ANZEIGE

Brombeben

958


Editorial DJZ 10/2015
 

14222_13_20150714132913.jpg
Kürzlich rollte ein Erdbeben der Stärke 5,6 durch die Jägerschaft. Bei einer Jagd kam es zu einem Gebrechschuss. Wie es sich gehört, wurde ein bestätigter Nachsuchenführer gerufen, der die leider erfolglose Suche nach 10 Stunden abbrach. 2 Tage später tauchte die Sau apathisch in einem Vorgarten auf. Dort wurde sie von ihrem Leid erlöst. Ein Trauerspiel! Doch damit fand die Geschichte keinesfalls ihr Ende. Sie fing erst richtig an:
Der Vorfall wurde zum „Stadtgespräch“ der lokalen Jägerschaft. Spott und Hähme dominierten das Gerede. „Wie kann man nur?“, „Dem sollte man den Jagdschein wegnehmen!“, „Was sollen die Jagdgegner denken?“ waren die allerorts zu hörenden Floskeln. Manche Jäger waren anscheinend dankbar für ein Opfer, das man an den Pranger stellen konnte. Vielleicht, um vom eigenen Unvermögen abzulenken?
Am alten Spruch „Wer noch nie einen Fehler begangen hat, der hat noch nie gejagt!“, ist eine Menge dran. Vorsicht bei Leuten, deren „grün-weiße“ Weste makellos ist! Wenn diese Herren in vorderster Reihe austeilen, haben sie häufig selber Dreck am Stecken.
Fehler passieren – im Beruf, im Privaten, auf der Jagd! Sicher war es keine Absicht, der „armen Sau“ ins Gebrech zu feuern. Gelitten hat der Unglücksschütze allein durch sein schlechtes Gewissen sicher genug. Zweifelsohne gibt es Jäger, die an den Pranger gehören, doch sollte man mitunter zunächst einmal vor der eigenen Türe kehren.
Die Krone setzt dieser Geschichte allerdings der Nachsuchenführer auf. Er gab den Schützen bekannt, drohte ihm und dem Pächter mit einer Anzeige. Damit fördert er in höchstem Maße das Verschweigen von schlechten Schüssen sowie unnötiges Tierleid! Dass sein Telefon nun deutlich seltener klingelt, ist dem „Profi“ wohl nicht bewusst.
Zum Glück gibt es dieser Tage auch positive Beben. Auf eines freue ich mich ganz besonders: auf´s Brombeben. Mit jedem Saisonstart kann ich es kaum erwarten, Brombeer-Verhaue zusammen mit meinem Hund auf der Suche nach Sauen zu durchkämmen. Irgendwann geht es dann los, das Brombeben. Wackelnde Dornen, Blätter und Büsche zeigen die flüchtende Rotte an. Gänsehaut-Gefühl!
Gemeinsam auf Sau, Reh und Has´ zu weidwerken, macht Freude und schweißt zusammen. Und Zusammenhalt unter Jägern können wir mehr denn je gebrauchen! Reichlich Brombeben auf anstehenden Drückjagden sowie Jagdfreunde- und Bekannte, die Ihnen einen zugegebenen jagdlichen Fehler als Größe und nicht als Makel oder Frevel auslegen, wünscht Ihnen
 
Ihr
Peter Diekmann
 
 
 
 


ANZEIGE
Aboangebot