Ich kam, sah und siegte soll einst Julius Caesar nach einer erfolgreichen Schlacht gesagt haben. Mit Kommen und Sehen fängt jede Jagd an. Dass man mit der neuen Benelli Vinci auch siegen kann, zeigte sich mit Weidmannsheil auf Enten, Krähen, Fasanen und Hasen.
Einfache Montage: Zunächst wird der Hinterschaft mittels Drehverschluss mit dem Lauf verbunden |
Obwohl Schönheit im Auge des Betrachters liegt und die neue Selbstladeflinte von Benelli mit ihrem modernen Design sicher nicht jeden Geschmack trifft, merkt man, dass bei der Entwicklung großer Wert auf Aussehen gelegt wurde.
Die Italienerin wird in einem Koffer mit futuristischem Design geliefert. Das Zusammen- und Auseinanderbauen der Flinte ist keine Qual, im Gegenteil: Es zeigt sich, das Vinci hier nicht nur schön, sondern auch technisch tipptopp bedeutet. Es macht geradewegs Spaß: Der Lauf wird mit einer Vierteldrehung am Hinterschaft befestigt.
Anschließend drückt man den Vorderschaft mit der einen Hand unten an Lauf und System, die andere arretiert ihn mit einer Achteldrehung über einen Drehzylinder am Ende des Schaftes − fertig! Mit etwas Übung ist alles in 10 Sekunden geschehen. Obwohl solche Eile vermutlich nie notwendig ist, verblüfft die Konstruktion mit ihrer vorbildlichen Einfachheit.
Baukastensystem
Die 3 Teile im Einzelnen: der Hinterschaft, der durch seine Konstruktion den Rückstoß abfedert; der Lauf mit integriertem Inertia-System, das, wie bei Rückstoßladern üblich, über eine Verschlussfeder funktioniert. Dazu das Magazin samt Abzugsgruppe, Nachlademechanismus und Vorderschaft. Dank Kunststoffbauweise wiegen Hinterschaft und Vorderschaftgruppe lediglich 621 und 765 Gramm. Der Lauf schlägt hingegen mit 1,8 Kilogramm zu Buche.
Summa summarum ist die Flinte mit knapp 3,2 Kilo ein sehr leichter Rückstoßlader. Das Gewicht ist zudem gut verteilt, die Flinte zeigt ein angenehmes Schwingverhalten. Durch den geriffelten massigen Vorderschaft liegt sie auch gut in der Hand.
Das ComfortTech Plus-System der Vinci ist so konstruiert, dass das Hochschlagen des Laufes auf ein Minimum reduziert ist. Der Hersteller verspricht zudem eine Rückstoßminderung um 70 Prozent. In der Praxis äußerst sich das über ein deutliches Schieben der Waffe. Zwar bleibt man durch den Rückschlag nicht zu 100 Prozent im Ziel, doch fällt die Mündungsbewegung tatsächlich deutlich geringer aus als bei einer herkömmlichen Flinte − das Ziel ist rasch wieder anvisiert.
Dann wird der Vorderschaft (Magazin und Lademechanismus integriert) an den Lauf geklemmt |
Für die Lockjagd
Nicht allein durch das Max 4HDMuster (ebenfalls erhältlich in APG-HD, Black Synthetic, Desert Dune, Amazonia Green und Sequoia Brown) ist sie perfekt für die Niederwild-Lockjagd geeignet. Da meist aus dem Schirm gejagt wird, hat sie den üblichen Selbstlader-Vorteil: Nachladen ohne die Flinte zu brechen − im engen Schirm Gold wert!
Doch leider sind Selbstlader konstruktionsbedingt lang und damit sperrig. Zudem sind gebrochene Waffen in Gesellschaft sympathischer.
Doch für Treibjagden ist die Vinci nicht gemacht. Ihre meisten Anhänger dürfte sie bei der Lockjagd auf Gänse, Enten, Tauben und Krähen finden. Dort hat sie den unschlagbaren Vorteil des dritten Schusses. Wechselmagazine für bis zu 9 Patronen sind lieferbar, für die Jagd aber verboten!
Damit die Flinte jedem passt, werden verschiedene Platten für die Senkung und auch unterschiedlich dicke Schaftkappen angeboten. Mir passte die Flinte mit Standardausstattung sehr gut. Beim Anschlagen mit geschlossenen Augen und anschließender Überprüfung lagen Hilfskorn und Korn in einer Linie. Das Korn selbst ist ein rotes Leuchtkorn, das kleinere Hilfskorn liegt knapp 40 Zentimeter davor auf der ventilierten 6 Millimeter breiten Laufschiene.
Der Lademechanismus funktionierte nach einigen hundert Schuss auf zahlreiches Niederwild und dem Schießstand ohne Störung. Die Zuführung der neuen Patrone erfolgt über einen Ladelöffel, der Verschluss schließt über einen Drehkopf. Ge- und entsichert wird mit einem runden Druckknopf, der im Abzugsbügel vorm Abzug liegt. Rechtsschützen entsichern komfortabel durch Druck mit dem Schießfinger. Im Abzugsbügel ist zudem genug Platz für Handschuhe.
Eine achtel Drehung des Zylinders am Ende des Vorderschaftes arretiert ihn am Lauf − fertig! |
In der Praxis
Das Abzugsgewicht liegt bei etwa 2 − 2,1 Kilo. Auf dem Schießstand ist der etwas lange Weg des Abzugs spürbar, auf der Jagd hingegen nicht.
5 Wechselchokes (1/1, 3/4, 1/2, 1/4 und Zylinder) stehen zur Verfügung. Um die Deckung zu überprüfen, wurde die 16-Felder-Scheibe mit der S&B Fortuna (Kaliber 12/70, 2,7 Millimeter, 36 Gramm Vorlage) und 1/2-Choke auf 35 Meter beschossen. Es zeigte sich ein leichter Hochschuss. Mit 252 von 313 Schroten lag mehr als 80 Prozent der Garbe innerhalb der Felder. Der Hase selbst hatte 88 Schrote auf dem Balg. Die Deckung war gleichmäßig verteilt. Ein sehr gutes Ergebnis.
Das Testmodell hatte das Kaliber 12/76, als Super Vinci ist die Flinte aber auch mit
89er-Patronenlager lieferbar und kann damit noch deutlich mehr schlucken. Die 36 Gramm Vorlage haben in den jagdlich genutzten Situationen jedoch völlig ausgereicht.
Peter Diekmann
Technische Angaben |