Remington 700 TAC

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8/2012

Mit kurzem Drall: Die .223 Remington ist eine beliebte Rehwildpatrone. Schwere Geschosse verursachen wenig Wildbretzerstörung. Um mit diesen Projektilen präzise zu schießen, braucht man jedoch einen kurzen Lauf-Drall. Den hat die neue Remington 700 TAC.

Von Norbert Klups

 

Die Remington 700 feiert im Jahr 2012 ihr 50. Jubiläum. Mit mehr als 5 Millionen verkauften Exemplaren ist sie eine der beliebtesten Repetierbüchsen. Im aktuellen Remington-Katalog sind 132 verschiedene Modellvarianten gelis tet. Brandneu ist die 700 TAC. Konzipiert ist sie als Präzisionsgewehr für  die amerikanische Polizei. Doch auch Jäger sollte diese extrem robuste, leistungsfähige und bezahlbare Büchse interessieren. Die Waffe ist für den  harten Einsatz ausgestattet. Der schwarze bruchsichere Hogue-Kunststoffschaft mit Gummiüberzug fühlt sich weich an. Auch mit nassen Händen bleibt er  griffig. Da er für den Anschlag mit montierter Zieloptik konzipiert wurde, hat Remington auf eine offene Visierung verzichtet. Der Vorderschaft bietet eine satte Auflage, und die Büchse liegt durch den weichen, rutschfesten Vorderschaft sehr sicher. Abgeschlossen wird der Schaft mit einer dicken und  sehr weichen Gummikappe, die für gute Dämpfung sorgt. An die Riemenbügelösen lässt sich neben dem Riemen auch ein Zweibein montieren. 
 
 

Bewährte Verschlusstechnik

 

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Die Sicherung ist eindeutig mit „S“ und „F“ gekennzeichnet. Als Montagebasis diente eine Leupold Quick Release
Remingtons 700er-Serie basiert auf einem bewährten Kammerverschluss, der über 2 kräftige Warzen im Hülsenkopf verriegelt. Der gefederte Auszieher ist  im Hülsenkopf integriert, und der griffige Kammerstängel liegt auf Höhe des Abzuges. An etwas ungewöhnlicher Stelle sitzt die Entriegelungstaste für  die Kammer. Sie ist in Form eines kleinen Knopfes direkt vor dem Abzug platziert. Eine gar nicht so schlechte Stelle, denn dort stört die Taste nicht die Linie der Schlosshülse und ist zudem vor ungewollter Betätigung geschützt. Die Sicherung rechts am Schlösschen lässt sich lautlos bedienen und sperrt den Abzug. Die Kammer wird nicht – wie bei den zivilen Modellen – mit einem Sonnenschliff verziert, sondern wie alle Stahlteile der Waffe  mattschwarz brüniert. Für die Jagd perfekt, da Licht-Reflexionen so ausgeschlossen sind. Das fest eingebaute Magazin fasst 5 Patronen und verfügt über einen Klappdeckel zum bequemen Entleeren. Ausgelöst wird durch einen von außen verstellbarer Flintenabzug. Werksseitig war das Abzugsgewicht auf 1.800 Gramm eingestellt. Trotz der sehr trockenen Charakteristik eindeutig zu viel für eine Präzisionswaffe. Unter 1.300 Gramm ließ er sich nicht einstellen.  Für eine US-Waffe normal, da dort immer der Gedanke der Produkthaftung mitschwingt. Leichte Abzüge werden daher gern vermieden. Für das Remington-System gibt es jedoch reichlich gute Feinabzüge (Timney, Recknagel, Shilen oder Jewell) zum Nachrüsten.
 
Um zu sehen, wie präzise die Büchse wirklich ist, wurde in die Testwaffe der Abzug des österreichischen Büchsenmachers „Bixn-Andy“ eingebaut (siehe DJZ 7/2012, S. 96–97).
 
