ANZEIGE

Spektive für die Jagd

34203


 

Ausziehspektive gehören zum Handwerkszeug des Jägers. Sie werden im Flachlandrevier ebenso eingesetzt wie im Gebirge. Roland Zeitler hat die jagdtauglichen Spektive in der Praxis erprobt

Von Roland Zeitler

Spektiv-Vergleich
Die hohe Vergrößerung des Spektivs ermöglicht das genaue Ansprechen auf weite Entfernungen. Die getesteten Ausziehspektive: Perma 32×80 GA, Optolyth 25×70 BGA/WW, Optolyth 30×80 BGA/WW, Optolyth TB 80 GA 20-60×80, Swarovski CT 85 30×85 und Swarovski CT 75 20-60×75 (von links).

Spektive ersparen Wege. Schließlich rückt aufgrund der hohen Vergrößerung das zu beobachtende Objekt erheblich näher.

In schwierigem Gelände kann sich der Jäger viele Mühen ersparen, wenn er schon von weitem erkennt, dass kein schussbares Stück im Gamsrudel steht.

Außerdem wird das Wild wesentlich weniger beunruhigt, wenn man es auf größere Entfernung beobachtet und anspricht. So kann der Jäger seinen Beitrag zur „Revierberuhigung“ leisten.

Spektive bewähren sich natürlich nur bei gutem Licht. In der späten Dämmerung sind sie kaum noch zu gebrauchen. Hier hilft dann nur das lichtstarke Fernglas.

Ich benutze ein Spektiv vor allem zum Ansprechen von Rehwild und Gams. Für beide Wildarten ist es unerlässlich.

Großen Nutzen hat es auch bei der Auslandsjagd, sofern in offenen Gebieten gejagt wird: etwa bei der Pronghornjagd in der Prärie Nordamerikas und der Gebirgsjagd auf Wildschafe oder Steinböcke.

Auch bei der Bockjagd bewährt sich das Spektiv, denn: Kaum jemand wird mit dem Fernglas 8×56 auf 160 Meter Einzelheiten einer Rehkrone erkennen. Das gilt erst recht, wenn der Bock im hohen Gras steht.

Schon viele Knopfböcke haben ihr Leben dem Umstand zu verdanken, dass der Jäger sie mit seinem Fernglas einfach als solche nicht erkannt hat.

Bei der Gamsjagd ist es ähnlich. Eine auf 200 oder gar 300 Meter im Schatten stehende Gams kann man hinsichtlich Figur, Körperstärke und Krucke nur mit dem Spektiv genau ansprechen. Ich habe in der Praxis beide Arten von Spektiven erprobt – die Ausziehspektive und die Spektive mit festem Gehäuse.

Letztere eignen sich immer gut, wenn man sie irgendwo konstant auf einem Stativ aufbauen kann, etwa auf einer Kanzel oder einem Hochsitz.

Aufgrund ihrer Größe sowie Form eignen sie sich weniger zum Herumtragen und lassen sich auch nicht so schnell zur Hand nehmen.

Sie haben eigentlich für die Jagdpraxis nur den Vorteil, dass man sie wasser- und staubdicht bauen kann. Außerdem lassen sich Okulare mit Schrägeinblick installieren.

Der größte Nachteil der Ausziehspektive ist, dass sie beim Ausziehen Luft ansaugen müssen. Bei qualitativ hochwertigen Ausziehspektiven sind zwar Filter eingebaut. Trotzdem kann nie ganz verhindert werden, dass ein Rest an Feuchtigkeit und Schmutz eindringt.

Nach Jahren des Gebrauchs sollte man deshalb die Innenflächen der Linsen vom Hersteller reinigen lassen.

Ich habe es in der Praxis noch nie erlebt, dass bei Qualitätsspektiven Innenbeschlag das Beobachten verhinderte. Egal, ob es zuvor Dauerregen ausgesetzt war oder in Extremgebieten wie der Arktis oder den Subtropen gejagt wurde.

Allerdings erlebte ich es bei billigen Ausziehspektiven, dass sie bei feuchtem Klima blitzschnell innen beschlagen. Dann ist es zunächst aus mit dem Gebrauch.

Hoher Kontrast, hohe Lichttransmission, helles Bild mit wenig Falschlicht und gestochene Schärfe sind die Merkmale eines guten Spektivs. Die Vielfältigkeit der Jagd erfordert einfach eine exzellente Optik.

Vergrößerungen zwischen 25- und 32fach haben sich als am besten geeignet erwiesen. Eine konstante Vergrößerung ist durchaus zu empfehlen und praktikabel. Mit 30fach liegt man richtig und ist auch für alle Aufgaben eines Spektivs gerüstet.

Ich habe auch Spektive mit variablen (20- bis 60fach) Okularen benutzt. Es brachte wenig. Immer wieder kehrte ich zu einer etwa 30fachen Vergrößerung zurück.

Der größte Vorteil bestand darin, dass in der Dämmerung das Bild heller ist als bei höherer Vergrößerung. Der Unterschied zur noch helleren 20fachen Vergrößerung ist hingegen nicht entscheidend.

