ANZEIGE

Freie Fahrt für Reineke im Saarland – „Mir geht’s Messer in der Tasche auf“

5454


Dr. Borwin Wolter ist im Saarland ein bekannter Niederwildheger. Ein halbes Leben lang hat er sich um Hase, Fasan und Rebhuhn gekümmert. Für ihn ist die Fuchs-Schonzeit ein Schlag ins Gesicht.

 

Fuchs
Er wartet nur auf den Startschuss, dann legt Dr. Borwin Wolter ungebremst los: „Das neue Gesetz ist ein Desaster. Dem Friedwild im Saarland wird endgültig der Gar aus gemacht.“ Als ob Waschbär und Maderhund nicht genug anrichten würden, nun bekäme auch noch der Fuchs freie Fahrt. Nachdem die neue saarländische Landesregierung die Schonung des Fuchses vom 16. Februar bis 15. August verordnet hat, brodelt es in der Jägerschaft. Allen voran die Pächter von Niederwildrevieren befürchten das Ende von Hase, Fasan und  Rebhuhn. Einer von ihnen ist der pensionierte Zahnarzt aus Noswendel, Landkreis Merzig-Wadern. Seit 1975 hegt und pflegt Borwin Wolter das Niederwild in unterschiedlichen Revieren. Gerade die artgerechte Biotopgestaltung war zu seiner aktiven Zeit eine große Leidenschaft von ihm: „Bei mir gab es Wildäcker, keine Blutäcker“, unterstreicht er, und das hat ihn im Saarland bekanntgemacht.
 
Der ehemalige Landwirt legte großflächige Ruhezonen an, säte und pflanzte Wildkräuter und Feldfrüchte, zog Käferfurchen für das Federwild, grub Wasserstellen und jagte das Raubwild. „So gelang es mir, aus meinem Revier Oberlöstern das vermutlich beste Hasenrevier im Saarland zu schaffen.“
 
Dabei waren die Voraussetzungen erbärmlich: „Ende der 1980er Jahre gab es im Revier keine Fasanen und gerade mal ein Dutzend Hasen auf 150 Hektar. Doch bis 2002 griffen die Maßnahmen. „Wir hatten einen hervorragenden Fasanenbesatz aufgebaut und gut 80 Hasen auf der gleichen Fläche“, berichtet Borwin Wolter. Doch Niederwildreviere brauchen motivierte Pächter: Nach 2002 – Wolter hatte das Revier abgegeben – brach der Hasenbesatz wieder völlig ein. Nur wenige Schüsse sind dafür verantwortlich gewesen, der Sensenmann trug einen roten Balg.
 
Alles über die Jagd auf den Fuchs: djz.de/fuchsjagd
 

 

Fuchs
Handlungsbedarf. Dr. Borwin Wolter sagt: Nur die Jungfuchsbejagung ist nachhaltig
16 Füchse in einer Nacht
 
„In jedem Revier gibt es nur bestimmte Stellen, an denen das Niederwild optimale Bedingungen vorfindet. Und die kennt der Fuchs. Hier muss das Raubwild kurzgehalten werden“, sagt der jagende Zahnarzt im Ruhestand. Er ist kein Theoretiker: Rund 800 Füchse hat Wolter mit Hilfe von Hunden, beim Ansitz an Bau oder Luderplatz und mit der Falle erbeutet. In besonderer Erinnerung ist dem passionierten Raubwildjäger eine Sylvesternacht: „An diesem Abend hat meine Frau Margrid von einem Hochsitz aus vier Füchse erlegt. Noch in der gleichen Nacht streckte ich vom gleichen Ansitz aus 12 weitere Rotröcke. Raubwildbejagung im Schichtbetrieb.“
 
Aber auch nach der neuen Schonzeit-Verordnung muss es irgendwie weitergehen. Da es praktisch nicht mehr möglich ist, Jungfüchse am Bau zu erlegen, müssen die jagdlichen Schwerpunkte verlegt werden: „Es wäre ein Frevel, das Niederwild nun seinem Schicksal zu überlassen. Man darf den Fuchs im Niederwildrevier nicht wüten lassen. Eine verschärfte Bejagung muss im Sommer auf den Stoppelfeldern beginnen und darf erst beim letzten Schnee Mitte Februar enden“, appelliert Dr. Borwin Wolter an die Jäger und ärgert sich: Die politische Zielsetzung der neuen Verordnung werde nicht nur verfehlt, die Auswirkungen werden genau gegenteilig sein, denn: „Die grüne Ministerin glaubt, mit der Fuchs-Schonzeit Naturschutz zu betreiben. Und was ist mit dem Niederwild? Wenn ich daran denke, geht mir das Messer in der Tasche auf.“
 
Auf die Reaktion der saarländischen Jägerschaft ist der 73-Jährige gespannt: „Ich vermute allerdings, dass viele Jäger die Folgen der neuen Verordnung nicht einordnen können, andere werden es als gottgegeben hinnehmen und eben Rehe jagen.“
 
Für ihn ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Vor dem Hintergrund der Fuchs-Schonzeit und der rasant zunehmenden Veränderung der Landschaft sagt er: „Ich bin von der Regierung maßlos enttäuscht.“
 
 
Hans Jörg Nagel
 

ANZEIGE
Aboangebot