Editorial DJZ 5/2015
Piepmatz-Zoologie. Mit diesem Wort machten sich politisch motivierte Naturschutzaktivisten ab den 1970er Jahren über den konservativen Vogelschutz lustig.
Sie arbeiteten mit ökologischen Argumenten gegen Vogelfutter und Futterhäuschen. Auch beim Schalenwild ist, was staatliche Stellen, Grüne und Nabu betrifft, Füttern unerwünscht. Aktuelle Beispiele bilden Gesetzesvorhaben in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Selbst in Notzeiten wird beispielsweise künftig in NRW ein Fütterungsverbot gelten, wenn das ökologische Jagdgesetz in seiner derzeitigen Fassung in Kraft treten sollte.
Vögel wurden und werden weiterhin tüchtig gefüttert. Tierschutz ist aber nicht teilbar. Was für Kohlmeise und Buchfink gilt, muss auch für Rot- und Sikawild Gesetz sein. Anders formuliert: Der Nabu verkauft Meisenknödel für die Singvogelfütterung und zudem auch Igelfutter. Der Rothirsch jedoch, der im Winter nicht mehr ins Tal wandern kann weil wir Menschen diesen Lebensraum besiedeln , soll getrost verhungern. Das kann und darf nicht angehen!
Bereits 2010 erklärte der renommierte Ornithologe Peter Berthold das Vogelhäuschen zur moralischen Pflicht. Er sprach sich sogar für ein ganzjähriges (!) Füttern der gefiederten Gartenbewohner aus. Ich will hier nicht für eine ganzjährige Fütterung des Schalenwildes kämpfen. Aber einen wichtigen Gedanken des Ornithologen muss ich aufgreifen. Berthold sagte damals in einem Interview mit der Zeitung Die Welt wörtlich: Das heißt, wenn sie (die Vögel bei Temperaturen von -10 Grad) den Futterplatz nicht schon kennen, haben sie kaum eine Chance, ihn zu finden, wenn sie die Energiezufuhr am dringendsten benötigen.
Recht hat der Wissenschaftler! Auch Rotwild und Rehe müssen an Futterstellen gewöhnt sein, bevor zum Beispiel Wald und Feld mit verharschtem Schnee bedeckt sind. Noch einmal: Was bei Rotkehlchen und Spatz richtig ist, darf bei Sauen und Sikawild nicht falsch sein. Tierschutz darf nicht am Gartenzaun enden! Es muss in Deutschland möglich bleiben bzw. sein, Schalenwild bereits vor eventuellen Notzeiten an Futterplätze zu gewöhnen.
Weidmannsheil
Ihr
Dr. Rolf Roosen
Chefredakteur
Ihr
Dr. Rolf Roosen
Chefredakteur