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CITES: Dunkle Wolken in Sotschi

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Bis heute tagt der 69. ständige CITES-Ausschuss im russischen Sotschi, um die internationale Generalversammlung der Vertragsparteien im Jahr 2019 in Sri Lanka vorzubereiten.

„Der CIC unterstützt die Beteiligung lokaler Bevölkerungsgruppen und indigener Völker an der Entscheidungsfindung von CITES“ sagt Tamás Marghescu, Generaldirektor des CIC. (Quelle: Steinbrink-Minami/DJV/CIC)

Über die Frage, ob dörfliche Gemeinschaften Afrikas künftig in die Entscheidungsprozesse von CITES einbezogen werden, sind dunkle Gewitterwolken an Sotschis Himmel aufgezogen: Deutungshoheit und Machterhalt amerikanischer und europäischer NGOs setzen sich offenbar gegen die Lebensinteressen indigener und lokaler Bevölkerungsgruppen durch, so der CIC und DJV in einer Pressemitteilung von heute und warnen vor dieser neuen Form von Kolonialismus.

Westliche Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen würden offenbar eine Einschränkung ihrer Monopolstellung befürchten, sollten Vertreter indigener Bevölkerungsgruppen künftig ein Mitspracherecht bei CITES erhalten. Stimmen, die ausdrücken könnten, dass ein Zusammenleben mit Wildtieren konfliktträchtig sei, würden durch intensives Lobbying der Tierrechts- und Teile der Tierschutzszene auf dem aktuellen Treffen von CITES in Sotschi unterdrückt. Der Internationale Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) und der Deutsche Jagdverband (DJV) fordern eine Beteiligung lokaler Bevölkerungsgruppen und indigener Völker an Entscheidungsprozessen von CITES, wie es beim Übereinkommen für die biologische Vielfalt (CBD) der Fall ist.

„Stellen Sie sich vor, eine afrikanische Naturschutzorganisation nähme Einfluss auf die künftige Nutzung deutscher Wälder ohne Beteiligung des kommunalen oder privaten Waldbesitzers. Das spiegelt die Absurdität des Verfahrens in Sotschi wieder“, so Dr. Dirk-Henner Wellershoff, CITES-Beauftragter im DJV-Präsidium.

Durch Tiere wie Löwe oder Elefant komme es in der Nähe menschlicher Siedlungen zu teils lebensbedrohlichen Situationen, zu Ernteschäden oder Verlusten von Nutztieren. Menschen, die mit Löwe oder Elefant leben müssten, würden sich nur dann für deren Schutz einsetzen, wenn ihnen daraus ein Wert entstehe. Ein Beispiel, wie örtliche Bevölkerungsgruppen von dieser Wertschöpfung profitieren könnten, seien Einnahmen aus nachhaltiger Jagd. Würden diese entfallen, werde das Wildtier zum Konkurrenten des Menschen und als solcher verfolgt und vertrieben. Selbst Regierungen, die bei CITES die Entscheidungsträger stellen würden, würden unter dem Einfluss der Lobbyarbeit von Organisationen wie der Born Free Foundation diese Erkenntnis verschweigen. Die Einbeziehung lokaler und indigener Bevölkerungsgruppen – die wesentlicher Bestandteil im Übereinkommen für die biologische Vielfalt (CBD) sei – werde massiv torpediert.

Der ehemalige Generalsekretär des CITES-Kongresses, Willem Wijnstekers, bringe es auf den Punkt in Sotschi: „Es ist eine Schande, wie das Thema Beteiligung von Communities bei der Entscheidungsfindung von CITES bisher behandelt wird. Die Arbeitsgruppe, die damit betraut ist, Details auszuarbeiten, muss weiterhin nach annehmbaren Lösungen suchen.“

„Der CIC unterstützt die Beteiligung lokaler Bevölkerungsgruppen und indigener Völker an der Entscheidungsfindung von CITES, da diese Menschen tagtäglich mit den Konsequenzen der CITES-Beschlüsse leben müssen“, sagt Tamás Marghescu, Generaldirektor des Internationalen Rates zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC).

Wenn überhaupt, sei erst im Mai 2019 mit Resultaten zu rechnen, die frühestens 2022 weiter diskutiert würden.

PM/fh

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