Die bayerische Staatsregierung sieht ganz selbstbewusst den Freistaat auf vielen Gebieten an der Spitze in Europa.
Die Deutsche Wildtierstiftung (DWSt) und der Internationaler Jagdrat CIC attestieren ihm aber, dass er zumindest beim Gamsmanagement in Europa das Schlusslicht bildet. Allerdings sieht es in Teilen Österreichs, nämlich dort wo der Bundesforst das Sagen hat, nicht viel besser aus.
In einem im Mai veröffentlichten gemeinsamen Bericht von DWSt und CIC heißt es zur Gams: “In Deutschland (Bayern) und in einigen Regionen Österreichs führen forstliche Projekte zu einer systematischen Verdrängung und Übernutzung der Bestände sowie zu unnatürlichen und langfristig labilen Populationsstrukturen. … Darüber hinaus wird vor allem in Bayern und regional in Österreich versucht, die Gamsvorkommen, die sich in Waldbereichen aufhalten, zu eliminieren. Sowohl Deutschland als auch Österreich kommen damit den Verpflichtungen, die sich aus der FFH-Richtlinie ergeben, nicht nach.“
Vor allem beim von der EU vorgegebenem, verbindlichen Monitoring sieht es düster aus. Der Zustand der Gams sei „günstig“ behauptet der Freistaat, doch worauf diese Einschätzung basiert, sei weder ersichtlich noch plausibel, so der Bericht. Denn ein sauberes Monitoring fehlt. In ihrem Jahresbericht 2019 legt die Stiftung jetzt noch einmal nach und lässt die Wildbiologin Christine Miller, die Autorin der Studie, zu Wort kommen. Dr. Miller zu Bayern: „Die erlegten Gämsen werden immer jünger – weil die alten offensichtlich nicht mehr da sind. … Es gibt viele Waldgebiete, in denen die Gämse überhaupt keine Schonzeit mehr hat. Das Ergebnis: Die Bestände sinken und sind mit Blick auf Alter und Geschlecht nicht mehr artgerecht aufgebaut.“ Und zum Monitoring heißt es: „Leider mussten wir erkennen, dass es in Bayern europaweit das schlechteste Gamswild-Monitoring herrscht – nämlich quasi gar keins.“
Nun wäre es an der Bayerischen Staatsregierung, mit Fakten gegenzuhalten – wenn es diese gäbe. Dass dies nicht beabsichtigt ist, musste gerade die Caprinae-Spezialistengruppe der Internationalen Naturschutzunion IUCN erleben. Die Fachleute arbeiteten an der Einordnung der Alpengams in die Rote Liste. Ganz zufällig verdient die Ko-Autorin der Studie bei der bayerischen Landesanstalt für Forst und Waldwirtschaft ihr Brot. Zwar wäre sie bei IUCN der Unparteilichkeit verpflichtet, Kritik an der bayerischen Forstpartie wollte sie dennoch nicht zulassen nach dem Motto: Der Gams geht es gut in Bayern!
rdb