, 23 Zentimeter von der Laufmündung, ist genau richtig, um die Waffe bequem tragen zu können.

Zielfernrohr und Montage

Die Testwaffe wurde mit einem 3-12×50 mit Leuchtabsehen des tschechischen Herstellers Meopta ausgestattet. Als Montage diente eine einteilige Schnellspann-Aufkippmontage von MAK. Diese Spezialmontage für Zoli- und Sabatti-Bockbüchsflinten hat einen großen Vorteil: Die langen Klemmbacken können Toleranzen bis zu einem Millimeter ausgleichen und werden mit zwei Hebeln schnell und sicher arretiert.

Die Montage erwies sich als schussfest und zeigte eine hohe Wiederkehrgenauigkeit, wenn das Glas abgenommen und wieder aufgesetzt wurde. Durch die Einfräsung auf der Oberseite der Prismenschiene, die bereits werksseitig angebracht ist und die an der Montage angebrachte Nase, die dort eingreift, wird ein immer gleicher Sitz der Montage gewährleistet.

Auf dem Schießstand

Die Testwaffe hatte das Kaliber 7×65 R und wurde mit vier Laborierungen geschossen. Der Lauf scheint Zehn-Gramm-Geschosse zu mögen, denn die beste Präzision wurde mit dem zehn Gramm schweren CDP von Blaser und dem gleich schweren Doppelkern von RWS erzielt. Bei beiden Patronen wurde ein Streukreisdurchmesser von 34 Millimetern bei fünf Schüssen auf 100 Meter erzielt. Geschossen wurde aus jeweils kaltem Lauf.

Mit dem leichten Acht-Gramm-KS von RWS reichte es nur zu 46 Millimeter und das schwere 11,3-Gramm-Nosler von Hirtenberger lag bei 44 Millimetern: Für eine Kombinierte mit fest verlötetem Laufbündel schießt die Corona damit sehr gut.

Der Schrotlauf wurde über das Zielfernrohr auf 35 Meter auf die 16-Felder-Scheibe getestet. Die Treffpunktlage: eine Handbreit unter dem Haltepunkt. Erwartungsgemäß schoss der Vollchokelauf mit der 3,5 Millimeter Waidmannsheil von RWS sehr eng und brachte 73 Trefferprozente auf die Scheibe. Die Deckung war gut. Drei Schüsse mit dem Flintenlaufgeschoss „Original Brenneke“ lagen mit einem Streukreis von 61 Millimetern auf 50 Meter gut zusammen, jedoch 15 Zentimeter tiefer und etwas rechts von den Kugelschüssen. Über Kimme und Korn geschossen, passte die Treffpunktlage dagegen genau.

Resümee

Mit der Corona hat Antonio Zoli einen gewaltigen Schritt nach vorn gemacht. Das praxisgerechte Zweischloss-Handspannersystem ist ansprechend verpackt, und die Präzision kann sich sehen lassen.

Mit einem Gewicht von 3170 Gramm ist die 104 Zentimeter lange Bockbüchsflinte dazu trotz des 12er Schrotlaufes sehr führig. Ansprechendes Holz sowie die dezente Gravur sorgen für eine gute Optik, und der abgespeckte Kasten macht die Waffe deutlich eleganter.

Einzige Kritikpunkte sind das etwas zu hohe Abzugsgewicht des hinteren Abzuges und die Plastikschaftkappe. Dafür liegt die Corona aber mit ihrem Preis von 1549 Euro deutlich unter der deutschen Konkurrenz mit Zweischloss-Handspannersystem.Foto: Norbert Klups

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Corona von Antonio Zoli
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