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DJZ-Hegeblock: Unser Muffelwild

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Das Muffelwild gehört bekanntlich zu den Raufutterfressern und ist damit sehr genügsam. Land- und forstwirtschaftlich ist es, von überhöhten Beständen abgesehen, eher unproblematisch. Dennoch können Schälschäden, besonders an den Wurzelanläufen (Fichte) vorkommen. Auch beobachten wir gelegentlich, meist im Frühjahr, Rammschäden an Buchen. Sie entstehen, wohl vermenschlichend gesagt, aus „Übermut und Lebensfreude“ jüngerer vitaler Widder zu Beginn der Vegetationszeit.

Feldschäden entstehen bei uns vorrangig im Frühjahr auf der Getreidesaat. Auch auflaufender Raps kann bis zur Blüte im April/Mai verbissen werden. Jedoch sind die Schäden durch das Muffelwild, verglichen mit denen des Rot- oder Schwarzwildes, deutlich „harmloser“. Man kann dem aber gut vorbeugen, indem man ausreichend gepflegte Wiesen im Wald anbietet. So lässt sich das Muffelwild recht gut von der Feldfrucht ablenken.

Bedingt durch sein tagaktives, unstetes Verhalten ist Muffelwild, besonders ein bestimmter Widder, sehr schwer zu bestätigen. Dort, wo man die Muffel beim Frühansitz sieht, ist bei weitem nicht damit zu rechnen, dass man sie abends dort wieder findet. Sie ziehen außerhalb der drei bis fünf Ruhephasen den ganzen Tag umher und nutzen ihren Lebensraum.

In den einschlägigen Muffelwild-Monografien wird gelegentlich behauptet, dass Muffelwild gegenüber anderen Schalenwildarten unduldsam sei. Als Schafart würden Wiesen und Äsungsflächen geradezu für anderes Wild „verstänkert“. Ich weiß nicht, wie es in anderen Vorkommen ist, unser Muffelwild, zahlreiche Fotos beweisen das, verträgt sich ausgezeichnet mit den anderen Schalenwildarten. Und wir haben es mehrfach beobachten können, dass einige Widder sich einem Hirschrudel angeschlossen haben und wochenlang mit ihm zusammen zur Fütterung gezogen sind. Rot- und Muffelwild auf der gleichen Äsungsfläche vermischt, ist nichts Außergewöhnliches.

In den 20 Jahren ist mir nichts von ernsthaften Erkrankungen innerhalb des Bestandes bekannt geworden. Moderhinke kennen wir nicht, Einwachser bisher auch nicht. Gelegentlich sind ausgewachsene Schalen vorgekommen, allerdings nur bei Widdern. Durch das gute nachbarschaftliche Verhältnis unter den Revierinhabern sind wir in der Lage, das Muffelwild großflächig zu hegen und zu bejagen. Wer mit Muffelwild jagdlich zu tun hat, dem werden diese Wildschafe ans Herz gewachsen sein. Es ist eine interessante, leicht zu hegende Wildart.

Ein kapitaler Widder ist Traum vieler Jäger
Ein kapitaler Widder ist Traum vieler Jäger

Die Brunft des Muffelwildes beginnt quasi mit Ende der Hirschbrunft und zieht sich bis Ende November hin. Ende März ist das Gros der Lämmer gelammt. Es gibt aber gelegentlich Ausreißer mit Lammen bis in den August hinein. Wir versuchen, diese Lämmer mit den dazugehörigen Schafen zu erlegen.

Der Abschuss von zurzeit 32 Stück verteilt sich im Wesentlichen auf sieben Reviere und wird dabei sicherlich erfüllt. Ich befürchte, obwohl mir die Beweise dafür fehlen, dass der Bestand überschätzt wird. Da wir zurzeit mehr weibliches als männliches Wild erlegen, sollten wir eine genauere Bestandsaufnahme anstreben, um eventuell die Abschussquote den tatsächlichen Bestandszahlen anzupassen.

