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Auf den Feisthirsch – Geisterjagd

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Ist der Feisthirsch wirklich ein Nachtgespenst? DJZ-Berufsjäger Erich Kaiser weiß, wie man bis August einen Feisthirsch ins Fadenkreuz hütet.

 

Alten Hirschen begegnet man nur in der Brunft, der Fütterungsperiode oder im zeitigen Frühling. In den Feistmonaten Juni, Juli, August scheinen sie wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Einen alten Feisthirsch zu strecken, erfordert neben dem Fünkchen Glück ein hohes Maß an Disziplin, Zeit und jagdlichem Können.
Wild fühlt sich dort wohl, wo es Einstand, Äsung und vor allem Ruhe findet. So geht es auch dem Feisthirsch, wobei hier der Faktor Ruhe oberste Priorität hat. Der Einstand der Feisthirsche kann dennoch direkt am Dorfrand oder an einer Straße liegen (permanente Unruhe). Direkte Störungen in Einstandsnähe oder gar im Einstand (Selbstwerber, wildernde Hunde, Ansitz bei schlechtem Wind etc.) vertragen sie allerdings nicht.

 


 

Auf den Feisthirsch
Bestätigen von Feisthirschen
Die Jagdzeit beginnt am 1. August. Zuvor geschieht ansitztechnisch im Einstandsbereich gar nichts. Ein alter Hirsch ist schneller vergrämt als bestätigt. Da Feisthirsche zwar einen festen Einstand haben, aber keineswegs dieselben Wechsel dahin benutzen, wird man sich vor der Jagdzeit auch den Ansitz am morgendlichen Kirchgang (Weg von der Äsungsfläche zum Einstand) verkneifen, um ja nicht auffällig zu werden.
Wo setze ich mich ab 1. August an? An die Stellen, an denen man den Hirsch vermutet und wo man bei passendem Wind ungestört hinkommt. Selbstverständlich sind unsere Vermutungen nicht willkürlich, sondern stützen sich auf Beobachtungen, auf sogenannte „hirschgerechte Zeichen“. Folgende sind markante Indizien für den reifen Hirsch:
1. Fege- und Schlagstellen. Wenn man Anfang Juli am Dickungsrand eine frisch geschlagene Kiefer sieht, an deren Stammfuß noch Bastfetzen liegen, rührt dies sicher nicht von einem jungen Hirsch.
2. Falls auf feuchtem oder sandigem Untergrund eine starke Fährte zu
erkennen ist, bei der die Trittsiegel der Hinterläufe (schwächer) hinter denen der Vorderläufe (stärker) stehen („Ereilen“ oder „Hinterlassen“) und die Fährte einen starken Schrank (Abstand der linken Läufe zu den rechten) sowie eine kurze Schrittlänge aufweist, ist dies ein Hinweis auf einen älteren Hirsch.
3. Die Größe der Losungsbeeren gibt kaum Aufschluss über das Alter. Hier gilt: kleine Losung = kleines  Weidloch, große Losung = großes Weidloch.
4. Sind die Stangen blank, schlagen Hirsche gern mit dem Geweih ins Astwerk (vornehmlich von Ebereschen, Erlen oder Weiden), um an frische Blätter und Triebe zu gelangen. Man sieht an Dickungsrändern und lichten Stellen Bäumchen mit abgeknickten Ästen (Himmelsspur).
5. Mit Vorliebe ziehen Feisthirsche im Juni/Juli in reifende Getreideschläge, um sich dort rund und prall zu äsen. Hier hat der Jäger die Möglichkeit, aus sicherer Entfernung mit dem Nachtsichtgerät den großen Wildkörper auszumachen. Ein alter Hirsch zieht meist allein oder aber mit einem oder zwei Adjutanten. Da die dicken Herren ungern weite Wege zurücklegen, hat man mit dieser Beobachtung einen weiteren Hinweis für den Einstand des Hirsches. Wenn die Getreideernte vor dem 1. August stattfindet, bleiben noch frische Wiesen oder eigene Äsungsstreifen und Wildäcker.

Äsungsflächen und Suhlen

Abends hat man nur eine Chance, wenn schmackhafte Äsungsflächen (Klee, Gräser, Waldstaudenroggen oder Buchweizen) innerhalb des Einstandes sind. Dort kann der Begehrte im letzten Büchsenlicht auftauchen, weil er sich mit der Dickung im Rücken recht sicher fühlt. Die Attraktivität dieser Flächen kann man mittels einer Salzlecke optimieren.
Wenn man von der Ansitzeinrichtung aus Einblick auf eine Suhle hat, erhöht das den möglichen Jagderfolg ungemein. Die alten Herren liegen mit Muße in feuchten, schlammigen Löchern, sei es zur Abkühlung, zur Körperpflege oder einfach nur, um „abzuhängen“. Hoch ausgebrachter Buchenholzteer an Malbäumen wird ebenso gern angenommen.
Feisthirschjagd kurz & kundig
Morgens jagt man auf den Wechseln zum Einstand. Gerne nimmt der alte Recke vor dem Niedertun Salz auf. Abends jagt man auf Äsungsflächen und Suhlen im Einstand. Passt der Wind nicht, jagt man nicht. Ob vom Hochstand aus, dem Schirm oder bei der Morgenpirsch, man darf zu keiner Zeit den Hirsch vergrämen. Aus diesem Grund beschränkt sich die Pirsch auf den Weg vom Fahrzeug bis zu einer Stelle, wo man bekannte Wechsel gut einsehen kann.
Dort sollte es ausreichen, sich hinter einen Baum oder Wurzelteller zu setzen. Keinesfalls sind zu dieser Zeit irgendwelche Ansitzeinrichtungen zu bauen. Auch das Abfährten oder Bestreichen der Malbäume hat keinesfalls in frühen Morgenstunden und schon gar nicht am späten Abend zu  passieren.
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