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Bockflinten von Flodmann

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Technik, die begeistert: Die kleine Firma Flodmann in Schweden fertigt Bockflinten aus Stainless-Stahl. Sie sind außergewöhnlich in Technik und Verarbeitung – und in der hohen Preisklasse angesiedelt.

Von Roland Zeitler

Bockflinte, von Flodmann
Die Flodmann-Flinte aus Stainless-Steel: von außen eher unscheinbar.

Schon beim ersten Griff nach der schlichten Bockflinte von Flodmann spürt man die Ausgewogenheit. Waffenliebhaber und Technikfans werden begeistert sein. Für das Auge allerdings bietet diese Flinte aus Stainless-Stahl mit schlichtem Nussbaum-Schaft im Ölfinish wenig.

Die Ausstattung

Vieles funktioniert nicht so wie gewohnt. Die Jagdflinte mit 113,5 Zentimeter langen, innen hartverchromten Stainless-Läufen hat eine ausgezeichnete Balance. Läufe mit Vorderschaft wiegen 1,69 Kilogramm und das „Hinterteil“ 1,67 kg – ein sehr gutes Verhältnis.

Die Läufe werden in einem Brillenstück gefasst. Die Zwischenschiene besteht aus einem massiven Stück Aluminium. Sie wurde genauso wie die ventilierte und guillochierte Visierschiene aus Stainless-Stahl verklebt.

Auf der Visierschiene sitzt ein hellrotes Leuchtkorn. Läufe und Schienen erscheinen in feinmattem Finish. Das Finish besticht durch Fehlerfreiheit, relativ glatte Oberfläche und Reflexarmut.

Wechselchokes und ein sehr guter Chokeschlüssel aus Stainless-Stahl werden mitgeliefert. Die 4,5 Zentimeter langen Chokes sind recht stark, mündungsbündig und stahlschrottauglich.

Der Vorderschaft ist nicht abnehmbar, aber man findet daran auch keine sichtbaren Schrauben. Gehalten wird er von zwei seitlichen Stiften, die im Holz verdeckt werden. Die Passungen sind perfekt.

Die Flinte kommt ohne Laufhaken oder herkömmliche Flankenverriegelung aus. Das erlaubt eine sehr niedrige und schmale Bauweise. Im Baskülenbereich ist die Waffe gerade mal 4,4 Zentimeter hoch und 5,6 Zentimeter breit.

An das Brillenstück wurden in aufwendiger Handarbeit mit enormer Passleistung Verriegelungskulissen angearbeitet. Sichelförmig erstrecken sich Leisten über das Brillenstück. In der Basküle findet man dazu die passenden Ausfräsungen.

Die hintere Leiste ist 50 Millimeter lang, 4,5 mm hoch und 22 mm breit. Vorne reicht eine schmale Leiste (Breite 6 mm, Länge 25 mm) sichelförmig bis zur Hälfte des Brillenstücks. Diese beiden Leisten laufen in Nuten der Basküle und bilden eine extrem starke Verriegelung.

Neben der großen Verriegelungsfläche besteht bei dieser Technik ein weiterer Vorteil: Die Verriegelung verläuft vertikal nahezu über die gesamte Höhe der beiden Läufe. Und es geht weiter: Zwei seitliche elf Millimeter lange, ebenso breite und drei Millimeter starke Keile greifen von schräg unten in Ausfräsungen am Brillenstück. Im Brillenstück befinden sich zwei kräftige Federejektoren, die in einer Ausfräsung verlaufen und so sehr gut geführt werden.

Die Ejektoren-Schraubenfedern wurden in einer Führungshülse gekapselt und sind sehr stark. Über zwei Bolzen an den Ejektorstangen, die in einer Ausnehmung der Basküle verlaufen, wird verhindert, dass sich die Läufe ganz abkippen lassen und so aus der Basküle fallen würden. Diese Aufgabe übernimmt normalerweise ein Eisenvorderschaft.

Zum Zerlegen (Abnahme des Laufbündels mit Vorderschaft) drückt man bei abgekippten Läufen die herausstehenden Auswerfer ein, kippt dann das Laufbündel weiter ab und nimmt es so aus der Basküle.

Die Bedienung

Eine in der Fertigung extrem aufwendige Methode, zumal die Pass-Arbeiten an der Testwaffe exzellent ausgeführt wurden. Man kann die Technik und Verarbeitung dieser Flinte mit dem Uhrwerk einer Schweizer Rolex vergleichen.

Der Verschluss läuft weich und wie geschmiert. Es macht Spaß, diese Flinte zu laden. Die Läufe laufen geräuschlos nahezu wie von selbst, aber absolut spielfrei. Weder bei offener noch bei geschlossener Waffe konnte ich irgendein Spiel feststellen. Die hochglanzpolierte Basküle aus Stainless-Stahl wurde leicht verstärkt, die Kanten wurden sanft gebrochen.

Der große Abzugsbügel erlaubt das Schießen mit dicken Handschuhen. An der Flinte befindet sich ein mechanisch umschaltender Einabzug. Der zuerst abzufeuernde Lauf lässt sich über den Sicherungschieber auf der Scheibe wählen.

Solide Schlosse

Das Schloss: Auch beim Schloss ist einiges anders als sonst üblich. Gespannt werden die beiden Schlosse über den Öffnungshebel. Der Widerstand beim Öffnen einer abgefeuerten Flinte ist deshalb hoch, aber gleichmäßig. Am Ende des Weges spürt man einen sehr kräftigen Widerstand. Er stammt von den beiden Verriegelungskeilen, die in diesem Zustand immer noch ein Laufabkippen

verhindern.