Muffelwild erscheint nach meiner Einschätzung nahezu vollständig an den Rotwild-Erhaltungsfütterungen (mit Rüben und Heu) und steht dort oft vermischt mit Rotwild. Intensive Zählungen unsererseits in den Revieren, die ich jagdlich beurteilen kann, und das sind 85 Prozent der Muffelwild-Fläche, ergaben einen Bestand von 42 Stück…!

Die Rudelbindung ist allerdings nicht so streng wie beim Rotwild. Jederzeit kann sich sowohl beim männlichen als auch beim weiblichen Wild ein Rudel teilen. Für den beobachtenden Jäger gibt es dafür keine erkennbaren Gründe. Dieses Verhalten erschwert eine genauere Bestandserfassung zusätzlich.

Ein Beispiel: Mit einem Freund sitze ich auf einen Rehbock an, und wir beobachten (das Erlebnis liegt vier Jahre zurück) 52 Stück Muffelwild in einem Rudel, zwei Drittel davon weiblich. Einen Abend später kommt uns im Nachbarrevier das gleiche Rudel, diesmal aus 44 Stück bestehend. Anhand einiger markanter Stücke ist das Rudel eindeutig als das am Vortag beobachtete zu identifizieren. Sechs Widder hatten sich aus dem Rudelverband gelöst. Hier besteht natürlich sehr schnell die Gefahr, dass man aus diesen beiden Rudeln einen Gesamtbestand von 96 Stück „macht“, zumal zwischen den beiden Zähl-Orten fast drei Kilometer liegen. Am dritten Abend besetzen wir beide Beobachtungsplätze und kommen auf gezählte 48 Stück Muffelwild.

Außerhalb der Brunft bilden Widder eigene kleine Rudel oder Trupps. Besonders zur Feistzeit und nach der Brunft, ab Dezember, sieht man diese Trupps häufiger. Ab der Fütterungszeit (bei uns ab 16. Januar) stehen die Widder wieder fest in der Nähe der Rotwild-Fütterungen und nehmen sie regelmäßig an.

Die jungen Widder stehen meist beim weiblichen Wild und erscheinen im Rudel ebenso an einer Fütterung. Widderrudel und weibliche Rudel mit jungen Widdern suchen meist verschiedene Fütterungen auf, aber auch hier gibt es natürlich Ausnahmen.

Etwa drei Wochen vor der Lammzeit ziehen die beschlagenen Schafe allein, finden sich jedoch unmittelbar nach dem Lammen wieder in Rudeln zusammen. Von einem ausgesprochenen Leitschaf kann man nicht sprechen, obwohl markante Altschafe sicherlich eine gewisse Führungsposition haben.

Das Fluchtverhalten ist anders als beim Rotwild. Rotwild orientiert sich bekanntlich am Leittier und die übrigen Rudelmitglieder warten quasi auf das Verhalten des Leittieres. Beim Muffelwild flüchten hingegen alle Stücke spontan und gleichzeitig. Erst in der zweiten Reaktion formiert sich das Rudel hinter einem bestimmten Stück, meist einem weißköpfigen, führenden Schaf.

Widder sind im Rudel „dickhäutiger“, was Störungen angeht. Ihr Verhalten ist „trutzig und selbstbewusst“. Sie flüchten seltener spontan und wenn, dann machen sie nach einer kurzen Flucht meist ein „Haberl“ wie das Gamswild. Dieses Verhalten lässt sich jagdlich oft nutzen.

Das Geschlechterverhältnis ist zurzeit zu Gunsten der Widder verschoben, und der Altersklassenaufbau so, dass jährlich bis zu drei Widder in der Reifeklasse (sechsjährig und älter) erlegt werden können.

