Das Jagdjahr 2011/12 ist im DJZ-Testrevier Würges beinahe abgeschlossen. Zeit, die jährliche Bilanz zu ziehen: Einzeljagd mau, Drückjagd das Topereignis. Von Erich Kaiser
Das verflixte 7. Jahr machte seinem Namen alle Ehre. Die Bockjagd begann sehr mau. Der erste mehrjährige Rehbock fiel spät, nämlich am 16. Mai. Beim 2. schrieben wir Mitte Juni. Auch die Rehbrunft verlief entgegen der 3 vorangegangenen Jahre zäh. Die Böcke sprangen so gut wie gar nicht aufs Blatt.
Rotwild
Bis zum Sommer schien auch das Rotwild eher unsichtbar. Nur vereinzelt kamen Feisthirsche in Anblick. Kahlwild wurde bloß sporadisch ausgemacht. Erst zur Brunft kam langsam Bewegung auf. Allerdings fehlte es an reifen Hirschen. Tabelle 1 und 4 auf der nächsten Seite machen die Strecke bei der Einzeljagd im Vergleich zur Bewegungsjagd beim Rotwild ersichtlich.
Um Waldwildschäden zu vermindern, beschränken wir die Einzeljagd auf das notwendige Minimum. Lediglich ein alleine ziehendes Schmaltier im Sommer sowie ein einzelner Schmalspießer im Herbst wurden störungsarm erlegt.
Ein schwerkrankes Alttier (alte Verletzung, vermutlich Verkehrsunfall) kam im April 2011 in der Feldmark zur Strecke. Je 1 Hirsch und 1 Schmaltier fielen dem Straßenverkehr zum Opfer. Ein zirka 4-wöchiges Kalb verfing sich in einem Kulturzaun, als es dem Tier in den nahegelegenen Einstand folgen wollte.
Seit Heiligabend ruht die Jagd nahezu gänzlich. Die neue hessische Jagdzeitenverordnung sieht vor, dass Rotwild im Monat Januar im Wald geschont wird und nur noch im Feld bejagt werden darf. Das ist vernünftig, verhindert es doch viele Schäden im Forst. Da der Abschuss des Jagdjahres 2011/12 im Bundesland Hessen in Rotwildrevieren meist nur zur Hälfte erfüllt worden war, wurde die Schonzeit innerhalb des Waldes gleich wieder aufgehoben. Das wird bei der Abschusserfüllung nicht viel helfen, Schäl- und Verbissschäden aber werden stark zunehmen.
Im Testrevier erlegen wir generell vor der Brunft lediglich einzeln ziehende Schmaltiere oder -spießer im Randbereich. Während des Frühjahrs in ein Rudel auf einer Äsungsfläche zu schießen oder im August und September gefleckte Kälbchen zu erlegen, macht wenig Sinn. Die so verursachte Unruhe steht in keinem Verhältnis zum Erfolg. Auch die Forderung, den nicht erfüllten Abschuss auf den nächstjährigen Plan draufzupacken, ist unrealistisches Zahlenspiel. Es trägt nicht zur Konfliktlösung bei.
Im Testrevier hatten wir bislang das Glück, bei unseren Bewegungsjagden die permanent steigenden Abschussvorgaben zu erfüllen oder gar überzuerfüllen (siehe Tabelle 3). Um die Schäl-schäden dennoch weiter zu senken, erarbeiten wir zur Zeit einen Plan, wo mögliche Wildruhezonen eingerichtet werden können.
Streckenaufteilung sowie Streckenentwicklung im DJZ-Testrevier in Bad Camberg
Muffelwild
Die Mufflons verursachen im DJZ-Revier weder Schäl- noch Rammschäden. Auch der Verbiss ist unmerklich und zu vernachlässigen. Jagdlich spielt das Muffelwild im Testrevier aber keine große Rolle.
Muffelwild im DJZ-Revier: jagdlich unbedeutend. Aber sein Anblick lässt die Herzen höher schlagen (Foto: Michael Breuer)
Schwarzwild
Gerade einmal 2 Stück Schwarzwild wurden bei der Einzeljagd im Feld gestreckt. Wegen des diesjährigen Verbots der Ablenkungsfütterungen für Sauen hatten wir schlimmste Befürchtungen bezüglich der Feldschäden. Diese blieben jedoch aus. Auf 650 Hektar Acker kamen keine 1.000 Euro Wildschaden zusammen. Seit dem Tiefstand im Jagdjahr 2009/10 nimmt die Sauenstrecke wieder zu (siehe Tabelle 5).
Drückjagd
Trotz schlimmster Erwartungen, geringer Pirschzeichen und zweimaliger Beunruhigung der Einstände durch „Dritte“, waren unsere Bewegungsjagden ein voller Erfolg, ganz anders als das sonstige Jahresgeschehen. Bei bestem Wetter erfüllten wir schon während der ersten Gesellschaftsjagd rund 90 Prozent des Abschusses an Rotwild und weiblichem Rehwild. Auch das Ergebnis bei den Sauen lag mit 91 Stück deutlich über den Erwartungen. Von den 78 anwesenden Schützen erhielten 69 Weidmänner beim Streckelegen einen Erlegerbruch überreicht.
Fazit
2 Trophäen aus dem DJZ-Revier, die Spaß machen: Ein alter Spießer und ein braver Sechser (Foto: Erich Kaiser)
Würges hat sich zu einem Revier gemausert, in dem man einmal pro Jahr eine Bewegungsjagd abhalten und damit den Abschussplan erfüllen kann. Das zweite Drücken in Randbereichen fällt nicht mehr wesentlich ins Gewicht. Die Einzeljagd beschränkt sich auf wenige Stücke, meist Rehböcke, und ist äußerst aufwendig. Die kolossal steigende Unruhe im Revier (Jogger, Mountainbiker etc.), macht die Ansitzjagd bei Büchsenlicht fast unmöglich. Die wenigen Ausnahmen des Einzel-erfolges sind dafür gekrönt von gemeinsamer großer Freude im ganzen DJZ-Team.