 

Dicker Lauf, kurzer Drall

 

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20 mm Mündungs-Durchmesser. Man sieht es dem kurzen Matchlauf der „schwarzen Mamba“ bereits an: Er garantiert Präzision!
Als Lauf nutzt Remington einen 51 Zentimeter langen Bull-Barrel-Machtlauf mit einer Dralllänge von 9 Zoll. Der Mündungsdurchmesser beträgt 20 Millimeter.
 
Mit der Lauflänge erreicht die TAC eine Gesamtlänge von führigen 101 Zentimetern.
 
Ganz leicht ist die kleine Remington aber nicht: Durch den dicken Lauf bringt sie 3.400 Gramm auf die Waage. Der kurze Drall des freischwingenden Laufes ist den US-Militärpatronen zu verdanken, die mit schweren Geschossen bestückt werden.
 
Der 9-Zoll-Drall verdaut Geschosse zwischen 55 und 75 Grains. Damit lassen sich aus dem kurzen Lauf Mündungsgeschwindigkeiten von 830 bis knapp 1.000 m/s erzielen. Ideal für die wildbretschonende Rehwildjagd sind Geschossgewichte über 60 Grains.
 
 

Passende Optik

 

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Dezente Verstelltürme: Die Intensität des Leuchtpunktes lässt sich über den 3. Turm an der linken Seite verstellen (Fotos: Norbert Klups)
Die Büchse wurde mit dem neuen Leupold Zielfernrohr VX-6 2–12 x 42 mit Leuchtabsehen ausgestattet. Als Montage wurde die Leupold Quick Release verwendet. Mit der neuen VX-6-Serie steigt Leupold in den Markt der Zieloptiken mit 6-fach Zoom und Leuchtabsehen ein. Sie sind alle mit dem sehr hellen Firedot-Leuchtabsehen ausgestattet und haben ein 30 Millimeter-Mittelrohr. Die Verstelleinrichtung des Leuchtpunktes ist als 3. Turm links am Mittelrohr platziert. Steuern lässt sich der Leuchtpunkt über einen Druckknopf – die Helligkeit reicht in 12 Stufen von einem sehr dezenten Dämmerungspunkt bis zum hellen Tageslichtpunkt. Leupold benutzt für die Darstellung des Absehens ein Glasfaserkabel, dessen Ende so geformt und poliert wurde, dass ein sehr heller Leuchtpunkt möglich ist. Weiterhin ist das Glas mit der MST-Technologie (Motion Sensor Technology) ausgestattet. Diese Technik schaltet das Leuchtabsehen 5 Minuten nach Nichtbenutzung automatisch ab und reaktiviert es bei der kleinsten Bewegung. Das schont die Batterien enorm.
 
Leupold verwendet bei der VX-6-Serie ein Argon-/Krypton-Gasgemisch als Füllung gegen Innenbeschlag, das der bisher verwendeten Stickstofffüllung überlegen sein soll. Die äußeren Linsen sind mit der Leupold Diamond-Coat-Beschichtung versehen, die sehr kratzfest ist und das Reinigen erleichtert.  Regen perlt ab und hinterlässt keine Schlieren. Das VX-6 2–12 x 42 ist 320 Millimeter lang und wiegt knapp 500 Gramm. Der Augenabstand von 9,6 Zentimetern sorgt bei rückstoßstarken Kalibern für genügend Sicherheit.
 