Muffelwild-Kenner sind der Ansicht, dass es wohl kein 100 Prozent reinrassiges Muffelwild mehr gibt. Bedauerlicherweise sind im Laufe der Zeit zur „Trophäen-Verbesserung“ immer wieder andere Schafarten beim Muffelwild eingekreuzt worden. In unserem Bestand fällt der sehr hohe Anteil an gehörnten Schafen auf. Er liegt bei mindestens 70 Prozent der weiblichen Stücke, was im Vergleich zu anderen Vorkommen hoch ist. Ausgewachsene weibliche Stücke wiegen in der Jagdzeit bis zu 30 Kilogramm aufgebrochen. Diese sehr hohen Gewichte sind auch bei den Widdern auffällig. Reife Widder, vor der Brunft erlegt, wiegen nicht selten 45 bis 50 Kilogramm aufgebrochen. Die Schnecken sind bei Spitzenwiddern um die 90 Zentimeter lang, mit Umfängen im Durchschnitt von 26 bis 28 Zentimetern an der Basis. Die Spitzenwidder erreichen 30 Zentimeter Basisumfang. Leider lässt die Auslage meist etwas zu wünschen übrig, das heißt, Auslagen von über 50 Zentimeter sind die Ausnahme.

Wir können zwischen zwei Hauptschneckentypen unterscheiden, die völlig gegensätzlich sind. Da ist einmal der, wie wir ihn nennen, „Argali-Typ“ mit deutlich nach außen verlaufenden Schneckenspitzen. Der „Eulenspiegel-Typ“ hat dagegen relativ weit ausgelegte Schnecken mit nach innen verlaufenden Spitzen. Der Argali-Typ ist von der Trophäe her durch seine Wucht und optische Ästhetik der interessantere. Die im Laufe der Jahre gefallenen fünf Spitzenwidder mit über 220 internationalen Punkten (!) gehören zum Argali-Typ.

Nicht alle Widder tragen eine Schabracke. Fehlt sie, sprechen wir intern von Schwärzlingen oder Schwarzen. Ihr Anteil liegt etwa bei 25 Prozent. In den ersten Jahren haben wir versucht, die Schwärzlinge durch verstärkten Abschuss zu verdrängen. Das ist uns aber nicht nennenswert gelungen. Unterdessen halten wir sie für eine „normale“ Farb-Variante. Im Schnecken-Wachstum unterscheiden sich die Schwärzlinge nicht von den „Normalfarbenen“. Gelegentlich sind sie allerdings überdurchschnittlich stark im Wildbret. Einer davon, wir konnten seine Entwicklung über neun Jahre verfolgen, war in Wildbret-Stärke und Schneckenentwicklung überragend. Er ist vor zwei Jahren „fast“ spurlos verschwunden.

Einwachser und Scheurer bilden in diesem Vorkommen kein Problem, wobei die extrem eng gestellten Widder mit sehr kleinem Kreisbogen meist als junge B-Widder erlegt werden.

Obgleich Schalenwild-Bestände nicht zählbar sind, so gehen wir doch davon aus, dass wir dem Zielbestand (Frühjahr) von 80 Stück recht nahe kommen. Nach meiner Einschätzung ist er sicherlich nicht höher.

Bei einem Geschlechter-Verhältnis von 1:1 und einer Zuwachsrate von 80 Prozent des vorhandenen weiblichen Bestandes liegt der Zuwachs also bei 32 Stück, was, will man den Bestand auf gleicher Höhe halten, 32 Stück Abschuss bedeutet. Im Normalfall verteilt man das in einem Geschlechter-Verhältnis von 1:1. In den vergangenen drei Jahren wurde jedoch deutlich mehr weibliches Muffelwild erlegt, nahezu in einem Geschlechter-Verhältnis von 1:4. Diese deutliche Reduzierung wirkt sich zwar noch nicht aus, mittelfristig müssen wir uns jedoch auf eine geringere Anzahl von jagdbaren Widdern einstellen.

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