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Was leistet das neue Swarovski Fernglas SLC 15×56 WB? Und ist es mit seiner Magnum-Optik überhaupt für die Jagd tauglich?

Von Roland Zeitler

Swarovski SLC 16 x 56 WB
Das Swarovski SLC 16 x 56 WB wird mit Zubehör geliefert: Trageriemen, Okularkappe, Objektivkappen und Stativ-Schnellanschluß

Das neue Swarovski SLC 15 x 56 WB fällt zwar keinesfalls klein und leicht aus, ist aber durchaus noch tragbar und nicht viel größer als das Allroundglas 8×56. Das 15 x 56 ist 21,5 Zentimeter hoch, 12,8 Zentimeter breit und maximal 7,1 Zentimeter tief. Das Gewicht: satte 1340 Gramm.

Das merkt der Jäger spätestens, wenn er es sich um den Hals gehängt hat. Dank des breiten, elastischen Tragegurtes verteilt sich das Gewicht aber recht gut. Nur: Beim Cordura-Nackengurt wurde zuviel des Guten geleistet. Er ist gummiunterlegt; das bietet zwar Rutschsicherheit, ist aber an einem Fernglasgurt unnötig, ja manchmal sogar hinderlich. Bei einer Drehbewegung auf dem Ansitz muss der Trageriemen leicht nachgeben und sich bequem ziehen lassen. Gerade das aber verhindert die Gummiunterfütterung zuverlässig.

Zum Zubehör des Swarovski-Fernglases gehören ein geräuscharmer Okular-, zwei Objektivdeckel und ein Stativ-Schnellanschluß. Der Okulardeckel sitzt fest auf den beiden Okularen und passt sich dank eines „Gelenks“ bestens der Weite an. Die Objektivdeckel lassen sich mit einem Gummiring am Objektivtubus befestigen. Sie ermöglichen ein schnelles Öffnen und Schliessen. Wer keine Deckel mag, kann sie einfach weglassen.

Nicht kleinzukriegen

Das feste Gehäuse besteht aus faserverstärktem Kunststoff, die verwindungssteife Brücke aus Aluminium-Druckguss. Das Gehäuse ist mit einer geräuscharmen, leicht angerauhten Gummiarmierung überzogen. Sie umschließt auch den Objektivkonus, so dass beim Aufstellen keine lauten Geräusche entstehen. Daumenmulden auf der Rückseite erhöhen den Bedienungskomfort.

Die griffige, gummiarmierte und mit Längsrillen versehene Fokussierwalze lässt sich geschmeidig und schnell drehen. Erstaunlich, wie fix ein Nachfokussieren möglich ist. Auf der Fokussierwalze sitzt der Dioptrienausgleich. Er funktioniert in Rastschritten. Um unbeabsichtigtes Verstellen zu verhindern, wurde er federbelastet. Man muss die „Kappe“ zur Verstellung etwas eindrücken, ehe man die Dioptrien justieren kann. Das funktioniert mit dem Zeigefinger bequem „im Anschlag“.

Bei Dioptrienausgleich und Schärfejustierung handelt es sich um eine echte Innenfokussierung. Sie ist Garant für dauerhafte Dichtheit, bedingt allerdings einen höheren mechanischen und optischen Aufwand, und der schlägt sich in höherem Gewicht nieder. Brillenträger werden die oben gummiarmierten Drehaugenmuscheln schätzen. Sie verhindern bei Nichtbrillenträgern ein unbeabsichtigtes Eindrücken. Dank echter Brillenträgerokulare steht immer das gesamte Sehfeld zur Verfügung. Zur bequemen Reinigung können die Drehaugenmuscheln ganz vom Gehäuse abgeschraubt werden. Ein dann aufsetzbarer „Double Booster“ (s. DJZ 3/2000 S. 120) verdoppelt die Vergrößerung und macht aus dem Fernglas ein monokulares Teleskop mit 30facher Vergrößerung!

Bestechende Optik

Die Optik wurde nach konventionellem Maßstab konstruiert, allerdings mit neuer Berechnung nach modernsten Erkenntnissen. Es handelt sich um ein Dachkantprismen-System mit P-Belag und Breitbandspiegel. Weitere optische Bestandteile sind die dreilinsigen Objektive mit Innenfokussierung.

Eine dauerhafte Achsparallelität wird auch durch die Doppelexzenterjustierung erreicht. Die Optik zeichnete sich durch eine exzellente Schärfe sowie sehr hohen Kontrast aus. Außerdem erwies sie sich als sehr farbtreu. Das helle Bild spricht für gute Lichttransmission: alles in allem eine brillante Optik.

Alle Glas/Luft-Flächen sind im Fernglasinnern mit der Mehrschichtvergütung Swarotop vergütet. An den Außenflächen von Okularen und Objektiven wird die Vergütung Swarodur aufgetragen. Sie ist wesentlich unempfindlicher und kratzfester als die Swarotop-Vergütung. Die harte Außenvergütung macht die Gläser unempfindlich gegenüber schweißigen Händen oder einem Abwischen mit dem Jackenärmel.

Das Glas ist gegen Innenbeschlag stickstoffgefüllt und erwies sich im mehrstündigen Wasserbad als dicht. Aber noch ein klares Wort zur Optik: Die 15fache Vergrößerung bedingt bei diesem Modell eine Austrittspupille von nur 3,7 Millimetern. Also ist es kein Fernglas für die fortgeschrittene Dämmerung. Man merkt sofort, dass das Bild dunkler wird, weil die vergrößerte Augenpupille einfach weniger Licht aus der kleinen Austrittspupille des Fernglases aufnehmen kann als das bloße Auge oder ein Glas mit größerer Pupillenöffnung.

Erfahrungen im Revier

Das Fernglas ließ sich trotz des nicht gerade geringen Gewichts durchaus gut führen, ohne dass es zur Last wurde. Das galt sowohl für Pirsch als auch Ansitz. Vor allem die Außenmaße sind dafür nicht zu groß. Ich habe das Glas überwiegend beim Ansitz benutzt. Es liegt äußerst ausgewogen und ruhig in der Hand. Die ausgezeichnete Balance lässt sogar Freihandbeobachtungen zum kurzen Ansprechen zu.

Wer feine Einzelheiten erkennen und die Schärfe des Glases voll ausnutzen will, muß die Arme beim Beobachten abstützen oder das Fernglas auf ein Stativ montieren. Erst dann kann die volle Leistung ausgeschöpft werden. Dafür ist die mitgelieferte Stativhalterung mit Schnellverschluss gedacht: So kann das Glas blitzschnell an ein am Hochsitz befestigtes Stativ gesteckt werden.

Ich habe das Fernglas vor allem bei der Rehwildjagd geschätzt, weil die Böcke sich auch auf große Entfernung bestens ansprechen ließen. So mancher Knopfer konnte erst dank der hohen Vergrößerung als Bock erkannt werden. Vielfach half die Vergrößerung, Wild anzusprechen, ohne es näher anpirschen und eventuell beunruhigen zu müssen. In fortgeschrittener Dämmerung war das Glas allerdings nicht mehr zu gebrauchen.

Somit ist es kein „Allrounder“, sondern ein noch tragbares Spezialglas für weite Schussentfernungen, wie sie etwa bei der Jagd auf Feldrehe vorkommen.Foto: Roland Zeitler


 


 

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