Das Absehen befindet sich in der 2. Bildebene und vergrößert sich beim Hochzoomen nicht mit. Wahlweise ist das VX-6 mit Absehen 4, Duplex und einem  Long-Range-Duplex, das über Hilfspunkte für weite Schüsse verfügt, erhältlich (alle beleuchtet). Für das Testglas wurde das Long-Range-Duplex gewählt. Pro Klick verstellt es sich auf 100 Meter um 1 Zentimeter. Die Dioptrienverstellung liegt wie gewohnt hinten am Okular. Das Glas lässt sich über eine  Umdrehung blitzschnell scharfstellen. Das Okularende schließt mit einem weichen Gummiring ab. Beim Leupold zeigte sich ein sehr scharfes und  farbneutrales Bild. Der Kontrast ist sehr gut und das Bild bis in den Randbereich hinein scharf. Die Bildqualität bleibt von der niedrigsten bis zur höchsten Vergrößerung unverändert. Im Revier beeindruckte das gestochen scharfe Bild des Absehens. Punkten kann das amerikanische Produkt auch beim Preis: 1.419 Euro für ein Glas mit 6-fach-Zoom und beleuchtetem Absehen sind nicht zuviel.
 
 

Die TAC auf dem Schießstand

 

Das erste Problem war die Munitionsfrage, denn .223 Remington-Patronen mit schwerem Geschoss gibt es zwar reichlich, doch fast alle Laborierungen sind mit Matchgeschossen ausgestattet, die jagdlich kaum brauchbar sind. Zumindest nicht, wenn es um wildbretschonende Rehwildjagd geht. Fabrikgeladen gibt es das 60 Grains schwere Nosler Partition in Patronen von Remington und Federal, die beide getestet wurden. Außerdem noch die 64 grains schweren Federal Power Shok und Winchester Super X Power Point. Von Sierra ist das Game King (65 grains) erhältlich. Es ist ebenfalls ein sehr gutes Jagdgeschoss, allerdings in dem Kaliber leider nicht als Fabrikmunition zu haben. Dieses Geschoss wurde für eine Handlaborierung genommen. Ebenso das mit 74 grains noch schwerere Kegelspitz von RWS, das nur in der 5,6 x 57 geladen wird. Mit den beiden Fabrikpatronen von Federal und Remington (60 grains Nosler) und den beiden Handlaborierungen ging es auf den Schießstand. Zunächst wurde noch der Originalabzug verwendet, nach der 2. Sitzung aber auf den Abzug von Bixn-Andy umgerüstet.
 
Mit Fabrikpatronen schoss die Büchse 5-Schuss-Streukreise von 21 (Federal) und 19 Millimeter (Remington). Die Handlaborierung mit dem 65 grains schweren Game King kam auf 12 Millimeter, das schwere Kegelspitz auf 18. Jagdlich alles mehr als ausreichend. 100 Meter sind für eine solche Büchse allerdings keine echte Herausforderung. Auf dem 300-Meter-Stand in Wetzlar musste die TAC zeigen, was sie auf größere Distanzen leistet. Dazu wurde ein 6–24 x 56 Zielfernrohr von Meopta montiert, um Zielfehler möglichst auszuschalten. Die TAC erzielte mit 5 Schüssen einen Streukreis von 52 Millimeter mit der Handlaborierung (65-grains-Patronen). Die beiden 60-grains-Fabrikpatronen waren mit 59 (Federal) und 64 Millimeter (Remington) etwas schlechter. Das schwere KS erwies sich für diese Distanz mit 76 Millimeter als ungeeignet. Es zeigt sich wieder einmal, dass Patronen, die auf 100 Meter gut schießen, nicht automatisch auch für weitere Distanzen geeignet sind.
 
 

Jagdlicher Einsatz

 

Mit Aufgang der Bockjagd kam die Erprobungsphase der .223 Remington auf Wild. Es wurden alle 3 Geschosse eingesetzt, das 60 grains schwere Nosler in der Remington-Laborierung. Die Handlaborierung mit dem Game King und die Remington Fabrikpatrone zeigten eine identische Treffpunktlage, das schwerere KS schoss 4 Zentimeter tiefer. Die Waffe wurde mit den beiden leichteren Geschossen auf 100 Meter mit 4 Zentimeter Hochschuss eingeschossen, so dass das KS Fleck schoss.
 
