Bausch und Lomb bietet mit den „Rainguard”-Zielfernrohren beschlagfreie Zieloptik an, die auch bei starkem Regen, Nebel oder Temperaturwechsel ungetrübten Blick gewähren soll.
Von Roland Zeitler
Die spezielle Rainguard-Beschichtung der Linsen erlaubt den Durchblick auch bei Kälte und Nässe. |
Beschlagfreie Optik ist auf dem Jagdsektor neu, beim Militär jedoch schon wieder ein alter Hut. Wer kennt es nicht: Verläßt man im Winter das warme Auto, beschlägt das Zielfernrohr, und an einen Schuß ist erst gar nicht zu denken.
Technisch gesehen kommt man einer Lösung dieses Problems auf physikalischem Wege nahe. Obwohl es verschiedene Methoden gibt – die Firma hält ihre Verfahren geheim – handelt es sich im Regelfall um eine Wärmeisolierung der Optik. Ein Kunststoffüberzug über den Außenflächen der Optik fungiert als Wärmespeicher. Er wird schneller durch die Umgebungstemperatur warm als optisches Glas. Das ist natürlich von Gerät zu Gerät unterschiedlich, weil die physikalischen Vorgänge auch von der Masse der Linse abhängig sind.
Die Rainguard-Beschichtung bewirkt vor allem eine „Zerkleinerung“ der Wassertropfen und aufgrund der extrem glatten Oberfläche ein schnelleres Ablaufen des Wassers. Die Durchsicht ist deshalb besser als bei anderen Zielfernrohren. Es gibt aber nicht nur Vorteile. Ein Nachteil ist einfach die etwas schlechtere Bildqualität. Es können bis zu sechs Prozent Reflexe auftreten. So muß man vor allem beim Nacht- und Dämmerungssehen gewisse Abstriche machen. Zudem leidet der Kontrast etwas. Wohl ein Grund dafür, daß sich mitteleuropäische Jagdoptik-Produzenten dieser Technik bisher nicht bedient haben.
Von den Bausch und Lomb Rainguard-Zielfernrohren gibt es verschiedene Ausführungen, vom 1,5-6×36 über das 2,5-10×40 bis hin zum 4-16×50 und dem 36×40. Für den Test stand das Modell 6-24×40 Rainguard zur Verfügung. Dem in Japan hergestellten Zielfernrohr konnte das 50 Zentimeter tiefe Wasserbad nichts anhaben. Trotz einer Länge von 42,9 Zentimetern wiegt es nur 572 Gramm.
Mit dem breiten, geriffelten Gummiring läßt sich die Vergrößerung bequem wechseln. Für den gesamten Vergrößerungsbereich ist nur eine halbe Umdrehung nötig. Der Gang ist geschmeidig, die Markierungen sind gut sichtbar. Weniger überzeugend ist der Dioptrienausgleich mittels Feingewinde und Konterring. Man muß das gesamte Okular drehen und nach Einstellung der Schärfe wieder kontern.
Korrekt funktionierte die Klickverstellung ohne Werkzeug am griffigen Rad. Ein Klick verstellt das Absehen um etwa 30 Millimeter auf 100 Meter. Das Zielfernrohr ist mit einem Parallaxenausgleich (10m-unendlich) am Objektiv ausgestattet. Durch Drehen am geriffelten Objektivkonus wird die Parallaxenfreiheit einfach auf die gewünschte Entfernung eingestellt.
Der Leichtmetallkorpus ist samtmatt sandgestrahlt und kratzfest harteloxiert. Im Jagdbetrieb zeigte sich das Zielfernrohr mit seinem Plex-Absehen in der zweiten Bildebene (vergrößert sich bei Vergrößerungswechsel nicht mit) robust und widerstandsfähig. Dabei überzeugte auch die kratzfeste Rohroberfläche.
Die Optik des in Japan gefertigten Glases bot ein relativ kontrastreiches, helles Bild bei hoher Randschärfe. Die Schärfe war im unteren Vergrößerungsbereich sehr hoch. Bei hoher und vor allem höchster Vergrößerung bereitete es allerdings Probleme, das Bild scharf zu bekommen. Dann bot sich ein eher flaues, mattes Bild mit etwas weniger Kontrast.
Die Rainguard-Optik wurde bei Regen im Revier und unter Laborbedingungen getestet. Bereits beim Reinigen mit einem Objektivtuch entstanden feine Spuren von Kratzern auf Objektiv und Okular. Deshalb wurde an drei Zielfernrohren ein normkonformer Radiertest durchgeführt: Hierbei werden mit einem weichen Radiergummi durchschnittliche Reinigungsvorgänge simuliert. Zwei Zielfernrohre bestanden den Test nicht, eines war ein Grenzfall. Bei letzterem wurden auf dem Objektiv nur Farbveränderungen festgestellt. Bei den beiden anderen traten neben Farbveränderungen auch Kratzer und Belagablösungen auf, teils soweit, daß die pure Linsenoberfläche darunter zum Vorschein kam.
Beeindruckend, wenn man das Bausch und Lomb zusammen mit anderen Zielfernrohren in den Kühlschrank packt und nach einiger Zeit wieder heraus ins Warme befördert. Die Optik bleibt beim Rainguard fast beschlagfrei, während sie bei den Konkurrenten schnell anläuft und die Durchsicht verhindert oder zumindest stark beeinträchtigt.
Bei 40 °C Temperaturunterschied (von -20 °C auf + 20 °C) beschlug dann auch das Bausch und Lomb. Trotz deutlichem Beschlag konnte man das Ziel bei gutem Tageslicht aber noch erkennen – ein Schuß wäre möglich gewesen. Regentropfen verschwanden recht schnell von Okular und Objektiv, sie flossen an der glatten Oberfläche ab oder zerteilten sich. Eine völlig freie oder ungetrübte Durchsicht gab es aber auch beim Rainguard nicht. Bei den herkömmlichen Gläsern waren bei starkem Regen jedoch so viele Tropfen auf den Linsen, daß sich ein vernünftiges Zielbild oft nicht mehr ergab.
Die Technik bietet bei Nässe Vorteile. Wunder kann sie allerdings keine vollbringen. Je nach Intensität des Regens wird mehr oder weniger Sicht geboten. Unterschiede zu herkömmlichen Zielfernrohren sind zwar vorhanden und erkennbar, aber auch nicht riesig.
Das Bausch und Lomb 6-24×40 kann vor allem zur Tagesjagd verwendet werden – gerade für weite Schüsse bei der Reh- und Gebirgsjagd. Mit dem Verkaufspreis von 1085 Mark stimmt das Preis-/ Leistungsverhältnis. Wenig überzeugen konnte allerdings die Haltbarkeit der Rainguard-Beschichtung. Sie ist sehr empfindlich und schon bei normalem Gebrauch (Reinigen, Abwischen bei der Jagd) dürfte sie nicht allzu lange Bestand haben. Da muß die Firma noch einiges tun.
Foto: Roland Zeitler