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Flüchtige Sauen: Wie weit vorhalten?

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Aufgrund ihres Körperbaus sind Sauen auch flüchtig gut zu bejagen. Der Wildkörper ist in der Vertikalen bei Bewegung weitgehend stabil. Wenn man weit genug vorhält, ist ein sicherer Schuss möglich. Ein Rechenbeispiel belegt, dass 1 Meter schnell erreicht ist. Von Peter Diekmann

Foto: Frank Hans

Gute Tipps zum richtigen Vorhaltemaß auf flüchtige Sauen sind weit verbreitet. Manch einer spricht vom halben Meter, der immer reicht. Andere geben Teller oder Wurf der Sau als perfekten Haltepunkt an, um einen sicheren Schuss anzutragen.

Ganz so einfach kann man es sich nicht machen. Die Liste der Faktoren, die das richtige Vorhaltemaß bestimmt, ist lang. In der Theorie sind zunächst einmal 3 entscheidende Faktoren miteinander in Einklang zu bringen: Geschwindigkeit der Kugel, Geschwindigkeit der Sau und Entfernung zum Ziel.

Es ist unmöglich, alle relevanten Daten in einer Drückjagdsituation, in der es meist schnell gehen muss, zu erheben, geschweige denn miteinander in Verbindung zu setzen. Eine genaue Berechnung des theoretischen Vorhaltemaßes auf der Jagd ist daher Utopie.

Nichtsdestotrotz ist es hilfreich, sich diese Zahlen einmal vor Augen zu führen. In den abgebildeten Tabellen sind 3 Rechenbeispiele aufgeführt. Um die Laborierungspalette möglichst realistisch darzustellen, sind 3 verschiedene Geschossgeschwindigkeiten (v0) aufgeführt: 700, 800 und 900 m/s. Als 2. Parameter sind die Entfernungen zum Ziel in 10-Meter-Schritten von 10 bis 50 Meter (realistische Drückjagdentfernungen) aufgeführt. Oberhalb von 50 Metern wird zumindest der Schuss auf hochflüchtige Sauen zum Lotteriespiel.

Die größte Unbekannte ist der 3. Faktor: die Geschwindigkeit der Sau. In der Briedermann-Sauenmonografie wird zwischen den Gangarten ziehend, im Troll und flüchtig unterschieden. Für letztere ist keine Geschwindigkeitsangabe vorhanden, ziehend wird mit 3 bis 6 km/h, im Troll mit 6 bis 10 km/h angegeben. Für die Rechenbeispiele sind ungefähre Mittelwerte zu Grunde gelegt worden. Ziehend mit 5, im Troll mit 8 km/h.

Auch bei einer flüchtigen Sau ist die Bandbreite der Geschwindigkeiten groß. Allgemeine Meinung ist, dass Sauen bis 50 km/h erreichen können. In den Rechenbeispielen wird daher zwischen flüchtigen und hochflüchtigen Schwarzkitteln unterschieden (siehe Legende S. 28). Ein flüchtiger Schwarzkittel legt dabei 30 km/h zurück, ein hochflüchtiger 50 km/h. Zugrundegelegt wurde jeweils eine breit vorbeiflüchtende Sau, keine Winkelschüsse.

Die Werte in den Tabellen sprechen Bände

Bei der langsamen 8 x 57 IRS, TM-Rundkopf muss man auf 50 Meter bei einer 50 km/h schnellen Sau z.B. bereits etwa 1 Meter vorhalten. 2 Faktoren sind in die Rechenbeispiele dabei noch gar nicht eingeflossen. Zum einen ist das die Reaktionszeit des Schützen. Gemeint ist damit der Weg von der Schussentscheidung im Kopf bis zum Krümmen des Fingers. Das können auf 50 Meter und bei hochflüchtigem Wild bereits mehr als 10 Zentimeter ausmachen.

Zum anderen muss die Zeit bedacht werden, die eine Kugel vom Auftreffen auf das Zündhütchen bis zum Verlassen des Laufes benötigt. Ingo Rottenberger (Geschäftsführer der DEVA) spricht dabei von einem Durchschnittswert von 1,5 Millisekunden. Der Schuss auf flüchtiges Wild ist kein Präzisionsschuss. Ziel ist es, den Kammerbereich zu treffen.

Die Fläche des tödlichen Trefferbereiches ist selbst bei 10-Kilo-Frischlingen bereits recht groß. In der Horizontalen sind es sicher 20 Zentimeter. Dieser Bereich erhöht sich mit der Stärke der Sauen. Wenn er bei einem Überläufer bereits 40 Zentimeter beträgt, ist der Spielraum groß!

Es ist hilfreich, sich über die vorgestellten Zahlenbeispiele bewusst zu sein. Je nach Schwingverhalten (von hinten überholen, Mitschwingen und Vorziehen oder Hineinlaufen-Lassen) kann es aber individuelle Unterschiede geben. Schießkinos bieten in jedem Fall eine optimale Übungsplattform!

Vorm Einwechsel werden Sauen oft langsamer. Das Vorhaltemaß muss angepasst werden (Foto: Heino Petersen)
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