Die erste Beute war allerdings kein Bock, sondern ein Schmalreh. Das Nosler bannte das Stück auf 110 Meter bei Treffpunktlage knapp hinter dem Blatt an den Anschuss. Ausschuss etwa 2-Euro-Stück groß, leichte Hämatome. Das setze sich bei den nächsten 4 Stücken mit dieser Patrone so fort. Schussdistanzen zwischen 70 und 130 Meter, längste Flucht keine 10 Meter, stets Ausschuss und leichte Hämatome.
 
Im Anschluss wurde auf die Handlaborierung mit dem Game King gewechselt. Bei 6 Rehen ergab sich dieselbe Wirkung: keine oder ganz kurze Fluchtstrecken von weniger als 10 Metern, dafür aber etwas größerer Ausschuss und geringere Hämatome. Das Game King ist weicher, pilzt also etwas mehr auf als das Nosler-Zweikammergeschoss, was für größere Ausschüsse sorgt. Dafür ist es langsamer, und die Blutergüsse nehmen ab.
 
Im Endeffekt nehmen sie sich bei  der Verwertung nicht viel. Die Rippen haben entweder Hämatome oder ein größeres Loch. Das änderte sich, als das Kegelspitz zum Einsatz kam. Mit dem  neuen Geschoss wurde auch der Hund benötigt. Bei identischer Treffpunktlage hinter dem Blatt gingen die Rehe durchweg noch 60–80 Meter. Macht auf dem freien Feld nicht viel, sieht im letzten Licht bei einem Stück am Waldrand aber etwas anders aus. Ohne Hund geht da nichts. Dafür waren aber keine Hämatome vorhanden und der Ausschuss bei Schussdistanzen zwischen 100 und 140 Metern sehr klein. Das Kegelspitz ist damit für die .223 Remington eindeutig zu hart aufgebaut. Auf Waldjagddistanz von 50 Metern geht es noch, hier blieben die Stücke am Platz oder lagen nach kurzen Fluchten, doch bei  etwas größeren Schussentfernungen werden die Fluchten eindeutig zu lang. Nosler und Game King sind hier eindeutig besser und – was die Schussdistanz angeht – flexibler.
 
 

Resümee

 

Die handliche Remington 700 TAC ist eine sehr präzise Rehwildbüchse, die durch die Möglichkeit, schwere Geschosse einzusetzen, auch besonders wildbretschonend ist. Übertreiben darf man es aber auch nicht, 60 bis 65 grains Geschossgewicht haben sich als ideal herausgestellt. Für einen Preis von 999 Euro bietet Remington eine ausgereifte Waffe, die bis auf den etwas zu harten Abzug keine Schwächen hat. Bei dem Präzisionspotenzial und in Anbetracht des günstigen Waffenpreises lohnt sich das Nachrüsten mit einem guten Feinabzug.
 


Technik auf einen Blick

 

Hersteller Remington, USA
Modell 700 TAC
Kaliber .223 Remington oder .308 Winchester
Verschluss Verriegelung durch 2 Warzen im Hülsenkopf, Öffnungsspanner
Sicherung rechts am Schlösschen, blockiert den Abzug
Abzug Flintenabzug
Abzugsgewicht 1.300 g
Lauflänge 51 cm
Visierung keine
Magazin fest eingebautes Kastenmagazin mit Klappdeckel für 5 Patronen
Zielfernrohr Leupold VX-6 2–12 x 42
Montage Leupold Quick Release
Schaft Hogue-Kunststoffschaft, schwarz mit Gummischaftkappe und Riemenbügelösen
Gesamtlänge 101 cm
Gewicht 3,4 kg
Beste 5-Schuss-Gruppe 12 mm auf 100 Meter, 52 mm auf 300 Meter
Beste Laborierung Handlaborierung mit 65 grs Sierra Game
Fabrikpatrone: Federal mit 60 grs Nosler
Preis 999 Euro (ohne Montage und Optik)

 


 

 
 
 
 


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