Im Zusammenhang mit der Lichtstärke stellt sich die Frage, welcher Objektivdurchmesser der zweckmäßigste ist. Sicherlich sollte er mindestens 60 Millimeter betragen.

Besser sind 70 oder 80 Millimeter. Doch mehr als auf den Objektivdurchmesser kommt es auf die optische Qualität an. Dem Benutzer muß ein kontrastreiches, helles, brillantes Bild geboten werden.

Wenn Handlichkeit und Gewicht nicht stimmen, bleibt das Spektiv oft zu Hause im Schrank liegen. Aufgrund seiner Führigkeit wurde das noch junge Optolyth-Spektiv 25×70 BGA/WW mein Lieblingsspektiv.

Es verschwindet schon schnell mal in der Tasche meiner Jagdjacke, wenn ich es eilig habe. Für einige Jäger ist die Ausziehlänge wichtig. Sie wollen am Bergstock anstreichen und das Spektiv dabei möglichst ruhighalten.

Ein großer Weg zwischen den zwei Haltepunkten ist dabei von Vorteil. Mir genügt dazu auch ein kürzeres, nur einfach ausziehbares Spektiv.

Kommt es auf ganz genaues Erkennen an, dann lege ich das Spektiv auf den Rucksack und berühre es nicht. Man hat dann ein verwacklungsfreies Bild. Ein größerer Augenabstand und Brillenträgerokulare kommen da positiv zur Geltung.

Die sechs Kandidaten

Für den Test habe ich folgende Spektive geführt und in der jagdlichen Praxis erprobt: Optolyth 25×70 BGA/WW; Optolyth TB 80 mit Wechselokular, 20- bis 60fach; Optolyth 30×80 BGA/WW; Swarovski Habicht CT 85 mit Wechselokular, 30fach; Swarovski Habicht CT 75 mit Wechselokular, 20- bis 60fach; Perma 32×80 BGA.

Seit Jahrzehnten ist Optolyth als führender Spektivhersteller bekannt. Ein großer Wurf ist Optolyth mit dem Spektiv 25×70 BGA/WW gelungen.

Es ist das kompakteste unter den Testkandidaten. In der Praxis konnte es durch erstklassige Optik überzeugen. Die Ceralin-Plus Vergütung auf allen Glas-/Luftflächen gewährleistet hohe Lichttransmission.

Das Bild ist sehr plastisch, kontrastreich und gestochen scharf. Es gibt kaum Situationen bei noch relativ gutem Licht, die nach mehr verlangen.

Das 25×70 läßt sich einfach von 25 Zentimeter auf 36,5 Zentimeter ausziehen und blitzschnell am griffigen Fokussierring am Okular fokussieren.

Es hat sich gezeigt, dass wohl aufgrund der geringeren Vergrößerung das Bild in der Dämmerung wesentlich heller erscheint als bei Spektiven 30×80.

Es kann da sogar gut mit dem sehr hellen Bild des Swarovski Habicht CT 85 mit 85-Millimeter-Objektiv mithalten. Die 25-fache Vergrößerung lässt ein bequemes Beobachten beim Anstreichen zu.

Wer meint, ein etwas lichtstärkeres Spektiv haben zu müssen, kann bei Optolyth zwischen dem 30×80 BGA/WW und dem TB 80 wählen.

Letzteres bietet die Möglichkeit, Wechselokulare mittels Feingewindes aufschrauben zu können. Beim Feingewinde ist bekannt, dass die Montage präziser aber zeitraubender ist als bei Bajonettanschlüssen.

Den Vorteil der variablen Optik erkauft man sich mit einem 60 Gramm höheren Gewicht und einer um 7,5 Zentimeter größeren Länge (Okular 20- bis 60fach). Praktisch im Gebrauch ist das fixe 30×80 BGA/WW.

Auch dieses lichtstarke Spektiv überzeugt durch seine optische Leistung. Im Gegensatz zum kleinen Bruder besitzt es eine ausziehbare Sonnenblende mit vier Visiertunneln, die das Auffinden des Objekts erleichtern.

Es ist zweifach von 25 auf 50 Zentimeter ausziehbar. Solide, robuste Bauweise und geräuscharme Gummiarmierung überzeugen zusätzlich. Die matte, warme Gummiarmierung mit den griffigen Rippen sagte mir von allen Spektiven am meisten zu.

Besonders positiv fielen die durchmesserstarken Brillenträgerokulare auf, die diesem Personenkreis das gesamte Sehfeld bieten. Beim 30×80 sah ich nicht ganz das gesamte Sehfeld mit der Brille.

Beim 20- bis 60-fachen Okular des TB 80 konnte aber das gesamte Sehfeld über den gesamten Vergrößerungsbereich mit Brille voll genutzt werden. Das gilt auch für das Optolyth 25×70 BGA/WW und die beiden Swarovski-Spektive.Foto: Roland Zeitler


Bilder

Alle 6 Spektive Okulardurchmesser Wechselokulare Objektive Perma Optholyth

 


 


 

ANZEIGE
Aboangebot