Buchen sollst du suchen, Eichen weichen. Dieses Sprichwort ist falsch – ebenso falsch sind die Bezeichnungen Rotbuche und Hainbuche: Sie sind botanisch nicht miteinander verwandt, gehören aber beide zu den häufigsten Laubbäumen Deutschlands.
Von Manfred u. Ursula Braun
Rotbuche: Ihre Winterknospen sindschlank un dspindelförmig. Der Blattrand ist leicht gewellt, mitunter stumpf gezähnt. Auf der Blattunterseite sind die Nervenwinkel nicht behaart. Weibliche Blüten stehen in endständigen Kätzchen. |
Rotbuche
Die Rotbuche ist ein stattlicher und großer Baum, der eine Höhe von bis zu 40 Metern bei einer Kronenbreite von bis zu 35 Metern erreicht. Besonders frei stehend entwickelt sich die Rotbuche zu einem prächtigen Baum. Im geschlossenen Verband ist der Stamm unbeastet und erreicht etwa die Hälfte der Krone. Die Äste stehen steil aufrecht und sind nur an den Enden ein wenig überhängend.
Beschreibung: Die Rinde ist glatt und silbergrau, höchstens bei älteren Bäumen etwas aufgeraut; aber nie rissig. Junge Triebe sind kahl und die Knospen schlank, rund und spitz zulaufend. Sie erreichen eine Länge von bis zu zwei Zentimetern. Ihre eiförmigen Blätter können bis zu zehn Zentimeter lang werden. Den Schwerpunkt in der Breite haben sie vorn beziehungsweise in der Mitte. Die Herbstfärbung der Blätter ist anfangs gelb und verändert sich bis zum Fuchsroten.
Die Blüte: Im April oder Mai erscheinen die Blüten. Der Baum ist einhäusig, was bedeutet, dass männliche und weibliche Blüten an ein und demselben Baum heranwachsen. Die männlichen Blüten sind von rundlicher und büscheliger Form und tragen die Staubfäden. Sie erscheinen oft in großer Zahl und fallen in ebensolch großer Zahl ab. Dabei bedecken sie auffallend den Boden. Die weiblichen Blüten sitzen in einer Höhe und fallen durch ihre grünen Köpfchen und die rosa Griffel auf.
Die Nussfrüchte, die als Bucheckern bekannt sind, sind dreikantig und von brauner Farbe. Der Kelchbecher der Blüte entwickelt sich zur Buchecker-Hülle, in der sich die Früchte befinden.
Die Rotbuche ist forstlich gesehen der wichtigste Baum in Deutschland. Sie war Baum des Jahres 1990. Darüber hinaus ist sie überall in Europa zu finden, mit Ausnahme der südöstlichen Gebiete und der nördlichen Teile von Skandinavien. Würde der Mensch nicht eingreifen, würden Rotbuchen-Wälder als natürliche Vegetation fast überall unsere Landschaft bedecken.
Die Bucheckern sind in Jahren mit starker Mast wichtige Nahrungsquelle für verschiedenste Wild- und Tierarten. Besonders Eichhörnchen und Eichelhäher sammeln Bucheckern und vergraben sie. Als Dunkelkeimer wachsen sie so gut an. Aber auch Mäuse und Vögel ernähren sich von den ölhaltigen Früchten.
Der Stamm der Rotbuche ist ab einem Alter von etwa 110 Jahren für den Schwarzspecht zur Anlage der Bruthöhlen notwendig. Die Höhlen werden wiederum von Rauhfußkauz, Hohltaube und Dohle bewohnt.
Hainbuche
Die Hainbuche, auch Weißbuche genannt, erreicht bei uns nur eine Höhe von etwa 20 Metern. Ihre breite und hohe Krone ist von unregelmäßiger Form. Der Stamm ist meist nicht gleichmäßig rund, sondern unregelmäßig gebuchtet. Ältere Bäume machen besonders im Stammbereich einen gedrehten Eindruck.
Beschreibung: Das Holz der Weißbuche ist hell und hart. Es wird gern zu Drechslerarbeiten genutzt. Die Rinde ist hell bis dunkelgrau und glatt. Bei älteren Bäumen netzwerkartig gemustert und von Leisten und Rissen durchsetzt. Die Blätter sind länglich eiförmig und können bis zu zehn Zentimeter lang werden. Sie sind vorne zugespitzt. Der Rand ist doppelt gesägt, was sie gut von den Blättern der Rotbuche unterscheidet. Das Herbstlaub ist anfangs gelb, später braungelb.
Die Früchte: Die vielen männlichen Kätzchen werden bis zu fünf Zentimeter lang. Aus den weiblichen Kätzchen entsteht die Frucht, die von einem dreilappigen Tragblatt umschlossen ist. Die Nussfrüchte der Hainbuche hängen in langen Fruchtständen von den Zweigen herab.
Die Hainbuche ist bei uns Charakter-Art frischer, nährstoffreicher und humöser Böden. Sie ist stark in den Hanglagen verbreitet und war 1996 Baum des Jahres in Deutschland. In Europa kommt sie von den Pyrenäen bis Skandinavien und östlich bis in die Türkei häufig vor. Besonders mit der Eiche steht sie gern zusammen und bildet den Eichen-Hainbuchenwald. Die Flugfrüchte können bei entsprechenden Winden bis zu einem Kilometer weit fliegen. Die Nüsse der Hainbuche werden gern von Kernbeißern, Meisen und Tauben gefressen.Foto: Manfred u. Ursula Braun
Hainbuche: Ihre Blätter sind doppelt gesägt. In den Winkeln der Blattnerven, die stark hervortreten, fällt die Behaarung auf. Die Winterknospe ist kurz und kegelförmig. |