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Verkannte Gefahr! – Leptospirose

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Was ist Leptospirose? Wie fängt der Jagdhund sie sich ein? Ist auch der Rüdemann gefährdet? Und was kann der Jäger dagegen tun? Antworten aus der Forschung.

Stille Wasser sind tief. Wie viel Wahrheit in dieser Redensart steckt, zeigt sich an der steigenden Zahl von Leptospireninfektionen bei Hund und Mensch. Durchs Unterholz stromern, aus dem See apportieren und seinen Durst aus einer Pfütze stillen. Kann es etwas Schöneres für einen Hund geben? Wohl kaum. Doch genau das kann zum Problem werden. Die Leptospirose, vielen auch als Stuttgarter Hundeseuche bekannt, ist auf dem Vormarsch. Die Infektionskrankheit beginnt oft mit Grippesymptomen, zieht häufig schwere Nieren- und Leberschäden nach sich und kann tödlich enden.

Jagdhund mit Warnweste trinkt aus einer Pfütze
Foto: Martin Otto

Klein, aber gefährlich

Leptospiren sind kleine, schraubenförmige Bakterien, die weltweit vorkommen. Sie werden mit dem Urin von infizierten Mäusen, Ratten oder Wild ausgeschieden. So gelangen sie in feuchte Böden oder stille Gewässer. Trinkt ein Vierbeiner aus Pfützen und Tümpeln im Wald, kann er sich anstecken. Leptospiren sind so klein, dass sie über intakte Schleimhäute im Maul, im Auge oder an den Genitalien eindringen können.

Im Durchschnitt werden deutschlandweit jeden Monat 120 Fälle von erkrankten Vierläufern bekannt. Die Dunkelziffer liegt aber weit höher. Die immer wärmer werdenden Temperaturen stehen im Verdacht, Ursache für die steigenden Zahlen zu sein. Denn zwischen 0 und 25 Grad fühlen sich die Leptospiren besonders wohl.

Krankheit mit vielen Gesichtern

Leptospiren wandern von der Eintrittspforte durch den ganzen Körper. So verschieden die Organe, welche sie befallen, so vielfältig die Symptome. Die milde Verlaufsform ähnelt einer Erkältung: Der Jagdhund ist matt, bekommt hohes Fieber sowie Muskelzittern und hat Muskelschmerzen. Viele befallene Vierläufer fressen nicht mehr, bekommen Durchfall und übergeben sich. Die Krankheit kann auch schwerer verlaufen und die Organe schädigen. Nieren und Leber leiden besonders stark, da sich die Bakterien hier festsetzen. Plötzlich schmerzt der Bauch, es kommt zu Gelbsucht, Hautrötungen und Blutungen in Leber und Nieren. Die Organe schwellen an und können sogar versagen. Selbst Fehlgeburten sind möglich. In letzter Zeit tritt immer häufiger eine sogenannte Lungenform auf. Die Hunde leiden unter Husten sowie Atemnot, was mit einer Erkältung verwechselbar ist. Es kann zu gefährlichen Lungenblutungen kommen. Vor allem Welpen unter 6 Monaten sind von der Leptospirose betroffen. 15 Prozent der Infizierten sterben durch Multiorganversagen.

Frisches Trinkwasser schützt den Hund – hier die Bracke – sicher vor Leptospirose
Foto: Martin Otto

Auch der Jäger ist in Gefahr

Nicht nur der Hund, auch der Mensch kann sich anstecken. Damit zählt die Leptospirose zu den sogenannten meldepflichtigen Zoonosen. So werden Krankheiten genannt, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Steckt sich ein Mensch an, muss dies unverzüglich dem Veterinäramt gemeldet werden. Der Übertragungsweg für Menschen ist derselbe wie für den Hund. Die Symptome sind ähnlich: Zu Fieber und Schüttelfrost gesellen sich Magen-Darm-Probleme sowie Gliederschmerzen. Es kann zu Leber- und Nierenbeteiligung mit Organversagen kommen. Sogar eine Hirnhautentzündung ist möglich. Auch beim Menschen gilt: Sind Organe betroffen und es wird nicht behandelt, kann das tödlich enden.

Dass sich ein Mensch ansteckt, ist zwar zur Zeit noch selten, kommt aber immer häufiger vor. Ende vergangenen Jahres waren dem Robert Koch-Institut (RKI) 121 Krankheitsfälle beim Menschen bekannt. 2012 waren es noch 95. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt bereits vor einer steigenden Zahl von Neuerkrankungen. Die Dunkelziffer liegt jedoch vermutlich weit höher als bisher festgestellt, da eine Leptospireninfektion leicht mit einer Grippe verwechselt wird.

Der neue Impstoff L4 schützt den Vierläufer vor frisch eingewanderten Leptospiren
Foto: Anne Alterauge

Impfen rettet Leben

Der Nachweis der Leptospirose ist schwierig, die Behandlung anstrengend: Hochdosierte Antibiotika müssen dem Jagdhund über mehrere Wochen verabreicht werden. Oft sind Begleitsymptome der Infektion noch zusätzlich zu behandeln. Steht der Hund die Infektion durch, heißt dies nicht, dass er gesund ist. Nieren und Leber können dauerhaft geschädigt sein. Der Vierbeiner bleibt ein Leben lang chronisch krank. Es gibt nur einen sicheren Schutz gegen die Leptospirose: Das Impfen der Hunde. Seit 2013 ist der neue Impfstoff L4 auf dem Markt. Er schützt den Jagdhund vor neu eingewanderten Stämmen der Leptospiren. Die Vorläuferimpfung umfasst ein kleineres Spektrum. Mit 8 Wochen werden Welpen das erste Mal geimpft, mit 12 Wochen wird eine Folgeimpfung durchgeführt. Anschließend wird der kleine Pieks einmal jährlich wiederholt. Reicht dies? Nein, denn Experten raten mittlerweile dazu, Jagdhunde zweimal im Jahr zu impfen. Nur wenn der Vierläufer geimpft ist, kann er weiterhin gesund und sorglos am Jagdbetrieb teilnehmen. Für den Mensch gibt es bisher keinen Impfschutz.

Von Anne-Christine Alterauge

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