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Jagdagenda 21: Frischer Wind oder heiße Luft?

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Dr. Joachim Reddemann, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Jagdverbandes (BJV), im DJZ-Interview

 

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Dr. Joachim Reddemann (Foto: privat)
DJZ: Wie reagiert der BJV auf die Gründung der Jagdagenda 21?
 
Dr. Joachim Reddemann (BJV): Der BJV verfolgt aufmerksam die Entwicklung rund um die neu gegründete Jagdagenda 21, die sich aus einer Handvoll unzufriedener BJV-Mitglieder zusammensetzt, groteskerweise mit dem erklärten Ziel, die Landesverbände zu unterstützen. Aktuell wird im BJV intern geprüft, ob ein doppeltes Engagement beteiligter BJV-Vorsitzender satzungsgemäß überhaupt vertretbar ist. Letztlich sieht der BJV die Gefahr, dass durch eine Zersplitterung der Interessensvertretung das hohe Ziel, sich für Wild und Jagd einzusetzen, konterkariert wird. Sinn und Ziel dieser realitätsfremden Aktion sind für uns nicht zu erkennen. Die Kritik an der Arbeit des Bayerischen Jagdverbands entbehrt der sachlichen Grundlage. Es fehlen außerdem konstruktive Anregungen in der Sache und umsetzbare Ziele. Ein solches Vorgehen trägt in unverantwortlicher Weise zur Spaltung der Jägerschaft bei, betreibt also gewollt oder ungewollt genau das Geschäft der Jagdgegner. Anstatt Jäger gegen Jäger aufzubringen, stehen der BJV, sein Präsidium und sein Präsident für einen anderen Verhandlungsstil: hart in der Sache, aber stets gesprächsbereit. Anstatt Feindschaften zu pflegen, sollte in den strittigen Punkten miteinander gesprochen werden. Der Verband und sein Präsidium sind offen für Kritik und stets gesprächsbereit, allerdings sollte die Kritik sachlich fundiert sein.
 
 

DJZ: Dem BJV wird Tatenlosigkeit vorgeworfen. Ihre Reaktion?
 
Dr. Reddemann: Da wird behauptet, der BJV schaue weg bei „planmäßigen Wildvernichtungsaktionen von Förstern in den Staats- und Privatwäldern“. Tatsache ist, dass gegen derartige Verfehlungen nur vorgegangen werden kann, wenn stichhaltige Beweise vorliegen und Zeugen benannt werden können. Ist das nicht der Fall, handelt es sich um Gerüchte, die bei einer Auseinandersetzung keinen Wert haben. Außerdem werden dem Grundsatz nach die staatlichen Abschusspläne in Staats- und Privatwäldern von der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt zusammen mit Jagdbeirat, Jagdberater, Revierpächter, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und der Kreisgruppe vor Ort erstellt. Der BJV als Landesverband ist daran nicht beteiligt. Von einem „Stillhalten oder Wegschauen“ kann also nicht die Rede sein. Bedingt Einfluss nehmen kann der BJV nur auf „politischer“ Ebene, und das auch nur, wenn er in dem jeweiligen Gremium vertreten ist und als starke und in sich geschlossene Vertretung der Jäger sprechen kann.
 
 

DJZ: Wie geht der BJV mit den „Abhängigkeits-Vorwürfen“ um?
 
Dr. Reddemann: Der BJV sei angeblich finanziell abhängig vom Landwirtschaftsministerium. Tatsache ist, dass – anders als viele andere Verbände – der BJV seitens des Freistaates Bayern in keiner Weise aus Steuermitteln subventioniert wird. Das sollte jeder Kreisgruppenvorsitzende wissen, weil ihm alle Haushaltspläne stets zugänglich gemacht werden. Soweit Jagdabgabemittel an den Verband fließen, gehen sie zu 100 Prozent an unsere Kreisgruppen und Vereine und die unterschiedlichen Organisationen des Verbandes wie zum Beispiel das Hunde-, Schieß- oder Bläserwesen weiter. Ferner: Der BJV ist an einer konstruktiven Arbeit mit dem Landwirtschaftsministerium interessiert, scheut aber vor Auseinandersetzungen nicht zurück, wie die Diskussion um die Weiterentwicklung des Forstlichen Gutachtens beweist. Und: Die Mitgliedschaft des Präsidenten im Beirat der Bayerischen Staatsforsten verhindert keineswegs eine unabhängige Vertretung der jagdlichen Interessen. Ganz im Gegenteil: Wer draußen ist, kann drinnen nicht mitreden! Tatsache ist, dass im Entrichtungsgesetz des Unternehmens Bayerische Staatsforsten ein Beirat eingerichtet wurde. Darin hat neben allen im Landtag vertretenen Parteien und Vertretern des Bauernverbandes, des Alpenvereins und der Naturschutz-Verbände auch der Bayerische Jagdverband Sitz und Stimme. Darin eine Anbiederung des Verbands oder des Präsidenten an die Bayerischen Staatsforsten zu sehen, ist eine Unterstellung.
 
 
DJZ: Also, kein Problem für den BJV?
 
Dr. Reddemann: Der BJV tritt offensiv für die Jagd ein, weist aber darauf hin, dass Krawallpolitik nicht weiterbringt, sondern langfristig nur schadet. Kreisgruppen und Vereine von Miltenberg bis Kempten identifizieren sich mit dem BJV und stellen sich vor den Präsidenten und das Präsidium. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Resolution des Regierungsbezirks Oberbayern, dessen Mitglieder sich einstimmig hinter die Arbeit des Bayerischen Jagdverbandes stellen.
 

 

 
 


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