Tansanische Dörfer und Niassa Wildreservat in Mosambik erhalten Markhor Preis des Internationalen Rates zur Erhaltung der Wildtiere und der Jagd (CIC) anlässlich der 9. UN Umweltkonferenz in Bonn.
Peter Brade
Der Internationale Rat zur Erhaltung der Wildtiere und der Jagd (CIC) vergab am Dienstag, den 27. Mai 2008 während der 9. UN Umweltkonferenz in Bonn den Markhor Preis an zwei Naturschutzeinrichtungen aus Tansania und Mosambik. Preisträger sind der Selous-Niassa-Wildkorridor und das Niassa-Wildreservat. Letzteres ist das größte Naturschutzgebiet Mosambiks und finanziert sich vor allem durch nachhaltigen Jagdtourismus. Der Selous-Niassa Wildtier-Korridor verbindet dieses Reservat mit dem tansanischen Selous Wildreservat. Der Korridor ist eine Gründung von 29 Dörfern und soll den genetischen Austausch und die Wanderung von Elefanten, Antilopen, Wildhunden und anderen Wildtieren zwischen den beiden Reservaten sichern. Hier wird die nachhaltige jagdliche Nutzung z.B. durch Jagdtourismus die wichtigste Einnahmequelle der lokalen Bevölkerung sein. Auf diese Weise wird grenzüberschreitend die Biodiversität auf einer Fläche von über 120.000 km2 geschützt und gefördert.
Der CIC wurde vor 80 Jahren gegründet und hat Mitglieder aus 84 Ländern. Er ist als gemeinnützig anerkannte, zwischenstaatliche Organisation weltweit beratend aktiv. Sein erstmals anlässlich der UN Umweltkonferenz vergebener Markhor Preis zeichnet besondere Beiträge zum Artenschutz durch nachhaltige Wildtiernutzung und Jagd aus. Der soll zukünftig alle zwei Jahre im Zuge der Folgekonferenzen ausgeschrieben werden. Er trägt den Namen der bedrohten Markhor-Schraubenziege in Pakistan, deren Bestände in den vergangenen Jahren durch Jagdtourismus um das 25-fache vermehrt werden konnten. Die Jagderträge kommen dabei vor allem der Bevölkerung vor Ort zugute und wecken deren Interesse am Schutz der Tiere.
Die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ursula Heinen, betonte bei der feierlichen Preisverleihung im Ministerium in Bonn die Bedeutung der nachhaltigen Nutzung, die die zweite Säule der Biodiversitätskonvention darstellt, für den Schutz der natürlichen Ressourcen.
Dr. Sigurd Lehman-Tolkmitt, Leiter der Deutschen Delegation des CIC, dankte Tansania und Mosambik für ihre besonderen Beiträge für den Artenschutz. Er hob hervor, dass der CIC sich sehr stark mit Naturschutzaktivitäten in Afrika verbunden fühlt und betonte die Bedeutung von jagdlichen Grundsaetzen, die sich an der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen orientieren. Wir in Deutschland haben viel aus den eigenen Fehlern gelernt, die wir in den letzten 100 Jahren gemacht haben. Darauf bezogen stellte er heraus, dass deutsche Jäger zudem vieles von den Erfahrungen aus Tansania und Mosambik lernen können.
Robert Hepworth, der Exekutiv-Sekretär der in Bonn angesiedelten Konvention über wandernde Tierarten (CMS), unterstrich als Hauptredner die Leistungen der örtlichen Bevölkerung des Selous-Niassa Wildtier-Korridors und des Niassa Wildreservats beim Schutz der Natur einschließlich wandernder Tierarten durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Sie setzen die Jagd ganz ähnlich wie das Markhor Projekt in Pakistan zu ihrem eigenen wirtschaftlichen Nutzen und zur Bekämpfung der Armut ein und schaffen damit einen starken Anreiz zum Schutz der Natur.
Ana Paula Samo Gudo Chichava, Umweltministerin in Mosambik, begrüßte den Markhor Preis als die Anerkennung der Bemühungen ihres Landes, den internationalen Verpflichtungen gerecht zu werden. Im Zuge dessen soll die Größe der Schutzgebiete auf 15,5% der Landesfläche erweitert werden.
CIC Präsident Dieter Schramm übergab den CIC Markhor Preis an Gilberto Vincente aus Mosambik und David Ngalla aus Tanzania. Er würdigte ihre Arbeit, die sie für die Verwirklichung dieser einzigartigen, grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zur Erhaltung der Wildtiere in Afrika geleistet haben. Darüber hinaus betonte Schramm, dass Frieden die Basis für erfolgreichen Naturschutz ist. In vielen Ländern Afrikas haben die nachhaltige Jagd und der Jagdtourismus in den vergangenen Jahren Wildbestände erhöht und Artenvielfalt gesichert. Jagdverbote haben das Gegenteil bewirkt. Er rief die Regierungen Afrikas auf, die Erträge aus dem Jagdtourismus den Menschen vor Ort, die Seite an Seite mit den Wildtieren leben, zugute kommen zu lassen und somit in den Schutz des Wildes zu reinvestieren. Erst dadurch wird die Jagd wirklich nachhaltig!
Der Exekutiv-Sekretär der Konvention über die Biologische Vielfalt, Ahmed Djoghlaf, bezeichnete den CIC in seiner Botschaft als eine führende Organisation bei der Bewahrung der Artenvielfalt und würdigte den neu geschaffenen Preis: Die nachhaltige Nutzung erneuerbarer biologischer Ressourcen ist mit am besten geeignet für die dauerhafte Bewahrung der Artenvielfalt. … Der CIC Markhor Preis für herausragende Leistungen beim Artenschutz durch nachhaltige Nutzung ist einzigartig, indem er Personen, Institutionen und Projekte auszeichnet, die den Artenschutz mit der Sicherung menschlicher Lebensgrundlagen verbinden und zwar durch Anwendung der Prinzipien der nachhaltigen Nutzung einschließlich der Jagd.
Für weitere Informationen besuchen Sie die CIC Website: www.cic-wildlife.org oder kontaktieren Sie Herrn Kai Wollscheid, CIC Generalsekretär: office@cic-wildlife.org
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Peter Brade