Nach kurzem kräftigem Druck (etwa 10 Kilogramm Widerstand) wird das Laufbündel freigegeben. Das erfordert Gewöhnung und Übung. Man muss schon einige Zeit mit der Flinte schießen, damit das Nachladen zügig und schnell funktioniert.

Durch die Art der Schloss-Spannung wird aber bewirkt, dass beim Öffnen die Läufe von selbst abkippen. An den hohen Widerstand des Öffnungshebels hat man sich erst zu gewöhnen. Nach Abnahme des Hinterschaftes (mit Schlüssel durch ein Schaftloch) entpuppt sich ein Schloss, das wirklich mit einem hochwertigen Uhrwerk vergleichbar ist. Die Schlossteile sind in einem massiven Rahmen der Basküle (aus einem Stück) untergebracht. Ein Schlossblech wurde nicht eingesetzt.

Die Funktion: Beim Öffnen wird durch den Öffnungshebel eine massive Platte nach hinten gedrückt, die die Schlagstifte zurückschiebt und damit die Schraubenfedern spannt. Gleichzeitig wird am Ende des Weges der Sicherungsschieber zurückgeschoben. Die Flinte wird also beim Öffnen immer gesichert. In gesicherter Stellung kann die vertikale Übertragungsstange die beiden Abzugsstangen nicht erreichen.

Es handelt sich um eine komplizierte Abzugssicherung. Aufwändige Führungsstangen sorgen für die Funktion. Über die Übertragungsstange wird auch die Laufwahl gesteuert.

Ein Schlagstück fehlt. Die technisch komplizierte Lösung erfolgt über ein kleines Schwinggewicht, das nach Auslösung des ersten Schusses in diese Stange eingreift und die Auslösung des anderen Schlosses ermöglicht. Das erfolgt aber mechanisch ohne Rückstoßkraft.

Die Flinte besitzt durchgehende Schlagstifte, die hinten die Führungsstange für die Schraubenfedern bilden. Die Führung erfolgt über einen zusätzlich eingesetzten Mittelsteg. Die Schlagstifte treffen rechtwinklig auf das Zündhütchen.

Die sehr gut polierten Schlossteile sind einschließlich der Federn ebenfalls aus rostträgem Stainless-Stahl. Die Zündzeit ist mit 1/500 Sekunden extrem schnell. Der Abzug weist einen extrem kurzen Vorzug (kaum merkbar) auf. Die Widerstände lagen bei 1,8 und 2,0 Kilogramm (18 und 20 N). Das sind hervorragende Werte. Der Abzug löste trocken aus.

Der geschliffene Ölschaft im Satinfinish aus einfach gemasertem Nussbaumholz (in Relation zum Preis der Waffe) besticht durch Funktionalität. Der schlanke Vorderschaft lässt sich sehr gut greifen. An seinen Seiten sowie der Unterseite ist eine sauber geschnittene, mittelfeine Fischhaut angebracht.

Der schlanke Hinterschaft mit Pistolengriff weist Auskehlungen für den Handballen auf. Der Pistolengriff ist leicht aufgebaucht, um den Handhohlraum zu füllen. Der 37,5 Zentimeter lange und leicht geschränkte Hinterschaft hat als Abschluss keine Schaftkappe, sondern eine Fischhaut.

In der Praxis

Senkung und Schränkung erwiesen sich für meine mittelgroßen Finger als perfekt. Die leichte Flinte mit sehr guter Balance ließ sich angenehm schießen. Ihr Schwingungsverhalten war sehr gut. Sicherlich von Vorteil ist der rostträge Stahl. Gerade Wasserwild-Jäger – ganz besonders solche, die am Salzwasser jagen – werden das zu schätzen wissen. Sicherlich kommt diese Flinte mit wenig Pflege aus, und Rost dürfte sich nicht einstellen: eine äußerst robuste Flinte für den Praktiker.

Der helle Stahl störte bei der Jagd nicht. Bei Sonne reflektierte er weniger als hochglanzpolierte brünierte Läufe. Die helle Basküle blitzte allerdings bei auftreffenden Sonnenstrahlen. Bei entsprechender Handhabung gab’s in der Praxis allerdings keine Nachteile.

Die Schussleistung wurde mit den mitgelieferten 1/2- und 1/1-Chokes überprüft. Die Flinte wurde verstärkt beschossen (35 Meter auf die 16-Felder-Scheibe). Beide Läufe hatten denselben Haltepunkt. Sie schossen bei aufsitzendem Korn rund 15 Zentimeter tief.

Die Schussleistung wurde mit Rottweil Patronen 12/70 Waidmannsheil (3 mm-Schrote) erprobt. Die Flinte schoss sehr gleichmäßig und mit sehr guter Deckung (s. Tabelle).

Neben der Jagdflinte gibt es Skeet- und Trapflinten. Auch Wechselschäfte im englischen Stil stehen zur Auswahl. Bei soviel nötiger Handarbeit verwundert eigentlich der Preis von 16 000 Mark nicht. Von einem Preis-/Leistungsverhältnis zu reden erübrigt sich. Ein Plus sind einlegbare Wechselläufe, die aus der Flinte eine Bockbüchsflinte oder -büchse machen. Ein Lederkasten gehört zum Lieferumfang.

Ich kenne nur noch die Ruger Bockflinte aus StainlessStahl. Die ist in Technik und Verarbeitung mit der Flodmann aber nicht vergleichbar.

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