Das war es, was dem Skoda Octavia noch fehlte, um es mit seinem schärfsten Konkurrenten Subaru Forester aufzunehmen: die Bodenfreiheit. Obwohl der normale Octavia 4×4 schon etwas höher gelegt ist – 145 Millimeter sind immer noch keine 190.
Von Peter Brade
Hochbeinig: Der Skoda Octavia 4×4 in luftigen 190 Millimetern Höhe. |
Doch jetzt ist der Octavia gleich auf, lässt er sich durch einen Umbausatz bei jedem Skoda-Händler umrüsten. Neue Stoßdämpfer, Federn und einen Satz traktionsstärkerer Reifen gibt es obendrein. Und das etwas herausragende Heckdifferential erhält einen Edelstahlpanzer, vorne wird der Kunststoff-Unterfahrschutz gegen Stahl ausgetauscht.
Also Gleichstand Japan-Tschechien! Vielleicht doch nicht: Subaru hat mit seinem Dual-Range zumindest einen Untersetzungsersatz. Skoda zieht aber einen Trumpf, der den Forester an der Tankstelle stehen lässt: die Dieselmaschine, die auch eingefleischteste Subaru-Fahrer beim Blick auf die Zapfsäule herbeisehnen.
Irgendwann soll es bei Subaru auch einen Diesel geben – ob der natürlich eine so gute Straßenlage ermöglicht wie der tiefliegende Boxer mit seinem Kraftfluss ohne Umlenkung, das sei dahingestellt. Skoda hat ihn jedenfalls, sogar den von Vielfahrern so gern genutzten TDI von Volkswagen. Die Versicherung ist zwar etwas hoch, aber der Motor ist Spitze – auch im Anzug und das lässt die fehlende Untersetzung verschmerzen.
Kostet das Forester-Einsteigermodell rund 22.000 Euro, gibt es den Skoda als Allrad Sondermodell Ambiente ab 21.320 Euro als Benziner und mit TDI-Maschine ab 22.620 Euro. Allerdings kommen beim Skoda nochmals 1.600 Euro für die Höherlegung, 960 Euro für die Räder und 600 Euro für die Panzerung hinzu (Preise plus Einbau). Der Einbau liegt bei rund 500 Euro für Fahrwerk, Räder, TÜV und jeweils rund 100 Euro für die beiden Unterfahrschutzteile. Allerdings ist hier Verhandeln mit dem Autohändler angesagt. Denn bei einem Neuwagen sind die ausgebauten Fahrwerksteile und Reifen neu und können zumindest zum Teil gutgeschrieben werden.
Zielgruppe von Skoda sind nicht nur die Privatfahrer, die Geld sparen wollen, sondern beispielsweise auch Förster, die für Dienstfahrten mit dem Privat-Pkw Kilometergeld erhalten. Wer da mit einem „Säufer“ unterwegs ist, legt während der Arbeit noch drauf.
Das Fahrverhalten des Höhergelegten ist ähnlich gut wie beim normalen Octavia 4×4 (ausführlicher Test in der DJZ August 2002, Seite 94). Dies ist vor allem auf die elektronische Stabilisierung zurückzuführen, die das Fahrzeug immer wieder auf Kurs hält. Lediglich die Windgeräusche sind bei der höhergelegten Version etwas stärker.
Das direkte Fahrwerk lässt den Fahrer die Struktur der Fahrbahn spüren, allerdings ohne diese unangenehm durchschlagen zu lassen. Lediglich kurze, schnell aufeinanderfolgende harte Stöße wurden nicht vollkommen absorbiert.
Im Test stand eine Benziner-Version zur Verfügung, die vom Autohaus Pabst in Diez/Lahn umgebaut worden war. Der Verbrauch der Umbau-Version unterschied sich nicht auffällig vom normalen 4×4. Trotz Autobahn-Fahrten und Chip-Tuning (125 PS) verbrauchte der höhere Octavia rund 7,5 Liter/100 Kilometer (Werksangabe: ohne Tuning sieben Liter/100 Kilometer).
Der drehmomentstarke Motor bietet besonders im unteren Drehzahlbereich viel Kraft auch ohne Untersetzung. Dabei ist die Beschleunigung wirklich rasant.
Ob die Panzerung Sinn macht, hängt unter anderem vom Fahrstil ab. Die Bodenfreiheit von 190 Millimetern, statt 145 Millimeter ist schon ein Vorteil. Der deutlichste Zugewinn sind allerdings die Reifen. Hier kann man aber auch ein Winterprofil verwenden, das bei Sommertemperaturen nicht zu weich wird.
Die häufigste Anforderung im deutschen „Normal-Revier“ ist sicherlich der nasse, matschige Wiesen- oder Waldweg mit unterschiedlichen Steigungen. Hier sind leichte Fahrzeuge mit sehr guten Reifen und einem optimalen Kraftfluss gefragt.
Wer ausgewaschene, trockene Flussbetten mit Geröll, wie in Afrika oder Island bezwingen will, der braucht Bodenfreiheit, Panzerung und hohe Verschränkung, nicht zu vergessen das Luftansaugrohr auf dem Dach…
Der höhergelegte Skoda Octavia 4×4 ist für die Revierverhältnisse optimal zugeschnitten. Im Vergleich mit dem Forester schneidet er teilweise (Diesel-Option) besser ab, was aber die Traktion und Zugkraft betrifft, hat die Subaru-Technik noch ein Quentchen mehr die Nase vorn.
Foto: Peter Brade
Skoda Octavia 4×4 Jagd