Nachdem Mauser mit der Neuauflage des rund 7.000 Euro teuren 98ers im oberen Preissegment unterwegs ist, wildern die Allgäuer mit der M 18 für 895 Euro nun ganz unten. Der „Volksrepetierer“ ist da! Von Peter Diekmann
Messe Salzburg, Ende Februar. Zum 1. Mal habe ich die M 18 im Anschlag. Zugegeben: Als ich erstmals von ihr hörte, dachte ich: „Eine mehr im hart umkämpften Preissegment!“ Nun aber bin ich durchaus angetan. Wenige Tage später ist die .308 Win.-Testwaffe in meinem Besitz.
1. Eindruck bleibt
In zwischenmenschlichen Beziehungen entscheiden oft die ersten 3 Sekunden. Bei meiner Beziehung zur M 18 ist es ähnlich. Der 1. gute Eindruck bestätigt sich. Die „schlichte Schwarze“ gefällt! Doch das ist sehr subjektiv. Diejenigen, für die Kunststoffschäfte das Letzte sind, werden mit der Allgäuerin nicht warm werden. Denn sie ist ausschließlich im schwarzen Kunststoff-Gewand erhältlich.
Für Puristen
Überhaupt ist die Waffe nicht der größte Baukasten, der im Bereich der Jagdrepetierer zu finden ist. Im Gegenteil: Die Auswahlmöglichkeiten sind gering. Und das wundert kaum. Denn nur so ist ein Kampfpreis von 895 Euro für Mauser kalkulierbar.
Mit etwas Feingefühl lässt sich die seitlich angebrachte 3-Stellungs-Sicherung lautlos betätigen (Fotos: Peter Diekmann)
Gegen Aufpreis gibt es weder Wechsellaufmöglichkeit, noch eine Visierung, noch die Option eines kannelierten Semi Weight- Laufes. Auch eine Handspannung, wie etwa bei der großen, aber auch teureren Schwester M 12, ist nicht zu haben.
Die Ausstattung der M 18 ist so schlicht und schnörkellos wie ihr Aussehen. Neben dem Polymerschaft ist auch die Laufkontur mit 17 Millimeter Durchmesser gesetzt. Ebenso die Lauflänge von 56 Zentimeter bei Standard- sowie 62 Zentimeter bei Magnumkalibern.
An Liebhaber deutscher Kaliber haben die Mauser-Ingenieure nicht gedacht. Sie bieten ausschließlich US-Kaliber an: .243 Win., 6,5 Creedmoor, .270 Win., .308 Win. sowie .30-06 stehen bei den Standardkalibern zur Auswahl. Wer Magnum will, hat die Wahl zwischen 7 mm Rem. Mag. sowie .300 Win. Mag. Als Extras sind lediglich ein Mündungsgewinde (149 Euro) sowie Riemenbügel in normaler (25 Euro) sowie abnehmbarer (39 Euro) Ausfertigung gelistet.
Als kleines Bonbon bietet die M 18 bei herausgenommener Schaftkappe einen hohlen Hinterschaft, in dem sich ein Messer oder Putzzeug unterbringen lässt. Ein von Mauser vermutlich unbeabsichtigtes Bonbon steckt im bzw. auf dem schwarz brünierten Lauf. Es sind sehr feine Rillen sicht- und spürbar. Bei Reibung mit der Hand und etwas Feingefühl ersetzt das Geräusch ein Mauspfeifchen. Wieder ein paar Mark gespart. Hoffentlich Teil der Serienfertigung!
Klasse Idee: Die M 18 bietet Stauraum im Hinterschaft
Das Kunststoffmagazin fasst 5 Standard- sowie 4 Magnumpatronen. Plus jeweils eine Kugel im Lauf, steht ausreichend Feuerkraft zur Verfügung. Das Magazin lässt sich mit einem versenkten Druckknopf, der vor dem Magazin liegt, lösen und entnehmen. Es schließt recht passgenau ab und klappert nicht.
Der Schaft besitzt einen geraden Schaftrücken sowie rutschfeste Soft-Inlays an Pistolengriff sowie Vorderschaft. Diese greifen sich sehr gut und sorgen auch bei feuchten Händen für guten Halt.
Passt!
Die M 18 bietet einen prima Anschlag. Das Gewicht von knapp 3 Kilogramm ist ausgewogen, und durch den geraden Schaftrücken liegt die Waffe hervorragend in der Schulter. Auch der einstellbare Direktabzug (950 bis 1.400 Gramm) passt! Er löste trocken bei 980 Gramm aus.
Die Sicherung sagt viel über den Preis einer Büchse aus. So verwundert es bei der M 18 nicht, dass die seitlich angebrachte und mit etwas Feingefühl auch weitgehend lautlose 3-Stellungs-Sicherung „nur“ auf den Abzugsstollen wirkt. Irgendwo muss sich der jüngste Familien-Spross leider von der einige „Hunnis“ teureren Mauser M 12 unterscheiden.
Der Lösemechanismus für das im Standardkaliber 5 Patronen fassende Magazin sitzt davor
Doch allen Marketingsprüchen zum Trotz: Weder eine Schlagbolzensicherung noch eine Handspannung sind heute unumgänglich. Sicherheit stellt vor allem der Schütze her! Und eine nicht entspannte Handspannung ist alles andere als ungefährlich. Zumal sie wohl häufiger vorkommt, als manchem lieb sein kann.
Aus meiner Sicht ist die Schussleistung deutlich entscheidender. Und dass die gut ist, davon haben wir uns mit 2 Laborierungen überzeugt. Auf das erheblich präzisere Kaltschussverhalten haben wir beim Kurztest direkt verzichtet. Die M 18 musste mit der RWS Evo Green (8,8 Gramm) sowie der Barnes TTSX (10,9 Gramm) zeigen, was sie bei 5 rasch hintereinander abgefeuerten Schüssen auf 100 Meter drauf hat. Die Streukreise konnten sich mit 32 Millimeter (RWS) sowie 41 Millimeter (Barnes) durchaus sehen lassen.
Fazit
Die Mauser M 18 ist ideal für Puristen und preis- wie qualitätsbewusste Jäger. Für 895 Euro bekommen sie einen made in Germany-Repetierer, der alles hat, was so eine Waffe braucht. Sie ist präzise, robust, führig sowie erstklassig verarbeitet. Der Schlossgang ist weich, der Preis heiß. Mit mittelklassiger Optik und der hauseigenen Hexalock-Montage (169 Euro) gibt es für rund 2.000 Euro ein top Gesamtpaket. Wenn ich sparsamer Purist wäre, hätte ich die eine, sonst keine!